Marktberichte

Billiges Geld weckt Kaufinstinkte Dax lässt 6500 hinter sich

Frohe Kunde aus dem Land des unbegrenzten Gelddruckens.

Frohe Kunde aus dem Land des unbegrenzten Gelddruckens.

(Foto: REUTERS)

Mit der Aussicht auf eine andauernde laxe Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve steigt auch die Bereitschaft der Investoren, bei Aktien zuzugreifen. Außerdem gibt es Hoffnung, dass es bald eine Einigung zu Griechenland geben könnte.

Der deutsche Leitindex hat ein komfortables Polster mit in den Feierabend genommen. Die Sorgen wegen der Staatsschuldenkrise in Euroland wie auch der Umschuldung der griechischen Staatsschulden spielten vor dem Hintergrund der Ankündigung der US-Notenbank, ihre Nullzinspolitik auf Jahre hinaus fortsetzen zu wollen, nur noch eine untergeordnete Rolle. Unterstützung bekam der Markt auch noch von dem überraschend aufgehellten Konsumklima in Deutschland.

Der Dax ging 1,8 Prozent höher bei 6539,85 Punkten und damit erstmals seit Anfang August wieder über der Marke von 6500 Punkten aus dem Handel. Händlern zufolge hat er damit einen wichtigen Widerstand übersprungen, was neuen Raum nach oben schaffen könne. Der MDax legte 1,5 Prozent auf 9974,61 Punkte zu. Der TecDax gewann 0,9 Prozent auf 745,78 Punkte.

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Deutsche Börse 246,70

Am Markt hieß es, ein Bericht über eine baldige Einigung auf einen Schuldenschnitt für Griechenland habe dem Markt sogar weiteren Schub gegeben. Athen zeigte sich optimistisch, dass die Gespräche mit privaten Geldgebern bis zum Wochenende oder spätestens Anfang kommender Woche abgeschlossen werden können. Aber auch die US-Zinspolitik wurde für die freundlichen Kurse verantwortlich gemacht: "Die Entscheidung der Notenbank Fed, den Leitzins bis Ende 2014 auf niedrigem Niveau zu halten, stützt die Aktienmärkte", sagte Torsten Gellert, Managing Director bei FXCM. Auf Seiten der US-Wirtschaftsdaten glichen sich positive wie negative Überraschungen per Saldo aus.

Fed-Aussagen treiben Kurse

Die Federal Reserve hatte die Märkte am Mittwochabend mit der Nachricht überrascht, dass die Leitzinsen nun bis "mindestens Ende 2014" auf dem aktuell niedrigen Niveau verharren sollen, und nicht mehr nur bis Mitte 2013, wie bis dahin kommuniziert. Die zuletzt besseren US-Wirtschaftsdaten hatten die Fed offenbar nicht beeindrucken können. Die Wachstumsprojektionen für die US-Wirtschaft wurden sogar leicht nach unten genommen.

Mit einer derart lockeren Geldpolitik hatte kaum einer der Analysten gerechnet. So spricht die Commerzbank von "ultra-expansiver" Politik, und die Societe Generale sieht im zuständigen Fed-Auschuss mittlerweile ein "Tauben-Nest". Als Sahnehäubchen auf der verlängerten Zinspause war aus den Fed-Aussagen auch noch ihre Bereitschaft zu neuerlichem Quantitative Easing abzulesen, sollte sich die Wirtschaftslage erneut verschlechtern. Gute Nachrichten also für alle Anleger in Aktien, Renten und Gold.

Die Begeisterung über die reichliche Liquidität hielt sich bei manchem aber auch in Grenzen. "Die Begründung für die Entscheidung der Fed ist nicht nur wunderbar", gab ein Händler zu bedenken. Bernanke habe auch erklärt, derzeit der US-Wirtschaft noch keine stärkere Phase bescheinigen zu können. Zudem beeinträchtige Gegenwind aus Europa und die globale Abkühlung die weltgrößte Volkswirtschaft. An den Aktienmärkten fanden skeptische Stimmen derzeit jedoch kein Gehör.

Deutsche Verbraucher mit viel Schwung unterwegs

Aus Deutschland kamen starke Konjunktursignale vom GfK-Index zum Konsumklima: Nach verhaltener Konsumlaune am Jahresende hellt sich die Verbraucherstimmung zum Jahresauftakt 2012 offensichtlich auf. Die Verbraucher seien wieder optimistischer, stellte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bei der Veröffentlichung ihrer Konsumklimastudie für Januar fest.

Vor allem der Konjunkturoptimismus sei deutlich gewachsen. Auch die Neigung der Verbraucher zu größeren Anschaffungen habe im Januar zugelegt. Zudem rechneten weiterhin viele Haushalte mit einem wachsenden Einkommen. Zusammengenommen ergebe sich daraus für das Konsumklima ein verbessertes Gesamtbild: der Konsumklima-Index werde im Februar von 5,7 auf 5,9 Prozent steigen, erwartet die GfK.

Die Aktien der Deutschen Börse zeigten sich vom drohenden Scheitern der Fusionspläne wenig beeindruckt und gewannen 3,9 Prozent. Händlern zufolge setzt sich am Markt die Meinung durch, die Deutsche Börse werde eigenständig erfolgreicher sein als in einem Verbund mit dem US-Wettbewerber Nyse Euronext.

Für ThyssenKrupp ging es noch etwas deutlicher um 4,5 Prozent nach oben. Ein Händler verwies darauf, dass der europäische Stahlsektor wegen weiter steigender Stahlpreise in den USA zu den Favoriten der Anleger gehöre. Salzgitter verteuerten sich vor diesem Hintergrund im MDax um 6,8 Prozent.

Größter Dax-Gewinner waren jedoch die RWE-Papiere mit einem Aufschlag von 5,2 Prozent. Verwiesen wurde hier auf eine Studie von Cheuvreux als Kurstreiber: Analyst Sebastian Kauffmann hält die Marktbedenken über die Auswirkungen fallender Strompreise wegen sinkender Kosten für CO2-Emissionen für übertrieben.

Für die Lufthansa-Titel ging es nach einer Hochstufung der japanischen Großbank Nomura um 3,7 Prozent hoch.

Im MDax sorgten Übernahmehoffnungen bei Deutz für Kursgewinne von 6,5 Prozent. Die Anteilsscheine von Wacker Chemie büßten dagegen 2,4 Prozent ein. Der Halbleiter-Zulieferer und Chemiekonzern enttäuschte laut Börsianern mit seinen Zahlen für das Schlussquartal.

Die übrigen europäischen Börsen schlossen wie der Dax deutlich höher: Der EuroStoxx 50 stieg um 1,62 Prozent auf 2460,40 Punkte und auch die Börsen in Paris und London gingen mit klaren Gewinnen aus dem Handel. In New York lag der Leitindex Dow Jones zum Handelsschluss in Europa moderat im Plus.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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