Marktberichte

Schlechte Laune in Frankfurt Dax fällt unter 6600 Punkte

Die Laune könnte besser sein.

Die Laune könnte besser sein.

(Foto: REUTERS)

An der Börse in Frankfurt dominieren die Minuszeichen. Enttäuschende Wachstumszahlen aus China, Zweifel an der Finanzkraft Spaniens und schlechte Nachrichten aus Italien sorgen für trübe Stimmung.

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DAX 23.830,99

Der Frankfurter Aktienmarkt hat im späten Handel seine Verluste aus und nach einer zweitägigen Erholungsphase wieder an seine vorherige Verlustserie angeknüpfte. Das etwas schwächer als erwartet gestiegene chinesische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal hatte zu Auftaktverlusten geführt, überraschend schwache Daten zur italienischen Industrieproduktion trübten die Stimmung weiter ein.

Am Nachmittag fiel der Leitindex dann in einer schnellen Bewegung unter die Marke von 6600 Punkten und damit auf den tiefsten Stand seit Ende Februar. Börsianern zufolge wurden im Dax weitere Verkäufe ausgelöst, nachdem der Index unter die charttechnisch wichtige Marke gefallen war. Angesichts der mäßigen Umsätze entstehe so schnell Verkaufsdruck, sagte ein Börsianer. Eine Ausweitung bis in den Bereich von 6.400 Punkten sei wahrscheinlich. "Die Konsolidierung ist noch nicht beendet."

"Das ist jetzt die Korrektur am Aktienmarkt, auf die viele Anleger lange gewartet haben", sagte ein Händler. Ein anderer begründete den plötzlichen Kurssturz mit den Aussagen von EZB-Ratsmitglied Klaas Knot, der keinen Grund für die Wiederaufnahme von Staatsanleihekäufen sieht. Die Renditen für spanische und italienische Bonds waren in letzter Zeit kräftig gestiegen.

Belastet wurde der Markt auch vom viel beachteten Index der Universität Michigan: Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im März entgegen den Erwartungen eingetrübt. "Der Rückgang der Verbraucherstimmung ist enttäuschend. Offensichtlich haben die jüngste Aktienmarktschwäche sowie der hohe Benzinpreis die Stimmung belastet," stellte Volkswirt Ralf Umlauf von der Helaba fest. Die US-Verbraucher spielen eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft, weil rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom Privatkonsum abhängen.

Der Dax verlor 2,3 Prozent auf 6583 Punkte, nachdem er am Vortag ein Prozent zugelegt hatte. Der MDax büßte 1,6 Prozent auf 10.494 Zähler ein, während der TecDax mit 777 Punkten 0,6 Prozent abgab.

China sorgt für Ernüchterung

Hauptgesprächsthema war am Morgen die Entwicklung der als weltweite Wachstumslokomotive geltenden Volkswirtschaft China. In den ersten drei Monaten des Jahres erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt um 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies war die schwächste Zunahme seit dem Auftaktvierteljahr 2009 und ein deutlicher Dynamikverlust nach einem Plus von 8,9 Prozent im vierten Quartal 2011. "Die Zahlen haben enttäuscht und erinnern daran, dass das Tempo des weltweiten Wirtschaftswachstums immer noch sehr unsicher ist", sagte Keith Bowman, Analyst bei Hargreaves Lansdown. "Für den Leitindex einer klassischen Exportnation wie Deutschland ist das alles andere als Wasser auf die Mühlen", kommentierte Marktstratege Gregor Kuhn von IG Markets die Daten aus China.

Dann geriet Italien in den Fokus: Die Industrieproduktion ist im Februar um 0,7 Prozent zurückgegangen, erwartet worden war ein kleines Plus von 0,1 Prozent. Der Mailänder Leitindex verlor daraufhin deutlich.

Noch stärker gerieten die Kurse in Madrid unter Druck. Gleichzeitig stieg die Prämie für Versicherungen gegen den Ausfall fünfjähriger Staatsanleihen der Iberer wieder in die Nähe des Rekordhochs von 487 Basispunkten. Auslöser für die zunehmende Skepsis waren Daten der Europäischen Zentralbank, wonach sich spanische Banken im März die Rekordsumme von mehr als 316 Mrd. Euro von der EZB geliehen haben. Das war nahezu doppelt so viel wie noch im Februar.

Spaniens angeschlagener Bankensektor ist offenbar trotz der massiven Liquiditätsversorgung im Euroraum weiter in Geldnöten. Das könnte die Vermutung bestätigen, dass die Geldhäuser ihr Pulver aus den Dreijahrestendern der EZB bereits verschossen haben. Damit dürfte auch die Refinanzierung Spaniens schwieriger werden, denn traditionell sind die heimischen Kreditinstitute die größten Käufer von Schuldtiteln des Landes.

Unter Druck standem europaweit vor allem Automobilwerte. Auch Bankentitel verloren. Daran änderten auch die soldiden Zahlen von JP Morgan nichts - die Bank hatte als erstes großes US-Institut über das abgelaufene Quartal berichtet. "Auf den ersten Blick sehen die Zahlen gut aus", so ein Händler. Software-Aktien litten indes unter einer Umsatzwarnung der indischen Infosys.

Coba unter Druck

Deutsche Börse verzeichneten im Dax mit einem Minus von 4,3 Prozent die größten Verluste. Commerzbank gaben 4,2 Prozent ab. Daimler büßten 3,5 Prozent ein.

SAP drehten nach Vorlage von Quartalszahlen zeitweise in den grünen Bereich, fallen im späten Handel aber wieder zurück schlossen 1,4 Prozent schwächer.

Im MDax verbilligten sich Stada um 4,8 Prozent. Händler führen das auf eine Herunterstufung des Arzneimittelherstellers durch JP Morgan auf "Neutral" zurück. Die Analysten begründeten das mit den zuletzt starken Kursgewinnen: Stada haben seit Jahresbeginn gut 28 Prozent zugelegt.

Ein besser als erwartet ausgefallenes Jahresergebnis sorgte bei den Aktionären von Bauer für Erleichterung. Die Papiere des Tiefbauspezialisten verteuerten sich im SDax um 0,8 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging 2011 zwar zurück. Der Markt habe aber mit noch weniger gerechnet, sagt ein Händler.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa

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