Wirtschaft

Verband: Künftig noch teurer Weniger neue Wohnungen bewilligt

Die Handwerker sind ausgelastet.

Die Handwerker sind ausgelastet.

(Foto: picture alliance / Sebastian Kah)

Die Zahlen lösen Besorgnis aus: Ungeachtet der Wohnungsknappheit vor allem in Ballungszentren werden weniger Neubauten genehmigt. Branchenvertreter schlagen Alarm. Andere verweisen auf den hohen Auftragsbestand und Grenzen des Machbaren.

Trendwende auf dem deutschen Immobilienmarkt: Trotz der großen Nachfrage sind 2017 erstmals seit 2008 weniger neue Wohnungen bewilligt worden als im Vorjahr. Die Zahl der Genehmigungen für Neu- und Umbauten sank um 7,3 Prozent auf gut 348.000, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von 2008 bis 2016 waren die Zahlen stetig gestiegen.

Für den dringend benötigten Neubau sind diese Daten keine guten Vorzeichen. Wegen des Ansturms auf die Städte sind Wohnungen vielerorts knapp und die Preise rasant gestiegen. So sind nach Einschätzung von Politik und Bauwirtschaft jährlich 350.000 bis 400.000 neue Wohnungen nötig, um den Bedarf zu decken. Der Neubau hinkt jedoch hierzulande bisher hinterher: 2016 wurden 278.000 Wohnungen errichtet, im vergangenen Jahr dürften es laut Zentralverband des Deutschen Baugewerbes gut 300.000 gewesen sein.

Der Rückgang der Genehmigungen lasse befürchten, dass "Wohnungen künftig noch knapper und die Schlangen bei den Wohnungsbesichtigungen noch länger werden", erklärte der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Es mangele an Grundstücken, Planungs- und Genehmigungskapazitäten in Ämtern und an schnellen, standardisierten Bauweisen, monierte der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.

Jedoch sind die Baugenehmigungen nicht in allen Bereichen so deutlich gefallen. So nahmen sie für Wohnungen in Einfamilienhäusern um 5 Prozent ab, bei Zweifamilienhäusern war das Minus mit 2,7 Prozent kleiner und bei Mehrfamilienhäusern gab es fast gar keine Änderung. Kräftig sank dafür die Zahl der Genehmigungen für Wohnheime, zu denen auch Flüchtlingsunterkünfte zählen (minus 41 Prozent). Da mittlerweile weit weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen als auf dem Höhepunkt der Krise, werden weniger neue Unterkünfte benötigt.

Laut der Förderbank KfW liegt das Problem ohnehin weniger bei den Genehmigungen, sondern bei der Umsetzung. Es habe sich ein Überhang an Zusagen aufgestaut. Angesichts des seit Jahren laufenden Immobilienbooms stößt die Bauwirtschaft an ihre Grenzen: Handwerker und Baufirmen sind ausgelastet und suchen Fachkräfte. Die Branche selbst erwartet, 2018 die Nachfrage nicht decken zu können. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes rechnet mit 320.000 neuen Wohnungen - doppelt so viele wie 2010, aber immer noch zu wenig.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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