Marktberichte

Trübe Konjunktursignale drücken Dax packt Regenschirm aus

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(Foto: dpa)

Von kräftigen Kursgewinnen nach starken Quartalszahlen bleibt im Dax zum Handelsende unter dem Strich nichts übrig. Enttäuschte Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung und negativ aufgenommene US-Konjunkturdaten verderben den Anlegern am deutschen Aktienmarkt die Laune. Der Dax fällt dabei unter die Marke von 6700 Punkten.

Enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA sowie schwindende Zinssenkungsfantasien in Europa haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag nach einem starken Vormittagshandel in die Verlustzone gedrückt.

Bis Handelsschluss gab der Leitindex Dax 0,2 Prozent auf 6694,44 Punkte ab. Mehrere starke Quartalsberichte hatten das Börsenbarometer am Morgen noch bis auf rund 6792 Punkte nach oben geschoben. Der MDax rettete zum Schluss ein kleines Plus von 0,2 Prozent auf 10.850,14 Punkte, der TecDax hielt sich kaum verändert bei 795,92 Punkten. Das war ein Plus von 0,1 Prozent.

Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den Leitzins unverändert bei einem Prozent zu belassen, ließ die Anleger weitgehend kalt. Umso mehr interessierten sie sich für Draghis Äußerungen zur künftigen Geldpolitik. "EZB-Präsident Mario Draghi hat keine Hinweise auf eine anstehende Zinssenkung gegeben - und darauf haben einige Anleger offenbar gesetzt", sagte Rainer Sartoris, Volkswirt bei HSBC Trinkaus. Die Notenbank habe bei der Ratssitzung in Barcelona nicht über eine Zinsänderung gesprochen, erklärte Draghi. Die Währungshüter beließen den Leitzins für die Euro-Zone unverändert bei einem Prozent.

Der ISM-Index für das US-Dienstleistungsgewerbe, der im April stärker als erwartet gefallen war, sorgte an den Märkten ebenfalls für einen Dämpfer. Für den am Freitag anstehenden Arbeitsmarktbericht sollten nicht zu hohe Erwartungen an den Stellenaufbau gestellt werden, warnte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Die Wall Street notierte zu Handelsschluss in Europa knapp im Minus.

Im späten Geschäft hielten sich die Anleger dann zurück. Zum einen warten sie bereits auf den US-Arbeitsmarktbericht zum Monat April, der die Märkte erfahrungsgemäß durcheinanderwirbeln kann. Zum anderen sorgt die Ungewissheit über die Folgen der Wahlen in Frankreich und Griechenland für Vorsicht. Sollte die Diskussion um einen Euro-Austritt Griechenlands wieder aufbrechen, könnte auch die Ansteckungsgefahr auf andere Euro-Länder wieder thematisiert werden. Und Frankreich könnte die Stimmung trüben, wenn Francoise Hollande bei einem Sieg als Präsident die notwendigen Strukturreformen nicht umsetze.

Zahlenflut

Angeführt wurden die Verlierer von Commerzbank, die um 3,6 Prozent fielen auf 1,53 Euro. Dagegen bauten VW die jüngsten Gewinne mit einem Plus von 1,8 Prozent auf 145 Euro aus und lagen an der Spitze der Gewinner.

Daneben machten die Zahlen zum ersten Quartal die Musik. Ein höher als erwartet ausgefallener Quartalsgewinn bescherte den Aktien von BMW ein Tagesplus von 0,9 Prozent. Zwischenzeitlich notierten die Papiere jedoch mehr als 4 Prozent fester. Der Autobauer hat für das erste Quartal ein Ebit von 2,1 Mrd. Euro ausgewiesen, Analysten hatten mit nur 1,8 Mrd. Euro gerechnet. Auch der Umsatz hat die Prognosen übertroffen. "Die Zahlen waren sehr gut. BMW hat die Prognose bestätigt. Da muss man allerdings sehen, was der Markt daraus macht. Einige hatten vielleicht auf eine Anhebung gehofft", sagte ein Händler.

Beim Nivea-Konzern Beiersdorf beginnt sich der Umbau im Kosmetikgeschäft auszuzahlen. In den ersten drei Monaten hat der Konzern die Erwartungen der Analysten zum Teil deutlich übertroffen. Entsprechend ging es für die Aktie zeitweise steil aufwärts. Bei Handelsschluss blieb ein Plus von 0,3 Prozent übrig.

Ein unerwartet hoher Quartalsverlust drückte dagegen die Aktien von HeidelbergCement um 3,4 Prozent. Verantwortlich waren kräftig gestiegene Energiekosten und ein kalter Jahresstart in Europa. "Die Aktie ist in den letzten Tagen in der Erwartung besserer Daten hochgelaufen", ordnete ein Händler das Kursminus ein. Vor allem das operative Ergebnis habe enttäuscht. "Die Abweichungen von den Prognosen sind aber trotz der bekannten saisonalen Effekte im Winter zu hoch", so ein anderer Händler. Hier müsse noch genauer nach den Ursachen gesucht werden. Gut sei lediglich, dass der Ausblick für das laufende Jahr bestätigt wurde.

Bereits am Mittwochabend hatte die Lufthansa mit einem überraschend hohen Quartalsverlust enttäuscht:"Die Zahlen gestern Abend waren grottig", sagte ein Händler: "Spätestens seit der Ankündigung des Sparprogramms war dem Markt klar, dass sie nicht gut ausfallen. Aber sie haben es geschafft, selbst darüber hinaus zu enttäuschen". Aktien der Kranich-Airline legten um 0,9 Prozent zu.

Metro arbeiteten sich nach enttäuscht aufgenommenen Quartalszahlen nur kurzzeitig aus der Verlustzone heraus. Zu Handelsschluss notierten die Aktien des Handelsriesen 2,1 Prozent im Minus. Analysten der UBS stellen heraus, dass sowohl der Bereich Cash& Carry wie auch die Elektronikmärkte Media Markt und Saturn einen negativen Beitrag zur Geschäftsentwcklung beigesteuert haben. Nach dem verhaltenen Jahresstart dürfte die Analystengemeinde ihre Schätzungen nach unten anpassen. Bei der Vorlage der Zahlen kündigt Metro-Chef Koch an, am Standort Düsseldorf Personal abbauen zu wollen.

Dicke Kursverluste verbuchten Infineon mit 3,1 Prozent Minus, obwohl Händler die Geschäftszahlen positiv bewerteten. Umsatz und Gewinnziffern lägen gut über dem Analystenkonsens. Gut wurde vor allem der optimistischere Ausblick gesehen. Der Halbleiterhersteller sieht den Umsatzrückgang im laufenden Jahr nun nicht mehr so stark wie zuvor. "Möglicherweise kann der Umsatzrückgang über Margensteigerungen ausgeglichen werden", so ein Händler. Diese Hoffnung wecke der leicht erhöhte Margenausblick.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ

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