Marktberichte

Im Schatten des Bundestags Dax schwach erwartet

(Foto: REUTERS)

Am deutschen Aktienmarkt stellen sich die Beobachter in Banken und Brokerhäusern auf ein Minuszeichen zum Auftakt ein. Im Handelsverlauf könnte sich die Lage allerdings schnell ändern: Im Bundestag steht die entscheidende Abstimmung über den erweiterten Rettungsschirm EFSF an.

Der Dax dürfte am Donnerstag zur Eröffnung nach Einschätzung von Beobachtern zunächst den Börsen aus den USA ins Minus folgen. "Der Dax leidet etwas unter den schwachen Vorlagen aus den USA", erklärte ein Händler. Am Mittwoch hatte der deutsche Leitindex 0,9 Prozent niedriger bei 5578 Punkten geschlossen, nachdem er zu Wochenbeginn insgesamt rund 8 Prozent zugelegt hatte.

Leichtes Minus zur Wochenmitte: Der Dax am Mittwoch.

Leichtes Minus zur Wochenmitte: Der Dax am Mittwoch.

(Foto: REUTERS)

Mit Spannung wird an den Börsen die zur Aufstockung des Euro-Rettungsschirm EFSF erwartet. "Heute schaut alles nach Berlin",hieß es am Markt. Die Sitzung im Berliner Reichstagsgebäude beginnt um 9.00 Uhr. Sollte die Regierung Merkel den EFSF mit einer eigenen Mehrheit beschließen, könnten die Kurse deutlich steigen, heißt es. Sonst könnte eine aufkommende Diskussion um Neuwahlen die Stimmung belasten. Eine Entscheidung wird noch im Verlauf des Vormittags erwartet. Im Mittelpunkt wird vor allem stehen, mit welcher Mehrheit das Parlament zustimmen wird.

Nach der Schwäche zum Auftakt dürfte sich der Markt nur noch auf die Abstimmung im deutschen Bundestag zum EFSF konzentrieren, war am Morgen zu vernehmen. "Und wenn da die Mehrheit beschließt, dass Deutschland wie gewünscht alles zahlt, geht der Markt durch die Decke", sagte ein Händler. Zudem werde die sogenannte am Donnerstag zurück in Athen erwartet.

Probleme könne es nur geben, wenn . Dies würde im Ausland schnell die Sorge vor Neuwahlen wecken. "Danach sieht es aber momentan nicht aus", so der Händler.

Die Euro-Debatte würde andere Themen in den Hintergrund drängen, hieß es. Die schwächeren US-Vorgaben würden ohnehin auf einen technisch dominierten Markt und die fallenden Rohstoffwerte zurückgeführt. Die Umsatzwarnung des Chip-Herstellers AMD wird als hausgemachtes Problem wegen fallender Marktanteile betrachtet.

Die Aktien des Einzelhandelskonzern Hennes & Mauritz (H&M) lagen vorbörslich nach Zahlen in Stockholm 1 Prozent im Plus. "Der Nettogewinn liegt rund 200 Mio. Schwedische Kronen über der Konsensschätzung, und die Bruttomarge hat die Prognose um 0,8 Prozentpunkte übertroffen", sagte ein Händler. Dass das warme Wetter in Europa den Absatz der Herbst- und Winterkollektion bremse, sei negativ und werde "fortlaufend eingepreist". Größere Kursgewinne seien nicht zu erwarten, denn immerhin erlöse H&M auf den europäische Märkten noch immer rund zwei Drittel der Umsätze, meinte der Beobachter.

Leicht positiv für Bayer werteten Beobachter das Ende des Rechtsstreits in den USA um die Verhütungsmittel Yaz und Yasmin. "Das ist ein guter und verlässlicher Umsatzbringer", sagte ein Händler. Durch die nun erfolgte Ablehnung der Kartellklage von Sandoz könne wieder verlässlich auf diese Umsätze gebaut werden. Bayer lagen im frühen Spezialistenhandel 0,5 Prozent im Plus bei 42,03 Euro.

Ein Analystenkommentar belastete die Aktien von Aixtron. Die Papiere des Chipanlagenbauers fielen im frühen Handel bei Lang & Schwarz um gut 2 Prozent. Die Analysten von Credit Suisse senkten das Kursziel für Aixtron-Aktien von 22 Euro auf 12 Euro. Ihre Einstufung der Aktie beließen sie bei "Neutral". Sie begründeten ihren Schritt mit der Prognose-Senkung des Unternehmens vor einigen Wochen. In einem Kommentar schrieben die Credit-Suisse-Analysten von Abwärtsrisiken bei den Auftragseingängen.

Positiv für den Automobilsektor könnten sich frische Daten aus dem Nutzfahrzeugemarkt erweisen: In der Europäischen Union sind im August deutlich mehr Nutzfahrzeuge verkauft worden als im Vorjahresmonat. Die Neuzulassungen stiegen um 15,7 Prozent auf knapp 117.000 Stück, wie der Verband der europäischen Hersteller ACEA mitteilte. Seit Jahresbeginn sind damit nun 1,26 Mio. neue Lastwagen, Busse und Transporter auf Europas Straßen gekommen. Dies entspricht einem Zuwachs von 12,1 Prozent.
 

Kapital und Konjunkturdaten

Wichtig sei zudem der Verlauf der Bond-Auktion in Italien. Sollte es hier eine schwache Nachfrage oder anschließend zu hohe Stützungskäufe der EZB geben, könnte über den Euro wieder Schwäche an den Aktienmarkt kommen. Italien will bis zu 8,5 Mrd. Euro mit Anleihen von bis zu zehn Jahren Laufzeit erlösen. Daneben stehen bei den Konjunkturdaten das Geschäftsklima und die Wirtschaftsstimmung der EU-Kommission an. In Spanien wird die Inflationsrate, in Deutschland die Arbeitslosenzahl und in Großbritannien der Hauspreisindex bekannt gegeben. In den USA steht die 3. Revision des BIP zum zweiten Quartal "eigentlich nicht" im Blick, hieß es im Handel. "Es darf bloss keine so fürchterliche Abwärtsrevision wie beim letzten Mal kommen", sagte ein Händler. Dies würde extrem belasten. Ansonsten werden die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und die Daten zu den ausstehenden Hausverkäufen veröffentlicht.

Aus dem Lager der charttechnisch orientierten Marktbeobachter hieß es, technisch habe der Dax nach einem Zwischenstopp bei 5800 Punkten wieder Luft, wieder bis in Richtung 6000 Punkte zu laufen.

Mit einem leichten Minus werden die Kurse an den Börsen in Europa zur Eröffnung am Donnerstag erwartet. Angesichts der stabilen US-Futures dürften die schwachen Vorgaben aus dem späten US-Aktienhandel nicht eins zu eins an den europäischen Börsen eingepreist werden, sagte ein Händler. Die schwächeren US-Vorgaben würden ohnehin auf einen technisch dominierten Markt und die fallenden Rohstoffwerte zurückgeführt. Die Deutsche Bank indiziert den Eurostoxx50 mit 2169,5 Punkten, was einem Minus von 0,3 Prozent im Vergleich zum Schlussstand des Vortages entspricht.

Die Kurse an der Wall Street hatten ihre Verluste nach Handelsschluss in Europa aus. Der Dow Jones schloss 1,6 Prozent im Minus, der S&P-500 verlor 2,1 Prozent, der Nasdaq-Composite büßte 2,2 Prozent ein.

Die Impulse aus Asien sind gemischt. Der Nikkei-Index in Tokio notierte am Donnerstag kaum verändert, der Index in Schanghai lag 0,5 Prozent im Minus. An der Börse in Hongkong fand witterungsbedingt kein Handel statt: Der Taifun "Nesat" hat die Millionenmetropole erreicht. Neben der Börse blieben auch die meisten Geschäfte und alle Schulen geschlossen. Viele Fähren liefen nicht aus, Flüge verspäteten sich. "Nesat" wütete mit Windgeschwindigkeiten von bis 116 Kilometern pro Stunde.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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