Dax und Dow lassen Federn Was entdeckt die Fed im US-Jobbericht?
04.09.2015, 16:08 Uhr
(Foto: REUTERS)
In den USA schaffen die Unternehmen im August weniger neue Jobs als erwartet. Das dürfte Anleger nicht unbedingt traurig stimmen. Denn die Fed macht ihre Zinswende vom Arbeitsmarkt abhängig. Doch zwei Sonderfaktoren zeigen in eine andere Richtung.
Trotz robusten Wirtschaftswachstums sind in den USA im August weniger neue Jobs entstanden als erwartet. Da zugleich jedoch auch die Erwerbsbeteiligung stärker als erwartet fiel, sank die Arbeitslosenquote. Wie das US-Arbeitsministerium berichtete, stieg im August die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft um 173.000. Volkswirte hatten einen Stellenzuwachs um 220.000 erwartet. Zugleich wurden die Angaben für die beiden Vormonate nach oben korrigiert.
An den Märkten gaben die Kurse teils deutlich nach. Der Dax büßte drei Prozent ein. Die Wall Street eröffnete ebenfalls leichter.
Der Jobreport gilt als Gradmesser für die Gesundheit der US-Wirtschaft und ist für die Notenbank Federal Reserve eine wichtige Richtschnur bei der Bestimmung des geldpolitischen Kurses. Allerdings hatten Ökonomen die Aussagekraft der August-Daten bereits in Frage gestellt. Denn für keinen anderen Monat werden die Zahlen später stärker korrigiert - und zwar nach oeben. Der durchschnittliche Revisionsbedarf liegt bei rund 60.000 Stellen.
Die separat erhobene Arbeitslosenquote sank im August auf 5,1 von 5,3 Prozent. Ökonomen hatten einen Rückgang auf 5,2 Prozent erwartet. Für diese Statistik werden private Haushalte befragt, für die Beschäftigtenzahl hingegen Unternehmen und Behörden.
September oder Dezember oder 2016?
In den USA rückt der Zeitpunkt für eine erste Zinserhöhung immer näher. Derzeit sind die Marktteilnehmer gespalten, ob ein solcher Schritt bereits bei der Ratssitzung im September oder doch erst auf jener im Dezember kommen wird. Mit den soliden Daten ist die Chance auf eine frühe Zinserhöhung eher gestiegen. Die Fed hält den Leitzins seit Ende 2008 bei fast null.
Für Marco Bargel, Chefvolkswirt bei der Postbank, ist der Bericht nicht ganz eindeutig. "Die USA bewegen sich in großen Schritten in Richtung Vollbeschäftigung." Auf der anderen Seite falle jedoch der Beschäftigungszuwachs nicht besonders stark aus. Mit Blick auf die Zinsentscheidung der Fed sagte er: "Es bleibt eine enge Geschichte." Es gebe einen starken Willen, von der Nullzinspolitik wegzukommen. "Aber die Entwicklung in China könnte da einen Strich durch die Rechnung machen. Grundsätzlich ist aber ein Zinsschritt im September nicht ausgeschlossen."
Ralf Umlauf von der Helaba verwies darauf, dass sich Arbeitsmarktlage weiter klar verbessert habe. Der Stellenaufbau sei robust. "Die Arbeitslosenquote sinkt deutlicher als erwartet." Seiner Einschätzung nach wird die US-Notenbank die Daten "zwar wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Die Falken dürften vor diesem Hintergrund den September-Termin wieder ins Spiel bringen wollen."
Quelle: ntv.de, jwu/rts