Millionen Kunden betrogen Weltgrößte Bank schafft Verkaufsziele ab
14.09.2016, 10:31 Uhr
Wells Fargo erreichte mit drei US-Behörden einen Vergleich und zahlt eine Strafe von 185 Millionen Dollar.
(Foto: AP)
Im Skandal um falsche Konten setzt die US-Großbank Wells Fargo auf Aufklärung. Bei einer Prüfung soll genau untersucht werden, wer was wann wusste. Auch die fragwürdigen Praktiken von Vertriebsmaßnahmen will das Unternehmen einstellen.
Der Vorwurf wiegt schwer: Mitarbeiter der größten Bank der Welt sollen Kunden systematisch zu kostspieligen Finanzprodukten überredet haben, die diese weder angefordert noch gebraucht haben. Die Angestellten wollten dadurch offenbar anspruchsvolle Verkaufsziele erreichen. Zudem hatten Wells-Fargo-Mitarbeiter mehr als zwei Millionen - teils gebührenpflichtige - Konten für Kunden ohne deren Wissen eingerichtet. Dieses Verhalten sei nicht zu akzeptieren", sagte US-Finanzminister Jack Lew. Es müsse verfolgt und abgestellt werden.
Als Reaktion kündigte Wells Fargo an, im Privatkundengeschäft künftig keine Verkaufsziele mehr ausgeben zu wollen. Wegen unangemessen Verhaltens hatte die Bank bereits 5300 Mitarbeiter entlassen. Bei zehn Prozent von ihnen handele es sich um Manager, sagte Finanzvorstand John Shrewsberry. Darunter seien auch Filialleiter. Bei einer Prüfung solle nun genau untersucht werden, wer was wann wusste, sagte Shrewsberry bei einem Branchentreffen. Dabei werde vor keiner Hierarchieebene halt gemacht.
Wells Fargo hatte in der Sache in der vergangenen Woche mit drei US-Behörden einen Vergleich erreicht und zahlt eine Strafe von 185 Millionen Dollar. Zudem sollen Kunden der Bank fünf Millionen Dollar Entschädigung für fingierte Konten unter ihrem Namen erhalten.
Aufschrei rund um die Verkaufspraktiken
Wie andere Banken auch, vertreibt Wells Fargo parallel mehrere Finanzprodukte, die sie dann ihren Kunden anbietet, um Einnahmen und Gewinne zu einer Zeit zu steigern, in der die Geldhäuser unter der mauen Konjunktur und ultraniedrigen Zinsen leiden. Beim sogenannten Cross Selling wird Kunden gleich mehr als nur ein Finanzprodukt angeboten.
Immerhin lässt sich Wells Fargo stärker als seine Rivalen in die Karten blicken, wie ausgeprägt diese Verkaufstaktik angewandt wird. Einige Angestellte der Bank haben aber berichtet, wie sie sich mehrmals am Tag zusammensetzen müssten, um Absatzziele zu vereinbaren. Viele Filialangestellte erhalten Boni - je nachdem, ob sie die Ziele erreichten oder gar übertrafen.
Die nach Marktwert größte US-Bank hat mit den Folgen dieser Anschuldigungen, nach denen etwa auch Konten ohne Wissen der Kunden eröffnet wurden, weiterhin zu kämpfen. Einige Demokratische Senatoren fordern beispielsweise Anhörungen wegen dieser Verkaufspraktiken. Auch gab es einzelne Vorschläge von Analysten und Aktivisten für Gehaltsrückforderungen von den verantwortlichen Topmanagern bei Wells Fargo. Dazu wollte die Bank sich nicht äußern. Der Aufschrei rund um die Verkaufspraktiken bedroht die Reputation der Bank aus San Francisco, die sich bewusst volksnah gibt und damit von den großen Wall-Street-Instituten abgrenzt.
Quelle: ntv.de, jki/rts/dj