Die USA als Spielverderber Dax-Rally fällt ins Wasser
12.01.2012, 17:40 Uhr
(Foto: picture-alliance / dpa)
Ein verhaltener Auftakt, ein deutlicher Zwischenspurt und zum Handelsende dann keine Puste mehr: Der deutsche Aktienmarkt blickt auf erfolgreiche Anleiheauktionen - und unerwartet schwache US-Konjunkturdaten; auf starke Banken und einen alles überstrahlenden MDax-Wert.
Er hat es zumindest versucht: Der deutsche Aktienmarkt nimmt am Donnerstag den Rallyfaden vom Dienstag wieder auf und wetzt damit die Scharte vom Mittwoch aus. Die vereinten Kräfte von Europäischer Zentralbank, Italien und Spanien helfen dabei. Am Nachmittag ist der schöne Schein dann aber vorbei: Die US-Märkte öffnen und tendieren - nach schwachen Arbeitsmarktdaten - ins Minus. Der Aufwärtsspuk ist vorbei, zumindest im Dax fällt die Fortsetzung der Rally ins Wasser.
"Der Bericht stützt unsere Prognose, dass die US-Wirtschaft nach dem Zwischenspurt im Herbst im ersten Quartal an Schwung verlieren wird", meinte Volkswirt Christoph Balz von der Commerzbank. "Es würde mich nicht wundern, wenn das wieder einmal ein Fehlausbruch war", stellte ein Händler fest. Dies würde gut zu den schnellen Kurswechseln der Vormonate passen.
Nebenwerte stark
Der Dax ging am Abend mit einem Gewinn von 0,4 Prozent und 6178 Punkten aus dem Handel. Das Tageshoch lag allerdings bei 6257 Zählern. Der MDax schaffte dagegen einen Zugewinn von 0,6 Prozent auf 9531 Stellen und löste damit ein charttechnisches Ticket für weitere Aufschläge. Der TecDax verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 723 Punkte, ebenfalls deutlicher als der Leitindex.
Positiv fiel die problemlose Beschaffung frischen Kapitals von Italien und Spanien ins Gewicht: Italien nahm wie beabsichtigt 12 Mrd. Euro auf. Damit wurde der Zielwert erreicht. 8,5 Mrd. Euro entfielen auf eine einjährige Anleihe. Die Rendite lag mit 2,735 Prozent so niedrig wie seit Juni 2011 nicht mehr. Am 12. Dezember hatte die Rendite bei einer vergleichbaren Auktion noch bei 5,952 Prozent gelegen.
Ohne Probleme verlief auch die Versteigerung neuer spanischer Staatsanleihen. Die Papiere laufen drei, vier und fünf Jahre. Bei der dreijährigen Anleihe sank die Rendite kräftig von 5,187 Prozent im Dezember auf 3,384 Prozent. Auch die Renditen der anderen beiden Titel mit Fälligkeit 2015 und 2016 waren deutlich rückläufig. Sie lagen bei 3,748 beziehungsweise 3,912 Prozent.
EZB und US-Konjunktur
Ohne große Auswirkungen blieb dagegen die we erwartet ausgefallene Zinsentscheidung der EZB. Die Notenbänker entschlossen sich, ihr Pulver weiter trocken und den Leitzins auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent zu halten. Nun blicken die Analysten gespannt auf die Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi und seine Äußerungen zur Euro-Schuldenkrise.
In den USA stieg die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe in der Woche zum 6. Januar überraschend stark um 24.000. Lediglich 8000 waren erwartet worden. Damit deutet sich ein Rückschlag für den US-Arbeitsmarkt an, der in den vergangenen Monaten eine langsame, aber stetige Erholung gezeigt hatte. Auch die US-Einzelhandelsumsätze für Dezember blieben mit einem Plus von 0,1 Prozent unter der Prognose von plus 0,2 Prozent.
"Die Zahlen enttäuschen und mahnen, die Erwartungen an das Wachstum zu hoch zu schrauben", meint Volkswirt Ralf Umlauf von der Helaba.
Banken weiter gefragt
Im Dax gehörten erneut die Banken zu den Topgewinnern. Commerzbank-Papiere verteuerten sich um 5,8 Prozent, Deutsche Bank um 2,0 Prozent. Allianz und Munich Re gewannen 1,8 und 0,7 Prozent.
Die Verliererliste führten Metro mit Abschlägen von 2,9 Prozent an, gefolgt von Merck und Infineon mit einem Minus von je 1,5 Prozent.
Douglas rockt den MDax
Ein Plus von 26,1 Prozent verzeichneten im MDax die Papiere von Douglas. Der Handelskonzern bestätigte Gespräche mit Finanzinvestoren über eine mögliche Beteiligung dieser an Douglas. Die Anteilsübernahme könnte im Rahmen eines öffentlichen Übernahmeangebots erfolgen, teilte das Unternehmen mit.
Sonne scheint für Solarwerte
Auch die Solarwerte legten deutlich zu: Solarworld zogen um 10,3 Prozent an, Centrotherm um11,3 Prozent und Wacker Chemie um 6,0 Prozent. Im Handel wird darauf verwiesen, dass China die Installation im laufenden Jahr auf 3 Gigawatt verdoppeln will. Bis 2015 soll die Installation dann auf 15 Gigawatt hochgefahren werden.
Adler punktet
Der Rückkauf eigener Aktien gab Adler Modemärkte kräftig Auftrieb. Die Titel der in keinem größeren Index gelisteten Modekette legten rund 12 Prozent zu. Das Unternehmen will bis zum 30. Juni bis zu eine Million eigene Aktien zu einem maximalen Preis von zehn Euro pro Stück erwerben. Das Volumen entspricht Firmenangaben zufolge rund 5,4 Prozent des Grundkapitals.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts