Marktberichte

Konjunkturdaten und Zahlen-Gewitter Dax bekommt das große Zittern

Die Angst vor einer enttäuschenden Berichtssaison hat den Dax ins Minus gedrückt.

Die Angst vor einer enttäuschenden Berichtssaison hat den Dax ins Minus gedrückt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach einem verhaltenen Wochenbeginn setzt eine Flut schlechter Nachrichten die deutschen Börsen unter Druck. Die Anleger fürchten sich vor allem vor schlechten Zahlen von den vier Dax-Konzernen, die in dieser Woche ihre Bücher öffnen. Und auch andere Hiobsbotschaften drücken die Märkte ins Minus.

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Aus Angst vor schlechten Zahlen von Deutschlands größten Unternehmen in der bevorstehenden Berichtssaison sind die deutschen Börsen deutlich auf Talfahrt gegangen. Der Dax verzeichnete mit minus 2,11 Prozent auf 7173,69 Punkte den größten prozentualen Tagesverlust seit fast drei Monaten. Der MDax verlor 1,76 Prozent auf 11 267,95 Punkte, und der TecDax sank um 1,62 Prozent auf 793,32 Punkte. "Es wird sicherlich noch die eine oder andere Gewinnwarnung auf uns zukommen - und das beunruhigt die Investoren", sagte ein Händler. "Vor der Berichtssaison kauft niemand die Katze im Sack", sagte ein Börsianer. Vier Dax-Konzerne lassen sich in dieser Woche in die Bücher gucken, darunter VW am Mittwoch und Daimler am Donnerstag.

Zudem herrtscht an den Märkten Vorsicht vor wichtigen Konjunkturdaten am Mittwoch wie dem ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland und den Einkaufsmanagerindizes aus Europa. Zudem belastete die Märkte, dass Spanien ein etwas höheres Defizit für 2013 meldete, der permanente Euro-Rettungsschirm erneut auf dem juristischen Prüfstand steht und die US-Konzerne Caterpillar sowie DuPont und 3M schwache Zahlen bekanntgaben.

Für trübe Stimmung sorgte der auch französische Geschäftsklimaindex, der im Oktober entgegen den Erwartungen auf ein Dreijahrestief gefallen ist. Das Barometer gab um fünf auf 85 Punkte nach, wie das nationale Statistikinstitut Insee mitteilte. Die Stimmung der Unternehmer in Frankreich hat sich damit überraschend eingetrübt. Frankreichs Wirtschaft  verzeichnet seit dem vierten Quartal 2011 kein Wachstum mehr. Insee  rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum von nur 0,2 Prozent im  Vergleich zum Vorjahr.

Trübe Stimmung drückt fast alle Einzelwerte

"Anleger fürchten, dass sich auch die robuste deutsche Wirtschaft nicht völlig von der Euro-Krise lösen kann", sagte ein Börsianer. Vor allem den Zulieferbetrieben der Autoindustrie drohen schwere Zeiten: Leoni senkte wegen der schwächelnden Nachfrage nach Pkw bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Prognose. Die Leoni-Aktien  verloren daraufhin 4,6 Prozent. Auch der französische Auto-Zulieferer Faurecia schraubte seine Gewinnerwartung für dieses Jahr nach unten. Seine Aktie verlor mehr als drei Prozent.

Der französische Reifenhersteller Michelin konnte die Anleger dagegen überraschend mit seinen Quartalszahlen überzeugen. Die Aktien kletterten um 4,2 Prozent auf den höchsten Stand seit einer Woche. Michelin hat im dritten Quartal weniger Reifen verkauft, doch dank stärkerer Nachfrage nach teureren Modellen die Einnahmen um knapp sechs Prozent auf 5,4 Mrd. Euro gesteigert. Die Aktien des deutschen Michelin-Konkurrenten Continental konnten davon nur in den ersten Minuten profitieren. Sie stiegen zunächst um 1,1 Prozent, rutschten dann aber mit dem Gesamtmarkt ins Minus und notierten 0,4 Prozent schwächer.

Sämtliche Daxwerte notierten im Minus. Adidas-Aktien handelten mit einem Abschlag von 3,2 Prozent. Am vergangenen Donnerstag hatte das Papier des Sportartikelherstellers bei 68,37 Euro ein Rekordhoch seit dem Börsengang im Jahr 1995 erreicht. Schlusslicht waren BASF, die sich im Sog enttäuschender Zahlen des Konkurrenten DuPont um gut vier Prozent verbilligten. Der US-Chemiekonzern verdiente im abgelaufenen Quartal nur noch zehn Mio. Dollar netto nach 452 Mio. Dollar vor Jahresfrist. Die Aktien verloren im vorbörslichen Handel mehr als fünf Prozent. Am meisten in Grenzen hielten sich die Verluste noch bei SAP, die nur 0,6 Prozent verloren.

Zumindest im MDax gab die Umsatzsteigerung bei MTU Aero Engines den MTU-Papieren etwas Schub. Sie wurden im Tagesverlauf mit einem Plus von bis zu 0,5 Prozent gehandelt, gingen am Ende aber dennoch mit einem Minus von 0,14 Prozent aus dem Handel. Im abgelaufenen Quartal legte der Umsatz binnen Jahresfrist um gut ein Viertel auf 909 Mio. Euro zu. Damit habe das Unternehmen die Erwartungen übertroffen, schrieb ein Analyst. Deutlich auf Talfahrt gingen Adva. Nach einem Gewinneinbruch im dritten Quartal rauschten die Papiere im TecDax um 13,3 Prozent nach unten.

Auch Finmeccanica und Nokia unter Druck

Auch Finmeccanica machte von sich reden. Medienberichte über die Festnahme eines Ex-Managers im Rahmen von Korruptionsermittlungen drückten die Aktien des italienischen Rüstungskonzerns zeitweise 4,6 Prozent ins Minus. Aus Ermittlerkreisen verlautete, die italienische Polizei habe einen ehemaligen Top-Manager festgenommen. Italiens Behörden ermitteln seit einem Jahr wegen des Verdachts internationaler Korruption gegen den Konzern.

Auf Talfahrt gingen auch Nokia -Papiere, die unter der Ankündigung einer Wandelanleihe über 750 Mio. Euro litten. Die Titel verloren in Helsinki 6,5 Prozent. Der Bond hat Nokia zufolge eine Laufzeit bis 2017 und ist in Stammaktien wandelbar. Der Kupon soll zwischen 4,25 und fünf Prozent liegen. In der vergangenen Woche  hatte der einst größte Handyhersteller der Welt erneut einen Quartalsverlust und einen sinkenden Kassenbestand ausgewiesen. Seit Jahresbeginn haben Nokia bereits mehr als 40 Prozent verloren.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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