Zollstreit beigelegt Wacker Chemie punktet mit China-Deal
18.03.2014, 10:57 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Zu den ausführlichen Jahreszahlen packt Wacker Chemie eine Einigung mit China zur Einfuhr von Reinsilizium. Gepaart mit einem etwas zuversichtlicheren Ausblick bringt das die Anleger in Kauflaune.
Ein kräftiger Gewinnrückgang 2013 und Zuversicht für 2014: Das sorgt bei den Anlegern des Spezialchemiekonzerns Wacker Chemie für gute Laune. Der Kurs des MDax-Konzerns legte rund 1 Prozent auf 96,30 Euro zu, während das Marktumfeld negativ ausfiel. Erste Analystenstimmen sehen einen Test der 100-Euro-Marke anstehen.
Laut Wacker sollen Umsatz und Gewinn 2014 wieder zulegen. In den ersten beiden Monaten hätten alle Geschäftsbereiche eine solide Nachfrage verzeichnet, erklärte der Konzern. Die Umsätze mit Polysilizium aber auch im Halbleiter- und Chemiegeschäft haben in den ersten beiden Monaten über den Vorjahreswerten gelegen. Für das erste Quartal rechnen die Münchner jetzt mit Erlösen von 1,1 Milliarden Euro, nach 1,08 Milliarden Euro im Vorjahr.
Konzernjahresüberschuss im Blick
Im Gesamtjahr peilt Wacker einen Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Das operative Ergebnis (EBITDA) soll um mindestens 10 Prozent zulegen. Dabei helfen wird Wacker Chemie allerdings ein Sonderertrag von rund 115 Millionen Euro, den die Münchner durch die Neuregelung der Vertrags- und Lieferbeziehungen mit einem Kunden aus der Solarindustrie verbuchen konnten.
Auch der Konzernjahresüberschuss soll sich 2014 verbessern. Dabei unterstellt Wacker Chemie höhere Abschreibungen in der Größenordnung von etwa 600 Millionen Euro und eine Steuerquote von über 50 Prozent. Die Investitionen werden ohne Berücksichtigung des Mehrheitserwerbs am Gemeinschaftsunternehmen Siltronic Silicon Wafer mit rund 550 Millionen Euro veranschlagt und damit etwas höher als im Vorjahr. Bei den Nettofinanzschulden wird mit einem Anstieg um rund 300 bis 400 Millionen Euro gerechnet.
Deal mit China
Niedrige Preise für Polysilizium und Halbleiterwafer haben Wacker Chemie das abgelaufene Jahr verhagelt. Der Konzern musste daher, wie bereits im Februar mitgeteilt, einen kräftigen Gewinnrückgang hinnehmen. Die Münchner gehören zu den weltweit größten Produzenten von Reinstsilizium, das als Grundstoff für Solaranlagen benötigt wird.
2014 erwartet Wacker bei den Polysiliziumpreisen jetzt eine leichte Erholung. Die Absatzmengen und der Umsatz der Sparte sollen über Vorjahr liegen. Das Unternehmen geht zwar davon aus, dass der Photovoltaikmarkt sein Wachstum fortsetzen wird. Es gebe aber nach wie vor Überkapazitäten in der gesamten Wertschöpfungskette, hieß es.
Geeinigt hat sich Wacker Chemie inzwischen auch mit dem chinesischen Wirtschaftsministerium. Die drohenden Antidumpingzölle sind jetzt vom Tisch. Die Übereinkunft ermögliche es Wacker Chemie seinen chinesischen Kunden weiter Polysilizium zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten, erklärte der Konzern.
Das Abkommen verpflichtet Wacker, das an seinen europäischen Produktionsstätten hergestellte Polysilizium in China nicht unter einem bestimmten Mindespreis, der sich an gängigen Marktpreisen orientiert, zu verkaufen. Im Gegenzug hat China zugesichert, auf Antidumping- und Antisubventionszölle auf dieses Material zu verzichten.
Halbleiter- und Chemiesparte positiv
Etwas aufgehellt haben sich auch die Perspektiven für Wacker im Halbleitergeschäft. Dank der Vollkonsolidierung des Gemeinschaftsunternehmens Siltronic Silicon Wafer, an dem Wacker jetzt 78 Prozent hält, erwartet Wacker in der Sparte in diesem Jahr mehr Umsatz und operativen Gewinn. Der Preisdruck werde aber anhalten, so Wacker Chemie weiter.
Auch in den Chemiesparten sieht Wacker Chemie gute Chancen für weiteres Erlöswachstum. Bei der Gewinnentwicklung wird für die einzelnen Sparten ein gemischtes Bild gezeichnet. Bei Wacker Silicones, das unter Preisdruck bei Standardprodukten leidet, wird das operative Ergebnis leicht unter Vorjahr gesehen, bei Wacker Polymers wird ein leicht steigender operativer Gewinn in Aussicht gestellt.
Weniger Dividende
Für das abgelaufene Jahr will Wacker Chemie weniger Dividende zahlen als im Vorjahr. Die Aktionäre sollen je Aktie nur noch 0,50 Euro erhalten, nach 0,60 Euro im Vorjahr. Im vergangenen Jahr hatte Wacker Chemie einen scharfen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Das operative Ergebnis (EBITDA) war um knapp 15 Prozent auf 679 Millionen Euro gefallen. Unter dem Strich war der Gewinn auf 6 Millionen Euro abgeschmolzen, nach 115 Millionen Euro im Vorjahr. Die Erlöse gaben um gut 3 Prozent auf rund 4,5 Milliarden Euro nach.
Charttechnisch interessant
Einen erneuten Test der Kursmarke von 100 Euro halten Marktexperten bei Wacker Chemie für wahrscheinlich. Die Aussagen zum Gewinn- und Umsatzwachstum seien zwar gemessen an den Markterwartungen eher vorsichtig, hieß es. Der Markt rechne mit einem EBITDA-Wachstum von knapp 40 Prozent in diesem Jahr, Wacker hat mindestens 10 Prozent angekündigt. "Das Umfeld ist aber positiv", so dass der Kurs nach dem jüngsten Rückschlag nun Erholungspotenzial habe. Zudem hätten sich die Solarwerte selbst in der Krim-Krise gut gehalten.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ