Wirtschaft

15 Prozent auf Guthaben ab 100.000 Euro Zypern debattiert Zwangsabgabe

Schwenkt Zypern doch auf EU-Kurs ein?

Schwenkt Zypern doch auf EU-Kurs ein?

(Foto: picture alliance / dpa)

" Ich denke, wir können noch heute zu einem Ergebnis kommen", sagt der Fraktionschef der Regierungspartei, Neophytou. Und offenbar kommt die Regierung auf der Suche nach einer Rettung Zyperns vor dem finanziellen Kollaps voran. So wird mittlerweile auch eine Zwangsabgabe auf Bankguthaben debattiert. Zudem gibt es "grünes Licht" für die Übernahme Hunderter Filialen der Cyprus Bank und Popular Bank (Laiki) durch ein griechisches Geldinstitut. Moody's reagiert umgehend.

Zyperns Rettung oder finanzieller Untergang - die Entscheidung fällt in den nöchsten Stunden. Obwohl die Situation höchst vertrackt ist und die Politiker des Landes unter immensem Druck stehen, hofft der Fraktionschef der Regierungspartei Disy auf einen Durchbruch: "Wir arb eiten sehr hart daran, eine Lösung für unser Problem zu finden. Ich denke, wir können noch heute zu einem Ergebnis kommen", sagte Averof Neophytou.

Nach Informationen des zyprischen Fernsehens ist eine Zwangsabgabe von 15 Prozent auf Guthaben von mehr als 100.000 Euro im Gespräch. Das zyprische Fernsehen berichtete, dass diese Abgabe zu dem jüngsten Konzept der Regierung in Nikosia gehöre, um den in der kommenden Woche drohenden Bankrott zu vermeiden.

Das Parlament debattiert derzeit auch über die von der Regierung geplanten Kapitalverkehrskontrollen und die Bankenrestrukturierung. Eine Entscheidung zum Rettungspaket sollte noch am Abend fallen.

Die Behörden sollen nach dem Willen der Regierung bei Überweisungen, Auszahlungen und Scheckeinlösungen Obergrenzen setzen können. Sie sollen sogar die Möglichkeit bekommen, Girokonten in Festgeldkonten umzuwandeln. Derzeit sind die Banken, die seit dem vergangenen Wochenende zwangsgeschlossen sind, nicht wieder geöffnet. Laut einem an den Verhandlungen beteiligten Insider könnte die Kapitalkontrolle "für Monate" in Kraft bleiben.

Werden die Kapitalkontrollen eingeführt, ist das aber nur der erste Schritt, um den Kollaps zu vermeiden. Zypern muss bis Montag knapp 6 Mrd. Euro aufbringen, um die Bedingungen für ein Troika-Hilfspaket von 10 Mrd. Euro zu erfüllen und damit eine Staatspleite abzuwenden.

Athen greift zu

Gleichzeitig schirmt sich das ebenfalls in der Schuldenkrise steckende Griechenland von der Finanzkrise in Zypern ab. Die griechische Piräus Bank übernimmt die 291 Filialen der angeschlagenen zyprischen Banken Cyprus Bank und Popular Bank (Laiki) in Griechenland. Der griechische Finanzstabilitätsfonds genehmigte die Übernahme. Wie das griechische Staatsradio weiter berichtete, haben die EU-Behörden bereits grünes Licht gegeben. Der Preis wurde nicht bekannt. Die Übernahme des griechischen Geschäfts der zyprischen Banken soll verhindern, dass die Zypern-Krise auf den ohnehin angespannten griechischen Banksektor übersch Piraeus-Papiere gewannen mehr als 20 Prozent. Mit den Übernahmen ermöglicht Griechenland Zypern, seinen völlig überdimensionierten Bankenapparat zu schrumpfen.

Gegen Angst und Panik

Die drei größten Banken Zyperns, die Bank of Cyprus, die Cyprus Popular Bank und die Hellenic Bank betreiben kleine, aber zahlreiche Filialen in Griechenland. Wie ihre zyprischen Pendants sind diese seit einer Woche geschlossen, sollen aber unbedingt Dienstag - nach einem Feiertag am Montag - wieder öffnen. Zusammen verwalten sie acht Prozent der griechischen Bank-Einlagen, zehn Prozent der Darlehen und betreiben etwa 300 Filialen.

Die griechische Regierung hatte mit Hochbetrieb an einer Einigung mit Zypern wegen der Banken gearbeitet. Athen wollte sicherstellen, dass die Griechen keine Angst um ihre Einlagen haben und eine Panik verhindern. Kreisen zufolge schätzt der weltgrößte Anleihenhändler Pimco, der eine Überprüfung der Kapitalbedürfnisse der zyprischen Geldhäuser vorgenommen hat, dass die zyprischen Banken in Griechenland mit etwa 1,5 Mrd. Euro rekapitalisiert werden müssen.

Moody's senkt den Daumen

Die US-Ratingagentur Moody's stufte indes die Bonität von drei zyprischen Banken auf "Caa3" von "Caa2" herab. Betroffen sind die Bank of Cyprus, die Cyprus Popular Bank und die Hellenic Bank, wie die Agentur am Freitag mitteilte. Eine weitere Herabstufung werde geprüft. Als Grund nannte Moody's die Gefahr von Verlusten bei Einlagen sowie die Unsicherheiten bei der Rekapitalisierung des maroden Bankensystems.

Verfolgen Sie die Geschehnisse auf Zypern auch im Liveticker

Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa

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