Marktberichte

Trump-Effekt wie weggeblasen Dax-Anleger verlässt der Mut

Politische Börsen haben kurze Beine. Die Trump-Wahl beschäftigte die Aktienmärkte rund eine Woche, nun widmen sich die Anleger wieder altbekannten Themen - zuallererst der US-Zinsfrage. Für gute Laune sorgt das nicht.

"Die Börsianer wissen nicht genau, wie es weitergeht." So hat n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel die Situation auch am deutschen Aktienmarkt am Dienstag kommentiert. "Was wird Donald Trump machen? Was werden die Notenbanken machen? Steigen die US-Zinsen im Dezember oder nicht?" Viele Fragen, die für Verunsicherung auf dem Parkett sorgen und das ließ am Dienstag erst gar keine Angriffslaune auf den Bereich um den Dax-Widerstand bei 10.800 Punkten aufkommen. Bewegung gab es dagegen bei Öl und Euro - und einigen Einzelwerten.

Der Dax verabschiedete sich 0,4 Prozent fester mit 10.735 Punkten aus dem Handel. Das Tageshoch setzte der Leitindex bei 10.742 Zählern, das Tagestief bei 10.666. Am Montag war der Leitindex mit einem leichten Aufschlag aus dem Handel gegangen. Der MDax schloss 1,1 Prozent höher bei 20.591 Stellen. Der TecDax legte 0,6 Prozent auf 1699 Punkte zu.

Konjunktur: US-Zinspolitik statt Trump

Nach der Euphorie seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten setzte an den Märkten eine gewisse Ernüchterung ein. Zunächst bleibe abzuwarten, ob Trump überhaupt sein angekündigtes Konjunkturprogramm wird auflegen können und in welchem Ausmaß, sagte ein Marktteilnehmer.

Ein etwas stärkeres deutsches BIP spielte dagegen keine Rolle, genauso wenig wie ein etwas besser ausgefallener ZEW. Die hiesige Wirtschaft war im dritten Quartal um 0,2 Prozent gewachsen - erwartet wurde ein Plus von 0,3 Prozent. Dafür stieg der ZEW-Index für Konjunkturerwartungen im November gegenüber dem Vormonat von 6,2 auf 13,8 Zähler. Analysten hatten mit 6,9 Punkten gerechnet.

Am Abend sollten erneut mehrere Mitglieder der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sprechen. Anleger erhoffen sich davon Hinweise auf die künftige US-Zinspolitik. Eine erste Anhebung im Dezember ist mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 80 Prozent derzeit bereits am Markt eingepreist.

USA: Zugewinne an der Wall Street

In den USA fanden die Aktienmärkte zunächst keine gemeinsame Richtung. Während der Dow Jones nach der jüngsten Kursrally im Zuge des Wahlsiegs von Donald Trump zum US-Präsidenten eine Verschnaufpause einlegte, machten Technologiewerte ihre Verluste der letzten Tage teilweise wieder wett. Die Fundamentaldaten der US-Wirtschaft hätten sich nicht substanziell geändert, sagte Investmentstratege Mark Watkins von der Private Client Group der U.S. Bank. "Eine starke Wirtschaft führt zu mehr Investitionen und davon sollten Technologiewerte profitieren." Zum Handelsende hin wechselte auch der Dow Jones noch in den grünen Bereich.

Sie waren nach der US-Wahl unter die Räder geraten, da sie von Trumps Konjunkturprogramm wenig profitieren dürften. Allgemein wird erwartet, dass Trump mit umfangreichen Ausgabenprogrammen das US-Wachstum hochtreiben wird. Allerdings dürften die Ausgaben des Staates und mögliche Handelsschranken auch die Inflation anheizen. Der Markt warte nun auf mehr Details zu Trumps künftiger Politik, sagte Watkins. Auch die anstehenden Personalentscheidungen des designierten US-Präsidenten würden mit Spannung erwartet.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte um 0,3 Prozent zu und schloss bei 18.923 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 0,8 Prozent auf 2180 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte 1,1 Prozent auf 5276 Stellen.

Als Zeichen für ein solides Fundament der Binnenkonjunktur in den USA werteten Volkswirte die neuesten Daten zum Umsatz im US-Einzelhandel. Er stieg im Oktober überraschend deutlich um 0,8 Prozent. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen im Dezember anheben wird.

Anteilsscheine des Zigaretten-Herstellers Reynolds ("Camel") stiegen um 0,9 Prozent. Insidern zufolge hat der Konzern die Übernahme-Offerte des Rivalen BAT ("Lucky Strike") im Volumen von 47 Milliarden Dollar zurückgewiesen und hofft auf ein höheres Angebot.

Zu den Kursverlierern gehörten die Aktien von Home Depot. Der florierende Immobilienmarkt in den USA füllte der weltgrößten Baumarktkette im abgelaufenen Quartal zwar die Kassen. An der Umsatzprognose hielt Home Depot allerdings zur Enttäuschung der Anleger fest. Sie rechnen nun mit einem schwächeren vierten Quartal. Die Aktien fielen 2,9 Prozent.

Dax: Gewinnmitnahmen bei Banken

Bei den Einzelwerten hierzulande waren ebenfalls die Verlierer vom Wochenauftakt die Gewinner am Dienstag: RWE, die am Montag nach Zahlen deutliche Kursverluste verzeichnet hatten, führten mit einem Aufschlag von mehr als 3 Prozent die Dax-Gewinnerliste gemeinsam mit Adidas an.

Dagegen gaben Deutsche Bank etwa 1 Prozent ab. Marktteilnehmer sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem die Titel knapp 20 Prozent binnen einer Handelswoche zugelegt hatten. Allerdings legten Commerzbank weiter zu: etwa 0,5 Prozent.

Merck-Titel drehten nach Anfangsgewinnen im Handelsverlauf ins Minus und schlossen - wie Munich Re - rund 2 Prozent tiefer. Der Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern hatte im dritten Quartal zwar weniger umgesetzt, aber operativ mehr verdient, als Analysten erwartet hatten. Merck hatte zudem den Gewinnausblick für das Gesamtjahr erhöht. "Mit einer Erhöhung des Ausblicks hatten die meisten nicht gerechnet", sagte ein Händler.

Lufthansa notierten wiederum mehr als 2 Prozent höher. Positiv werteten Händler den Einstieg Buffetts in den Sektor. "Wenn einer wie Buffett nach über 20 Jahren wieder das erste Mal in den Sektor einsteigt, ist das schon eine gute Nachricht für das Sentiment", kommentierte ein Marktteilnehmer.

MDax: Ein Haar in der Suppe

Talanx verbesserten sich nur leicht. "Die Anhebung des Ausblick kommt an der Börse gut an", sagte ein Aktienhändler dennoch. Positiv wertete er zudem das Nettoergebnis, das mit 234 Millionen Euro deutlich oberhalb der Markterwartung ausgefallen sei. Wer ein Haar in der Suppe suche, finde dies im etwas enttäuschenden Bereich der Erstversicherung, so der Händler weiter.

PBB, Topgewinner am Montag mit mehr als 7 Prozent, schenkten einen Teil der Gewinner wieder her. Die Aktien schlossen 3,5 Prozent niedriger.

Deutsche Wohnen zogen dagegen 5,6 Prozent an. Das Unternehmen hatte von Januar bis September mehr verdient als erwartet und erhöhte die Dividende.

TecDax: Zahlen "in line"

Als "im Prinzip in line" nahm der Handel die Zahlen von United Internet auf. Die präzisierte Jahresprognose für  den Umsatz liege zwar leicht unter Erwartung der Analysten, jedoch sei wichtiger, dass die Prognose für die Kundenverträge nach oben genommen worden sei. Die Gewinnprognose für das Jahr liege mit 845 bis 855 Millionen Euro beim EBITDA genau um die Analystenschätzungen von 850 Millionen Euro. "Per Saldo zeigen die Zahlen, dass alles weiter auf Wachstumskurs ist", kommentierte ein Händler. United Internet verloren 0,7 Prozent.

Europa: Nokia-Umbau kostet mehr

Vodafone schlossen knapp 1,7 Prozent niedriger, hatten im Handelsverlauf aber auch bereits 2 Prozent höher notiert. Der britische Telekomriese war zwar bei der Gewinnprognose für das laufende Jahr etwas vorsichtiger geworden, erhöhte jedoch die Dividende.

Nokia sackten fast 5 Prozent ab. Hier dürfte eine Rolle gespielt haben, dass der Konzernumbau nach Unternehmensangaben erheblich teurer werden dürfte als erwartet. Statt 1,2 Milliarden muss Nokia 1,7 Milliarden Euro aufwenden.

Rohstoffe: Preissprung bei Öl

Der Ölpreis kletterte deutlich. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet zu US-Handelsschluss 47,06 Dollar. Das waren 5,9 Prozent mehr als am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um ebenfalls 5,9 Prozent auf 46,52 Dollar.

Händler begründeten die Preisaufschläge mit Spekulationen, dass sich die Vertreter des Ölkartells Opec Ende November auf die Umsetzung einer grundsätzlich beschlossenen Förderkürzung einigen könnten. Viele Analysten blieben jedoch skeptisch, weil die Interessenlage von Ländern wie Saudi-Arabien, Iran oder Irak sehr unterschiedlich ist. Zudem weiteten viele Opec-Staaten ihre Produktion aus, anstatt sie einzuschränken oder zumindest auf hohem Niveau konstant zu halten.

Devisen: Zick-Zack-Euro

Der Euro gab nach einer wilden Berg- und Talfahrt seine zwischenzeitlichen Gewinne wieder vollständig ab. Am späten Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0733 Dollar und damit 0,1 Prozent weniger als zum Wochenstart. Das Tagestief markierte der Euro bei 1,0720 Dollar, das Tageshoch bei 1,0817 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0765 Dollar fest nach 1,0777 Dollar am Montag.

Am Montag war der Euro angesichts des Höhenflugs des Dollar seit der Wahl Trump zum nächsten US-Präsidenten auf den tiefsten Stand seit Dezember 2015 gefallen. Händler begründeten die zwischenzeitliche Erholung beim Euro am Dienstag mit einer leichten Gegenbewegung. Positive US-Konjunkturdaten gaben dem Dollar aber zuletzt wieder etwas Auftrieb und lasteten dadurch auf dem Euro.

Eine gesunkene Inflationsrate in Großbritannien überraschte viele Experten, die wegen der Pfund-Schwäche mit einer anziehenden Teuerungsrate gerechnet hatten. Weil der Spielraum für die britische Notenbank für weitere geldpolitische Lockerungen nach den Daten größer scheint, fiel das Pfund im Verhältnis zum US-Dollar fast bis auf das Niveau vor den US-Wahlen zurück. Das Pfund hatte zu den wenigen Währungen gehört, die nach der Wahl zum Dollar zugelegt hatten.

Asien: Leichte Abgaben auf breiter Front

Die Aktienmärkte in Fernost bekamen am Dienstag die Nachwehen des starken Dollars zu spüren. Investoren befürchten Kapitalabflüsse, weil die US-Währung nach dem Sieg Trumps bei der US-Präsidentenwahl deutlich zugelegt hatte. Hintergrund sind Trumps Pläne zur Ankurbelung der Wirtschaft.

Der Tokioter Nikkei-Index büßte leicht auf 17.668 Punkte ein. Auch der Shanghai Composite gab leicht nach:  0,1 Prozent auf 3207 Zähler. Der MSCI-Index für Aktien aus der Region Asien/Pazifik ohne Japan notierte 0,1 Prozent niedriger. Seit Trumps überraschendem Sieg vergangene Woche hat der Index fast 5 Prozent eingebüßt.

An der Spitze der Kursverlierer standen indische und australische Papiere. "Die Leute preisen schon die Präsidentschaft von Trump und die Auswirkungen auf ihre eigene Wirtschaft ein", sagte Analyst Joseph Roxas von Eagle Equities. Das schwächelnde Geschäft der Luxussparte Jaguar Land Rover schickte die Aktien des größten indischen Automobilherstellers Tata Motors auf Talfahrt. In einem schwachen Markt brachen die Papiere rund 7,5 Prozent ein.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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