Einbruch um 3,3 Prozent Ukraine-Krise bremst deutsche Exporte
04.05.2022, 10:35 Uhr
Der Ukraine-Krieg wirkt sich negativ auf die deutschen Exporte aus
(Foto: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich)
Lieferengpässe, hohe Inflation und steigende Zinsen: Die deutschen Exporte sind in Folge des andauernden Krieges in der Ukraine und den westlichen Sanktionen gegen den russischen Aggressor erstmals so stark eingebrochen wie zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020.
Der russische Einmarsch in die Ukraine hat sich im März erstmals in der deutschen Exportbilanz niedergeschlagen. Demnach sanken die Warenausfuhren aus der Bundesrepublik im Vergleich zum Vormonat um 3,3 Prozent auf 120,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Einen vergleichbaren Export-Einbruch gab es zuletzt im April 2020, als die Corona-Pandemie den Außenhandel ausbremste. Die Importe legten dagegen im März um 3,4 Prozent zu, nach einem Plus von 4,7 Prozent im Februar.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Minus von 2,0 Prozent gerechnet, nachdem es im Februar noch ein saison- und kalenderbereinigtes Wachstum von 6,2 Prozent gegeben hatte. "Der Exportrückgang ist auch das Resultat des Ukraine-Kriegs", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger. "Die März-Daten sind hier die ersten, bei denen das so richtig sichtbar wird."
Insgesamt exportierte Deutschland im März 2022 kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 120,6 Milliarden Euro. Das waren 8,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Importe stiegen um 20,3 Prozent auf 117,4 Milliarden Euro. Die deutschen Ausfuhren nach Russland brachen im März wegen der Sanktionen und anderer Maßnahmen zur Exportbeschränkung um 62,3 Prozent auf nur noch 900 Millionen Euro ein. Die Importe aus der Russischen Föderation gingen lediglich um 2,4 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zurück. Russland liefert vor allem Rohstoffe und Energie.
Die deutschen Ausfuhren in die EU-Mitgliedstaaten schrumpften im März um 1,7 Prozent. Die Exporte zum wichtigsten Kunden USA wuchsen dagegen um 3,2 Prozent, während die nach China um 4,3 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro fielen. Die Volksrepublik kämpft derzeit mit rigiden Maßnahmen gegen eine neue Corona-Welle, was auch den Handel behindert. "Der Corona-Ausbruch in China wird dem Sektor noch zu schaffen machen", sagte Ökonom Krüger. Auch das Geschäft mit Großbritannien gab nach, und zwar um 3,9 Prozent.
Schnelle Besserung ist nicht in Sicht. "Die deutschen Exporte laufen Gefahr aus dem Tritt zu kommen", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Das internationale Umfeld trübt sich ein. Lieferkettenschwierigkeiten, hohe Inflation und steigende Zinsen sind nicht gerade gute Zutaten für anziehende Exporte."
Quelle: ntv.de, bek/dpa/RTS