China-Daten und Citigroup Dax neugierig erwartet
15.10.2012, 08:30 Uhr
Wo sitzt der Privatanleger?
(Foto: REUTERS)
Zu Beginn der neuen Woche zeichnet sich am deutschen Aktienmarkt ein verhaltener Handelsauftakt ab: Neue Impulse erhoffen sich Börsen-Strategen aus den USA. Gegen Mittag will die US-Großbank Citigroup ihren Quartalsbericht vorstellen.
Nach den jüngsten Kursverlusten dürfte der Dax laut Händlern leicht fester starten. Vor dem Wochenende hatte der deutsche Leitindex mit einem Wochenminus von 2,2 Prozent auf 7232 Punkten geschlossen.
Im Blick haben die Anleger weiterhin Griechenland: Kurz vor dem EU-Gipfel am kommenden Donnerstag hat die Bundesregierung dem griechischen Ministerpräsidenten Antonis Samaras den Rücken gestärkt. Finanzminister Wolfgang Schäuble erklärte, er gehe nicht von einem Staatsbankrott aus. Damit vollzog er Beobachtern zufolge eine überraschende Kehrtwende, da er bislang eine Positionierung vermieden und auf den Bericht der internationalen Gläubiger verwiesen hatte, der für November erwartet wird.
Durchwachsene Vorgaben lieferte die Wall Street für den Dax: Der Dow-Jones-Index hatte zum Handelsschluss am Freitag kaum verändert bei 13.328 Punkten notiert. Der S&P-500-Index schloss 0,3 Prozent schwächer. Der Nasdaq-Composite verlor 0,2 Prozent. An den Börsen in China hielten sich die Anleger ebenfalls zurück: Der Shanghai-Composite gab 0,6 Prozent nach. Der Nikkei-Index in Japan rückte um 0,3 Prozent vor.
Jüngste Konjunkturdaten zeichneten ein durchmischtes Bild: Zwar sind im September auf einen Rekordstand gestiegen. In der Eurozone waren sie aber um mehr als 10 Prozent gefallen. Die Importe wachsen nur langsam: "Der Konsum in China springt noch nicht an", meinte Heino Ruland von Ruland Research. Damit blieben die Wachstumsaussichten in China und damit in einem der Hoffnungsträger für die Weltwirtschaft labil.
Neue Impulse könnten am Nachmittag von den US-Einzelhandelsumsätzen ausgehen. Außerdem werden mit den Zahlen der Citigroup gegen Mittag ein weiterer Quartalsbericht einer US-Großbank erwartet. Der Banken-Index hatte am Freitag nach den Geschäftszahlen von deutlich nachgegeben. Gute Zahlen der Citigroup könnten das Blatt bei den Bankaktien wieder wenden, hieß es.
Mit Blick auf die großen Einzelwerte im deutschen Aktienmarkt richteten Beobachter ihr Augenmerk unter anderem auf die Aktien der Lufthansa: Die Titel der größten deutschen Fluggesellschaft könnten unter leiden, hieß es. Einem Magazinbericht zufolge wollen die Piloten von Germanwings bei einem Ausbau der Lufthansa-Tochter höhere Vergütungen durchsetzen. "Lufthansa kommt nicht zur Ruhe", meinte ein Händler, der die Entwicklung leicht negativ für die Aktie sieht.
Was plant Softbank?
Deutsche Telekom standen am Morgen im Zusammenhang mit der offenbar kurz bevorstehenden Übernahme von Sprint durch Softbank in den USA im Blickfeld. Eine Ankündigung durch Softbank könne noch am Nachmittag (Ortszeit Japan) erfolgen - also am Montagvormittag deutscher Zeit. Weiter offen ist, ob dies die Telekom bei der geplanten Übernahme von MetroPCS entlastet oder einen neuen Konkurrenten schafft. Japanische Medien gehen von einem Kauf von 70 Prozent der Sprint-Anteile durch Softbank aus.
Gleichzeitig rechnen japanische Experten damit, dass Softbank einen Durchmarsch startet und auch für MetroPCS bieten werde. Für Telekom wären dies schlechte Nachrichten, T-Mobile US hätte dann kaum noch sinnvolle Partner, um am US-Markt zu wachsen. Telekom-Optionen stellten am Freitag die meistgehandelten Optionen an der Eurex. Dies zeige, wie hoch das Marktinteresse an der Transaktion sei, erklärte ein Beobachter.
Staatsfonds grätscht bei Siemens dazwischen
Berichte über die laufenden Bieterwettkampf im europäischen Energiesektor dürften den Kurs der Siemens-Aktie bewegen: Der Münchener Industriekonzern könnte sein Kaufinteresse beim italienischen Energieunternehmen Ansaldo Energia verlieren, hieß es. Siemens wolle das eigene, 1,3 Mrd. Euro schwere Gebot für Ansaldo nicht erhöhen, berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf Unternehmenskreise. Vor dem Wochenende war ein Gegenangebot eingegangen.
Der 4 Mrd. Euro schwere, von der Regierung gestützte Fonds Fondo Strategico Italiano habe ein Angebot für einen "beträchtlichen Minderheitsanteil" vorgelegt, berichtet die Zeitung weiter. Ansaldo gehört zu 55 Prozent dem italienischen Industriekonzern Finmeccanica, den Rest hält die US-Beteiligungsgesellschaft First Reserve Corp.
Laut Financial Times wollen sich drei Investoren aus der italienischen Industrie der Offerte des Fonds anschließen. Die Investorengruppe wolle zunächst 30 Prozent an Ansaldo Energia von übernehmen und später möglicherweise aufstocken, hieß es. Bei Siemens wollte am Morgen zunächst niemand eine Stellungnahme abgeben.
Schotten suchen neue Käufer
Als schlechte Nachricht für die Royal Bank of Scotland (RBS) werteten Händler den geplatzten Verkauf von über 300 Filialen an die spanische . "Das hätte rund 2 Mrd. dringend benötigte Euro in die Kassen gespült", sagte ein Händler.
Die Begründungen für das Scheitern sind auf beiden Seiten unterschiedlich. Insider berichteten, es habe an einer veralteten IT-Infrastruktur bei der RBS gelegen. "Problematisch ist, dass der Verkauf eine Auflage der EU war, um weiter Staatshilfen von Großbritannien zu erhalten", so ein anderer Händler. "Sie stehen jetzt wieder am Anfang". Auch für Santander sei das Scheitern nicht wünschenswert gewesen: "Es stoppt die Expansion in Großbritannien". Beide Aktien werden leichter erwartet.
Douglas sorgt für Auftrieb im MDax
Die offenbar kurz bevorstehende Übernahme des Handelskonzerns Douglas durch die Gründerfamilie Kreke und den Finanzinvestor Advent trieb die Aktien im vorbörslichen Umfeld deutlich nach oben. Mit einem Plus von knapp fünf Prozent standen sie im frühen Geschäft von Lang und Schwarz an der MDax-Spitze.
Kreisen zufolge sind die Verhandlungen mit Oetker und dem Drogerieketten-Betreiber Müller über einen Verkauf ihrer Douglas-Anteile von zusammen rund 37 Prozent bereits abgeschlossen. Die Kaufofferte soll im Lauf des Tages bekanntgegeben werden. Die Übernahmespekulationen gebe es schon seit Monaten, jetzt gehe es wohl endlich voran, sagte ein Händler.
Quelle: ntv.de, DJ/rts