Chef von MediaMarktSaturn "Was bringen offene Filialen am Sonntag, Herr Wildberger?"
17.01.2024, 19:14 Uhr Artikel anhören
Die gesetzlichen Regelungen zur Sonntagsöffnung sind im Ladenschlussgesetz festgelegt und variieren in den Bundesländern.
(Foto: picture alliance / Panama Pictures)
Der Chef der Elektronikhandelskette MediaMarktSaturn, Karsten Wildberger, hat sich dafür ausgesprochen, dem Einzelhandel in Deutschland reguläre Sonntagsöffnungen zu ermöglichen. Im Interview mit ntv.de erzählt er, was er sich davon erhofft und warum er niemanden zur Sonntagsarbeit zwingen wird.
ntv.de: Die Sonntagsruhe im Einzelhandel ist Ihnen ein Dorn im Auge. Was erhoffen Sie sich davon, wenn Filialen von MediaMarktSaturn auch sonntags öffnen dürfen?
Karsten Wildberger: Viele Kunden möchten gerne am Wochenende flexibler einkaufen gehen – dazu zählt eben auch der Sonntag. Wir wollen unseren Kunden möglichst attraktive Öffnungszeiten anbieten. Das heißt nicht, dass flächendeckend jede MediaMarktSaturn-Filiale sonntags geöffnet haben soll. Aber dort, wo die Kunden das Angebot annehmen, kann ich dem Konzept sehr viel abgewinnen.
Glauben Sie wirklich, dass mehr Kunden im Laden einkaufen, nur weil das Geschäft auch sonntags geöffnet ist?
MediaMarktSaturn ist ein sogenannter Omnichannel-Anbieter. Das heißt, wir sind online und offline aktiv. Außerdem können unsere Kunden online bestellen und binnen 30 Minuten ihre Ware im Markt abholen, wenn diese dort verfügbar ist. Ich bin mir sicher, viele Kunden würden gerne mal an einem Sonntag einkaufen gehen, wenn es vielleicht etwas ruhiger ist.

Karsten Wildberger ist auch Vorstandschef des Mutterkonzerns Ceconomy.
(Foto: IMAGO/Funke Foto Services)
Gerade während der Corona-Pandemie haben die Menschen wie wild im Internet bestellt. Wieso sollten Kunden auf eine große Auswahl und die Lieferung nach Hause verzichten?
Ich glaube, die Vielfalt macht den Unterschied. Viele Kunden wollen im Einzelhandel gerne beraten werden und Dinge anfassen, bevor sie sie kaufen. Die Menschen sehnen sich auch nach einem persönlichen Austausch. Wir sehen, dass die Umsätze über den reinen stationären Handel wieder deutlich steigen, während die hohen Online-Zahlen der Pandemie sich wieder normalisieren.
Steckt hinter der Idee auch der Wunsch nach mehr Umsatz?
Es geht auch um die Frage: Wie können wir Innenstädte attraktiver machen? Dazu trägt der Einzelhandel maßgeblich bei. Am Ende des Tages werden sich die Modelle durchsetzen, die den Kunden ein hohes Maß an Flexibilität und ein gutes Leistungsspektrum anbieten können.
Sie sind überzeugt davon, dass der stationäre Handel der Anker der Innenstädte bleibt. Ist diese Annahme nicht längst von der Realität überholt?
Nach Corona hat die stationäre Nachfrage und die Kundenfrequenz bei MediaMarktSaturn einen enormen Zuwachs erlebt. Ich bin überzeugt, dass unser Omnichannel-Angebot große Vorteile für den Kunden bringt. Der Trend ist ganz klar: Der Einzelhandel muss auf möglichst vielen Anlaufstellen für die Kunden erreichbar sein. Das ist absolut das Modell der Zukunft. Selbst in schwierigen Zeiten für den Handel geben uns die Zahlen recht.
Der Fachkräftemangel geht auch am Einzelhandel nicht spurlos vorbei. Einige Läden haben bereits ihre Öffnungszeiten reduziert. Könnten Sie längere Öffnungszeiten überhaupt stemmen?
Wir arbeiten mit einer flexiblen Einsatzplanung, um auf die Kundenwünsche entsprechend eingehen zu können.
Wie wollen Sie den Vorschlag Ihren Angestellten schmackhaft machen?
Es ist uns immer gelungen, mit flexibler und freiwilliger Einsatzplanung Stoß- und Randzeiten für Kunden sehr gut abzubilden. Das würde uns auch an Sonntagen gelingen.
Mit Karsten Wildberger sprach Juliane Kipper
Quelle: ntv.de