Wirtschaft

Heckler & Koch in der G36-Krise Waffenbauer fürchten um Arbeitsplätze

Verschlossen: Heckler & Koch redet nicht gern über seine Geschäfte.

Verschlossen: Heckler & Koch redet nicht gern über seine Geschäfte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Affäre um das angeblich nicht treffsichere Standardgewehr der Bundeswehr ist nicht der einzige Skandal beim Hersteller Heckler & Koch. Nicht nur die Belegschaft ist verunsichert. Ein ganzer Ort spürt die Krise.

Wann immer die Mitarbeiter von Heckler & Koch (H&K) dieser Tage die Zeitung aufschlagen, lesen sie nichts Gutes über ihren Arbeitgeber. Das Sturmgewehr G36, das die Firma aus Oberndorf am Neckar für die Bundeswehr fertigt, sei nicht treffsicher, heißt es da. Es ist nicht das erste Mal, dass der baden-württembergische Waffenproduzent in der Kritik steht.

"Heckler & Koch ist gefühlt ständig in den Negativschlagzeilen - was für absolute Unruhe in der Belegschaft sorgt", sagt Dorothee Diehm von der IG Metall. Rund 645 Menschen arbeiten nach H&K-Angaben für die Firma, die ein wichtiger Waffenlieferant für die Bundeswehr, die Polizei und auch für die Nato ist. Nach den jüngsten Zahlen von 2013 setzte das Unternehmen rund 172 Millionen Euro um.

Mehrmals schon wurde Heckler & Koch verdächtigt, illegal Waffen in Krisenregionen zu liefern - etwa nach Libyen. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen in diesem Fall zwar ein. Derzeit ermittelt die Behörde aber noch wegen möglicher illegaler Waffenlieferungen nach Mexiko.

Illegale Lieferungen und Bestechung

Auch von Bestechungsversuchen ist die Rede. Zuletzt sorgte das Unternehmen zudem mit einem Rechtsstreit in der Führungsetage für Aufmerksamkeit: Der langjährige H&K-Chef Niels Ihlhoff wurde Anfang des Jahres seines Amtes enthoben. Zu den Hintergründen schweigt der Hersteller, der seine Türen generell lieber verschlossen hält.

Das Werk von Heckler & Koch ist immer wieder das Ziel von Protesten friedensbewegter Aktivisten.

Das Werk von Heckler & Koch ist immer wieder das Ziel von Protesten friedensbewegter Aktivisten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Heckler & Koch baut neben Sturmgewehren wie dem G36 unter anderem Maschinenpistolen und -gewehre. Auch für Sportschützen hat die Firma Waffen im Portfolio. Wie hoch der zivile Anteil ist, schlüsselt man dort allerdings nicht auf.

Was es für Heckler & Koch bedeuten würde, wenn der Auftrag der Bundeswehr für die G36-Gewehre wegen mangelnder Treffsicherheit wegbräche, möchte das Unternehmen ebenfalls nicht kommentieren. Nicht einmal die Angestellten wissen Konkretes. Es sei aber "ein nicht vernachlässigbarer Teil des Umsatzes", sagt Gewerkschaftsvertreterin Diehm. Und: "Wenn man das nicht kompensieren kann, bedeutet das Arbeitsplatzverlust."

Die Firma ist demnach "hoch abhängig vom Bund" und muss wegen der Debatte um G36 neben einem Image- auch einen beträchtlichen finanziellen Schaden fürchten. Dass bereits Schadensersatzforderungen gegen den Hersteller geprüft werden, dementierte das Verteidigungsministerium zuletzt zwar. Ressortchefin Ursula von der Leyen schloss allerdings nicht aus, dass die rund 167.000 G36-Exemplare, die noch von der Bundeswehr genutzt werden, aus dem Verkehr gezogen werden müssen.

Vom Fahrrad- zum Waffenhersteller

Trotz der öffentlichen Kritik steht die Belegschaft ebenso hinter dem Unternehmen wie auch die Menschen in der Region. "Das Unternehmen ist der größte Arbeitgeber in unserer Stadt", sagt Oberndorfs Bürgermeister Hermann Acker. H&K hat dort eine lange Historie. Vor mehr als 65 Jahren wurde das Unternehmen gegründet - und produzierte zunächst Ersatzteile für Haushaltsmaschinen und Fahrräder.

Als einer der wenigen deutschen Betriebe durfte Heckler & Koch nach eigenen Angaben auch während des alliierten Rüstungsverbots bereits Waffen und Ersatzteile für Polizei, Bundesgrenzschutz und die alliierten Besatzungstruppen herstellen.

"Die Polizei, die in den Krisenherden auf der Welt eingesetzten Bundeswehrangehörigen und weitere Einsatzkräfte der Nato haben bislang großen Wert auf die in Oberndorf am Neckar hergestellten Geräte gelegt", betont Bürgermeister Acker. Die Produkte dienten auch der Sicherheit, Verteidigung und Terrorismusbekämpfung.

Quelle: ntv.de, Antonia Lange, dpa

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