Marktberichte

Zitterpartie in Griechenland Dax mit kleinem Plus erwartet

Richtungswechsel beim wichtigsten Exportpartner Deutschlands: Frankreichs neuer Präsident heißt Hollande.

Richtungswechsel beim wichtigsten Exportpartner Deutschlands: Frankreichs neuer Präsident heißt Hollande.

(Foto: dpa)

Am deutschen Aktienmarkt zeichnet sich ein zögerlicher Einstieg in den Dienstagshandel ab: Abgesehen von dem drohenden Wahldebakel in Griechenland blicken Händler auf eine vergleichsweise übersichtliche Agenda mit Daten aus der Industrie sowie Zahlen von Hochtief, Munich Re und Deutscher Post.

Halbwegs positive Vorgaben aus den USA und Japan dürften dem Dax zum Handelsstart ein kleines Plus bescheren. An der Wall Street hatten die Investoren am Vorabend entspannt auf die Wahlergebnisse in Griechenland und Frankreich reagiert. Die wichtigsten Indizes erholten sich weitgehend von den moderaten Verlusten zu Handelsbeginn. Für Gelassenheit sorgte die neue Fokussierung auf die Ankurbelung des Wachstums in Europa, die der designierte französische Präsident Francois Hollande anstrebt.

Im deutschen Aktienhandel bereiteten sich die Beobachter nach der Aufregung der vergangenen Tage auf ein weitgehend ruhiges Geschäft vor. Zur Eröffnung dürften zunächst die Geschäftszahlen von prominenten Namen wie Deutsche Post, Hochtief und Munich Re im Vordergrund stehen.

Als "sehr ordentlich" bezeichnete Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher die Zahlen der Deutschen Post für das erste Quartal. Sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Ergebnisseite habe der Logistiker die Markterwartungen übertroffen, gleichzeitig sei die Prognose für das Gesamtjahr bestätigt worden. "Daher dürfte die Aktie heute den Markt outperformen", prognostizierte Rothenbacher, der die Post-Aktie zum "Kauf" empfiehlt. Als Kursziel nannte er 17 Euro. Beim Wertpapierhandelshaus Lang & Schwarz werden die Papiere vorbörslich mit einem Plus von 1,7 Prozent gestellt.

Der geplante Börsengang der kommt bei Händlern gut an. Durch die Entflechtung falle die Bewertung des Konzerns einfacher, sagt ein Marktteilnehmer. Allerdings ist der Erfolg eines Börsengangs im derzeit schwierigen Umfeld nicht garantiert. Rheinmetall zogen vorbörslich um 3,7 Prozent an.

In Reaktion auf die Geschäftszahlen von Hochtief erwarteten Händler leichte Kursgewinne. Die seien zwar "nicht schön", dennoch gebe es Anzeichen für eine Stabilisierung, hieß es. Positiv überrasche der stark verbesserte Auftragseingang. Als stützend wertet der Teilnehmer auch die Entwicklung bei der australischen Tochter Leighton. Immerhin sei hier zur Abwechslung mal eine Gewinnwarnung ausgeblieben. Ein Widerstand für das Papier liege bei 45 Euro.

Positiv aufgenommen wurden die Zahlen von Gildemeister: "Besonders positiv ist der unerwartet hohe ", sagte Lampe-Bank-Analyst Gordon Schönell. Dies werde auch in den kommenden Vierteljahren für eine ordentliche Auslastung bei dem sorgen. "Vor diesem Hintergrund erscheint die Guidance für das Gesamtjahr als zu konservativ." Schönell empfahl die Gildemeister-Aktie zum "Kauf", als Kursziel nannte er 16 Euro. Beim Wertpapierhandelshaus Lang & Schwarz werden die Papiere vorbörslich mit einem Plus von 2,0 Prozent gestellt.

Der rückläufige Gewinn bei der Gea Group sorgte unter Investoren für Unruhe. Die Aktien des Anlagenbauers verbilligten sich im frühen Geschäft von Lang & Schwarz um 2,5 Prozent und waren damit schwächster Wert im MDax. Während der Umsatz im ersten Quartal gestiegen ist, lag das Konzernergebnis mit 12,7 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert.

Der Einstieg eines mexikanischen Milliardärs bei KPN lenkte Aufmekrsamkeit auf die Telekommunikationsbranche: America Movil hat für den niederländischen Telekommunikationsdienstleister KPN ein Gebot eingereicht. Das Unternehmen des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim will den Anteil an KPN, der Muttergesellschaft von E-Plus, auf 28 Prozent aufstocken. Derzeit hält America Movil 4,8 Prozent. Der größte Mobilfunkbetreiber Lateinamerikas bietet 8 Euro je Aktie von KPN, was einer Prämie von 23,5 Prozent auf den Schlusskurs vom Montag entspricht. "Das zeigt, wie attraktiv niedrig die Bewertung der europäischen Telekommunikationsdienstleister mittlerweile ist", sagte ein Händler.

Auf der Konjunkturseite steht am Mittag die deutsche Industrieproduktion im März zur Veröffentlichung an. Volkswirte erwarten ein Plus von 1,0 Prozent binnen Monatsfrist. Am Montag hatte allerdings bereits der Auftragseingang im März positiv überrascht, so dass eine über den Markterwartungen ausfallenden Produktion im Produzierenden Gewerbe nicht überraschen würde.

Was geschieht in Griechenland?

Übergeordnet bleiben die Aussichten von großer Unsicherheit geprägt: In Griechenland bleibt die politische Richtung nach der Wahl weiter vollkommen offen: Der Parteichef der stimmenstärksten Partei Nea Dimokratia, Antonis Samaras, gab den Versuch einer Regierungsbildung bereits nach wenigen Stunden wieder auf. Der Chef der demokratischen Linken spricht bereits offen von Neuwahlen.

Ob es nach dem Wahlausgang vom Wochenende überhaupt stabile Verhältnisse in Griechenland geben kann, bleibt auch für politisch versierte Beobachter unklar. Es sei nicht auszuschließen, dass das Land in den kommenden Monaten die Eurozone verlassen wird, meinte vereinzelte Stimmen. Dies dürfte zu einer Verschärfung der Schuldenkrise führen.

Unabhängig von den politischen Entwicklungen in Europa trübten sich die Wirtschaftsdaten auf beiden Seiten des Atlantiks in den vergangenen Wochen deutlich ein. Neue Hilfsmaßnahmen durch die Zentralbanken sind kurzfristig eher unwahrscheinlich. Einen gewissen Stabilitätsfaktor stellt nach Ansicht von Beobachtern der bislang recht gute Verlauf der Berichtssaison dar.

Am deutschen Anleihemarkt ging es mit den Notierungen im frühen Geschäft nach oben. Angesichts der wieder steigenden Unsicherheiten sehen Marktteilnehmer den Anleihemarkt weiter unterstützt. Der Juni-Kontrakt des Bund-Futures steigt gegen 8.30 Uhr um 12 Ticks auf 142,04 Prozent. Das Tageshoch liegt bislang bei 142,06 und das Tagestief bei 141,92 Prozent. Umgesetzt wurden rund 14.000 Kontrakte. Der BOBL-Futures gewinnt 2 Ticks auf 125,48 Prozent.

Der Bund hatte zu Wochenbeginn mit 142,44 Prozent ein neues Allzeithoch markiert. Von technischer Seite gebe es aber nicht nur positive Signale, schränkt die Helaba ein. Zwar sei der Anstieg über eine langfristige Widerstandslinie freundlich zu werten, negative Divergenzen im Wochenchart mahnten jedoch vor zu viel Optimismus. Die Handelsspanne wird zunächst zwischen 141,47 und 142,60 Prozent gesehen.

Kurzer Blick in die Runde

Kaum verändert dürften die übrigen europäischen Börsen in den Handel starten. "Einerseits ist die Berichtssaison für das erste Quartal bislang ordentlich gelaufen, andererseits bleibt die Unsicherheit nach den Parlamentswahlen in Griechenland erhalten", sagte ein Händler. Die Deutsche Bank indiziert vorbörslich sowohl den Dax als auch den Eurostoxx50 mit einem Plus von 0,1 Prozent.

Die Wahlergebnisse aus Griechenland und Frankreich hatten die Kurse an Wall Street zu Wochenbeginn nur leicht belastet. Während der Sieg von Francois Hollande bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich von den Märkten erwartet worden war, sorgte der Wahlausgang im hochverschuldeten Griechenland für Sorgenfalten bei den Investoren.

Für den ging es um 0,2 Prozent auf 13.009 Punkte nach unten. Der S&P-500 schloss praktisch unverändert bei 1.370 Punkten. Der Nasdaq-Composite stieg um einen Zähler auf 2958 Punkte.

Der Nikkei-Index in Japan rückte am Dienstag um 0,7 Prozent vor. Der Shanghai-Composite in China verlor 0,4 Prozent. Der Dax hatte zu Wochenbeginn 0,1 Prozent fester bei 6569 Punkten geschlossen.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen