Marktberichte

Wall Street schließt im Minus Dax-Anleger sind "nervös und angeschlagen"

Dünnere Umsätze, dickere Kursausschläge: Das Jahresende naht. Nach dem Ölpreisverfall nehmen sich die Anleger hierzulande den stärker werdenden Euro zu Herzen. Keine gute Idee.

Zur Wochenmitte haben Dax und Co. neue Tiefstände erreicht, sich dann aber wieder etwas gefangen. Am Ende blieben dennoch Abschläge. Der Grund dafür war diesmal aber nicht bei den Ölpreisen zu finden, sondern am Devisenmarkt. Gleichzeitig stützte ein Dax-Wert den Index besonders.

Der Dax beendete den Handel mit einem Minus von 0,8 Prozent bei 10.592 Punkten. Das Tagestief markierte er bei 10560, das Tageshoch bei 10.720 Stellen. Der deutsche Aktienindex war damit erstmals seit sieben Wochen vorübergehend wieder unter 10.600 Punkte gefallen. Seit Monatsbeginn belaufen sich die Verluste des Leitindex auf rund 7 Prozent. Zum Start in diese Handelswoche hatte er aber deutliche Gewinne eingefahren, stand nur wenige Punkte von der psychologisch wichtigen 11.000er Marke entfernt, am Dienstag wurden die Gewinne dann komplett wieder abgegeben Der MDax gab zur Wochenmitte 0,7 Prozent auf 20.709 Zähler nach. Der TecDax schloss 0,5 Prozent schwächer und verabschiedete sich mit 1832 Punkten.

"Der Markt ist nervös und angeschlagen", resümierte ein Händler. Viele Marktteilnehmer hätten die Bücher geschlossen und das dünne Geschäft führe zu zusätzlichen Schüben in der ohnehin hohen Volatilität. Die Marktbreite habe sich mit Take-Profit-Signalen bei vielen Einzelwerten eingetrübt und von der Währungsseite komme eher Gegenwind, erläuterte er.

Euro bremst

Als Belastungsfaktor verwiesen Marktbeobachter auf den festen Euro. Der hat seit Dienstag zum Dollar um mehr als einen US-Cent aufgewertet und stieg über die psychologisch wichtige Marke von 1,10 Dollar gehandelt. Am Abend notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,1017 Dollar. Den Referenzkurs hatte die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittag auf 1,0941 Dollar festgelegt. "Große Banken heben ihre Kursziele für den Euro-Wechselkurs zum Dollar an, die Wahrscheinlichkeit für die Parität des Euro zum Dollar ist gesunken", kommentierte Jochen Stanzl von CMC Markets.

Seit der EZB-Sitzung in der vergangenen Woche hat die Einheitswährung Rückenwind. Die Zentralbank hatte zwar die Geldpolitik weiter gelockert, damit aber nicht die hohen Erwartungen des Marktes erfüllt. Entscheidend für den Eurokurs sei momentan der Blick auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed, sagte Ralf Umlauf, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Es wird zwar erwartet, dass die US-Notenbank erstmals seit knapp zehn Jahren den Leitzins erhöhen wird. Diese Erhöhung dürfte aber sehr "taubenhaft" verpackt werden, hieß es im Handel.

Ölpreisverfall nur kurzzeitig gestoppt

Ein Rückgang der Ölbestände in den USA schob die Ölpreise zur Wochenmitte am. Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um bis zu 3,3 Prozent auf 41,59 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit bis zu 38,99 Dollar etwa 4 Prozent mehr. Danach gingen die Preise allerdings wieder auf Talfahrt. Dem US-Energieministerium zufolge waren in der vergangenen Woche die Bestände überraschend gefallen. Analysten hatten überwiegend mit einem leichten Anstieg gerechnet. Es war der erste Rückgang der wöchentlichen Bestände seit September. 

Analysten sehen aufgrund eines äußerst hohen Angebots und der Förderpolitik der Opec weiteres Abwärtspotenzial. Die Ölpreise könnten bis auf 32 Dollar sinken, bevor die Opec ihre Förderpolitik ändere, schätzte etwa Carl Larry, Ölexperte beim US-Beratungsunternehmen Frost & Sullivan.

Dax: Stimmt die Chemie?

Bei den Einzelwerten stand vor allem der Chemiesektor im Blick. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, verhandeln die beiden US-Chemieriesen DuPont und Dow Chemical über eine Fusion. Bei einem Deal mit einem Volumen von etwa 120 Milliarden Dollar schlössen sich die Nummer eins und zwei in den USA zusammen. Besonders im Bereich Agrarchemie, aber auch bei ausgewählten Industriechemikalien wie Kunst- und Grundstoffen dürfte der neue Konzern an Marktmacht gewinnen, verlautete aus dem Handel.

Geplant ist angeblich eine Aufspaltung in drei Sparten. "Der neue US-Konzern könnte mit der Neuaufstellung drei Milliarden Dollar jährlich einsparen", sagte Heino Ruland, Head of Research bei ICF Brokers. "Das macht ihn wettbewerbsfähiger und erhöht den Druck auf Konkurrenten wie Lanxess, Covestro und DSM." Der Markt werde hier nun die übliche Merger-Mania spielen, hieß es. BASF verloren leicht, während Lanxess leicht gewannen.

Belastend für Bayer werteten Händler Berichte, wonach die europäische Arzneizulassungsbehörde EMA die für die Zulassung von Xarelto verantwortliche Studie unter die Lupe nimmt. Die Behörde überprüft, ob es dabei zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, die das Ergebnis der Studie beeinflusst haben könnte, berichtete das "Handelsblatt". Bereits am Montag waren Vorwürfe gegen den konkurrierenden Blutgerinnungshemmer Pradaxa von Boehringer erhoben worden. Bayer gaben rund 1,3 Prozent, gehörten damit zu den größten Dax-Verlierern.

Neue Details bei VW

"VW sind mit Abstand größter Gewinner", sagte n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil. Der Konzern hatte mitgeteilt, dass bislang keine rechtswidrigen Veränderungen bei Angaben zu Verbrauch und CO2-Werten festgestellt worden seien. Die ursprünglich veröffentlichte Anzahl von etwa 800.000 Fahrzeugen habe sich nicht bestätigt, ebensowenig wie die anfangs erwartete Belastung des Ergebnisses von 2 Milliarden Euro. Das trieb die Titel 7 Prozent an.

Lufthansa gerieten nach den Verkehrszahlen für November unter Druck. "Im November gab es einen herben Einbruch in der Passage", sagte ein Händler. Es sei der mit großem Abstand stärkste monatliche Rückgang im laufenden Jahr. Dieser ist allerdings hauptsächlich auf die Streik-Auswirkungen zurückzuführen. Die Zahl der Passagiere war im November im Jahresvergleich um 8,9 Prozent zurückgegangen. "Durchschnittlich gab es in diesem Jahr monatlich einen Anstieg von 2,5 Prozent", so der Händler. Man könne also von einem Einbruch sprechen. Die Anteilsscheine büßten etwas mehr als 1 Prozent ein.

Die jüngst arg unter Abgabedruck leidenden Versroger profitierten indes von der Stabilisierung der Ölpreise. Beide Werte konnten deutliche Gewinne verbuchen. Eon legten etwa 2,5 Prozent, RWE sogar rund 3 Prozent zu.

USA: Megadeal im Anflug

Die Turbulenzen am Ölmarkt veranlassten in den USA die Aktienanleger zum Ausstieg. Nach anfänglichen Kursgewinnen drehte die Wall Street ins Minus. Sie folgten damit den Ölpreisen, die ihr Plus von zeitweise über drei Prozent wieder abgaben und ihre Talfahrt weiter fortsetzten.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,4 Prozent und schloss bei 17.493 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 sackte um 0,8 Prozent auf 2048 Zähler ab. Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel um 1,5 Prozent auf 5023 Stellen.

Bei den Einzelwerten stand eine sich anbahnende Megafusion im Fokus. Dow Chemical und DuPont loten Insidern zufolge einen Zusammenschluss aus. Es wäre der größte der Chemie-Branche aller Zeiten. Dow Chemical verteuerten sich um 10,8 Prozent, DuPont um 10,0 Prozent.

Yahoo gaben 4,3 Prozent nach. Der Internet-Pionier hält nun doch an seinem milliardenschweren Alibaba-Anteil  fest und spaltet dafür das Kerngeschäft mit Suchmaschinen und Werbung ab.

Asien: Gleiche Themen, verschiedene Richtungen

Maue Konjunkturdaten aus China setzten zur Wochenmitte den Aktienmärkten in Fernost zu. Chinas Unternehmer macht ein seit Jahren anhaltender Rückgang der Erzeugerpreise zu schaffen. Frische Zahlen zeigten auch für den November keine Besserung. Zudem stiegen die chinesischen Verbraucherpreise zwar etwas stärker als erwartet, lagen mit 1,5 Prozent aber immer noch deutlich unter dem Durchschnitt  von 2,0 Prozent des vergangenen Jahres. Am Tag zuvor hatte bereits ein überraschend hoher Rückgang der Ausfuhren des Exportweltmeisters Konjunktursorgen geschürt.

In Tokio büßte der Nikkei knapp 1 Prozent auf 19.301 Punkte ein und fiel damit auf den niedrigsten Wert seit mehr als einem Monat. Der Composite-Index der chinesischen Leitbörse in Shanghai konnte sich dagegen nach den deutlichen Vortagsverlusten dem Abwärtstrend widersetzen und ging wenig verändert mit einem Plus von 0,1 Prozent aus dem Handel. In Hongkong verbuchte der Hangseng dagegen weiter Verluste. Der MSCI-Index für asiatische Aktien mit Ausnahme Japans notierte niedriger.

Quelle: ntv.de, bad/mbo/DJ/rts/dpa

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