Fed-Aussagen schüren Hoffnungen US-Börsen weiter im Aufwind
10.10.2023, 23:32 Uhr Artikel anhören
Anleihen bleiben als sicherer Hafen gesucht, Gold gibt etwas nach.
(Foto: AP)
Signale von der Fed, dass weitere Zinserhöhungen zaghafter erfolgen könnten, versetzen die Anleger an der Wall Street in Kauflaune. Die US-Börsen schließen erneut im Plus. Trotz der unsicheren Lage in Nahost geben die Ölpreise etwas nach.
Trotz der anhaltenden heftigen Kämpfe im Nahen Osten decken sich die US-Anleger nach dem anfänglichen Schock erneut mit Aktien ein. Für gute Stimmung am Dienstag sorgten Zinshoffnungen nach den jüngsten Aussagen der Notenbanker. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,4 Prozent höher auf 33.739 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,6 Prozent auf 13.562 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,5 Prozent auf 4358 Punkte zu.
Wichtige Vertreter der US-Notenbank Fed wie Vizechef Philip Jefferson deuteten zuletzt an, dass die hohen Anleiherenditen "Vorsicht" bei weiteren Zinserhöhungen erforderten. Dies schürte Hoffnungen auf ein baldiges Ende der geldpolitischen Straffung. Viele Investoren hatten vergangene Woche US-Bonds aus den Depots geworfen, nachdem die Währungshüter erklärten, weitere Anhebungen der Zinssätze seien nicht ausgeschlossen. "Die Entscheidungsträger der Fed sind anscheinend etwas verunsichert durch die Tatsache, wie viel Einfluss ihre eigenen Kommentare auf die Anleiherenditen gehabt haben", sagte Craig Erlam, Analyst beim Handelshaus Oanda.
Die Sorgen über die Entwicklungen in Israel rückten zunächst in den Hintergrund. Die radikal-islamistische Hamas hatte am frühen Samstag mit einem überraschenden Großangriff auf Israel die schwerste Eskalation im Nahost-Konflikt seit Jahren ausgelöst. "Wenn sich der Konflikt in Grenzen hält, glaube ich nicht, dass er große Auswirkungen auf die Börsen haben wird", kommentierte Peter Cardillo, Chefvolkswirt beim Finanzdienstleister Spartan Capital Securities.
US-Bonds weiter gefragt
Am Montag hatten Anleger Aktien verkauft und sichere Anlagehäfen angesteuert. So fiel die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen im Gegenzug zum steigenden Kurs auch am Dienstag auf 4,647 nach zuvor 4,782 Prozent. Auch diese Fluchtbewegung in Staatsanleihen trage zur Stabilität der Börsen bei, da die Renditen dadurch gesunken seien, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.
Der Goldpreis drehte allerdings minimal ins Minus auf rund 1860 Dollar je Feinunze. Auch der Dollar-Index büßte 0,2 Prozent auf 105,760 Punkte ein. Der Euro rückte im Gegenzug um 0,3 Prozent auf 1,0597 Dollar vor.
Bei den Einzelwerten konnten Rüstungsfirmen wie Lockheed Martin und Northrop Grumman ihre Kursgewinne nicht halten und verloren bis zu 1,4 Prozent. Die Titel des US-notierten und in Israel ansässigen Chipherstellers Tower Semiconductor und Fahrzeugausrüsters Mobileye schlugen indes einen Erholungskurs ein und gewannen jeweils rund 1,5 Prozent.
Entspannungssignale kamen auch vom Ölmarkt, wo die Preise zurückgingen. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich je um 0,6 Prozent auf 87,59 und 86,80 Dollar pro Barrel (159 Liter). Versorgungsängste nach der militärischen Eskalation im Nahen Osten hatten die Rohölpreise am Montag um mehr als vier Prozent in die Höhe getrieben. Investoren sollten sich Marktteilnehmern zufolge jedoch auf weitere Schwankungen vorbereiten. Während Israel nur sehr wenig Rohöl produziert, befürchten Investoren, dass eine Ausweitung des Konflikts die Versorgung im Nahen Osten beeinträchtigen und das erwartete Defizit für den Rest des Jahres verschärfen könnte. "Sollten sich Berichte über eine Beteiligung Irans als wahr erweisen, würde dies den Preisen einen weiteren Auftrieb geben", sagten die ING-Analysten.
Der europäische Gaspreis stieg unterdessen stark an, nachdem ein Leck in einer Gaspipeline im Baltikum entdeckt wurde. Der europäische Future gewann 14,5 Prozent auf 49,25 Euro je Megawattstunde. Die Pipeline zwischen Finnland und Estland ist nach Einschätzung der finnischen Regierung von außen beschädigt worden.
Quelle: ntv.de, ino/rts