Marktberichte

Unverhofft kommt manchmal Dax kriegt den Dreh raus

(Foto: picture alliance / dpa)

Der deutsche Aktienmarkt macht einen Teil seiner Vortagesverluste wett. Die Kurse seien wegen extrem schwacher Umsätze jedoch zufallsgetrieben, heißt es. Die Emission weiterer italienischer Anleihen bringt den europäischen Märkten zuvor nicht den erhofften Schub. "Das waren recht mittelmäßige Auktionen", sagt ein Zinsstratege.

Nach den kräftigen Kursverlusten am Vortag hat der deutsche Aktienmarkt sich noch einmal aufgebäumt. Im Fahrwasser der US-Börsen legte das wichtigste deutsche Börsenbarometer um 1,3 Prozent zu. 

Der Dax notierte damit bei 5848 Punkten. Am Vortag war er um zwei Prozent abgerutscht. Der MDax machte 0,9 Prozent auf 8829 wieder gut und der TecDax stieg um 0,8 Prozent auf 679 Punkte.

Die Kurse seien wegen weiterhin extrem schwacher Umsätze jedoch großteils zufallsgetrieben, sagte Analyst Christoph Schmidt von der Wertpapierhandelsbank N.M.F. AG. "Vor dem Jahresende dürfte kaum mehr etwas passieren und keiner geht mehr neue Positionen ein", erklärte Analyst Schmidt die geringen Volumina am Aktienmarkt.

"Für die meisten Investoren ist das Jahr gelaufen", sagte ein Händler. Dabei hatten Investoren, die im Dax investiert sind, seit Jahresstart einen Verlust von gut 16 Prozent zu verschmerzen. Für 2012 sind viele Börsenhändler eher skeptisch gestimmt. "Die Staatsschuldenkrise in Europa wird uns im ersten Quartal 2012 beschäftigen, die Unternehmen dürften den globalen Konjunkturabschwung zu spüren bekommen", lautet die Erwartung für 2012.

Der Euro tendierte am Nachmittag um die 1,29 Dollar und damit nicht weit entfernt von seinem bisherigen Jahrestief vom 9. Januar bei 1,2867 Euro. Die Stimmung für die Gemeinschaftswährung ist weiterhin schlecht. Zum einen belastet die Staatsschuldenkrise im Euroraum. Zum anderen erwarten Volkswirte für den Euroraum 2012 ein knappes Plus im Wirtschaftswachstum. Einige Länder der südlichen Europeripherie dürften dabei in der Rezession verharren oder hineinrutschen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erwartet für den Euroraum für 2012 ein Wachstum von 0,2 Prozent, für die USA dagegen von 2,0 Prozent.   

"Niemand kann am Horizont irgendetwas erkennen, dass ansatzweise positiv für den Euro sein könnte", sagt Devisenstratege Rob Ryan von der BNP Paribas.           

Nagelprobe für Italien knapp bestanden

Enttäuschend verlief die Auktion der italienischen Staatsanleihen. "Mit gut 7 Mrd Euro hat Italien deutlich weniger als die maximal angestrebten 8,5 Mrd. Euro platziert", sagte ein Händler. Angesichts der nach dem Dreijahrestender der Europäischen Zentralbank geradezu in Liquidität schwimmenden Banken sei dies enttäuschend.

"Das nimmt in keiner Weise die Furcht vor großen italienischen Refinanzierungsproblemen im kommenden Jahr." Die Renditen der italienischen Anleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren ziehen in Folge der Auktion an und zeigen den Risikoaufschlag, den Investoren von Italien momentan fordern. Die Auktion am Vortag war auf relativ reges Interesse gestoßen. Die heutige Auktion mit den längeren Laufzeiten wurde aber als "besserer Test für den Appetit des Marktes" angesehen als die am Mittwoch begebenen Kurzläufer.

Bayer galoppiert davon

Größter Gewinner im Dax waren Bayer mit plus 2,9 Prozent. Der Chemie- und Pharmakonzern stellte mit seinem Partner Janssen für seinen Gerinnungshemmer Xarelto in den USA einen weiteren Zulassungsantrag. Beantragt wurde die Zulassung zur Sekundärprävention nach einem akuten Koronarsyndrom (ACS), wie Bayer mitteilte. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat für diese Indikation eine beschleunigte Prüfung in Aussicht gestellt.

K+S gewannen 1,6 Prozent. ThyssenKrupp hievten sich mit plus 1,1 Prozent noch Mal ins Plus. Beide Titel waren am Vortag stärker verkauft worden. Erholen konnten sich auch Deutsche Börse. Für die Titel ging es 4,0 Prozent nach oben. Ein Grund dafür könnten letzte Aktienrückkäufe durch das Unternehmen sein, nachdem der Konzern Ende Oktober ein Rückkaufprogramm bis Ende des Jahres über rund 100 Mio. Euro angekündigt hatte.

Schwaer hatten es die Versicherungswerte: Allianz schafften am Ende ein Plus von 0,082 Prozent, Munich Re gewannen 1,4 Prozent. Ansonsten zeigten sich Versicherer in ganz Europa schwach, der Sektor war Schlusslicht unter den Branchenindizes des Stoxx 600.

RWE notierten 1,7 Prozent höher. Der Energieversorger wird laut der "Börsen-Zeitung" seine Ergebnisbelastung aus dem Atomausstieg wohl besser abfedern können als erwartet. Der Grund hierfür liege in der positiven operativen Entwicklung der Braunkohleverstromung, hieß es unter Berufung auf Informationen aus dem Konzern. Zudem habe der Preisverfall bei den CO2-Zertifikaten die Margen deutlich verbessert. Im ersten Quartal 2012 wird RWE ferner nach mehrjähriger Bauzeit und Investitionen von mehr als 2 Mrd. Euro in Neurath bei Köln ein neues Braunkohle-Großkraftwerk ans Netz nehmen.

Conti auf Wachstumskurs

Im MDax zeigten sich die Anteilsscheine von Continental mit 0,4 Prozent leichter. Am Morgen noch hatten sie um etwas mehr als ein Prozent zugelegt. Wie der Chef des Autozulieferers, Elmar Degenhart, der "Süddeutschen Zeitung" sagte, ist die Geschäftsentwicklung im vierten Quartal sehr gut verlaufen. Der Umsatz werde trotz des traditionell schwachen Dezembers leicht über dem Niveau des dritten Quartals liegen. Ein Händler wertete die Aussagen positiv, auch wenn Conti nichts zum Gewinn gesagt habe.

Ansonsten waren bei den Einzelwerten PNE Wind gefragt. Die Titel sind in keinem der großen Indizes enthalten. Die Aktien stiegen 7,9 Prozent, nachdem der Projektentwickler den Verkauf des geplanten Windparks "Gode Wind II" in der Nordsee an den dänischen Investor Brancor Capitalbekanntgegeben hatte.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts/DJ

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