US-Jobdaten lassen hoffen Dax steigt höher
05.10.2012, 17:48 Uhr
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die deutschen Aktienindizes reagieren mit kräftigen Aufschlägen auf die US-Arbeitsmarktdaten. Der Dax schließt über ein Prozent höher. Auch der MDax mausert sich. Er steigt auf den höchsten Stand dieses Jahres. Die Daten deuten auf eine Erholung der US-Wirtschaft hin.
Die US-Arbeitsmarktdaten haben für einen Befreiungsschlag am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Schon vor Bekanntgabe der Zahlen ging es aufwärts.
Bis Handelsschluss baute der Leitindex Dax sein Plus noch mal auf und landete bei plus 1,3 Prozent und 7397 Zählern. Im Vergleich zur Vorwoche legte der deutsche Leitindex damit um zweieinhalb Prozent zu.
Der MDax mittelgroßer Werte gewann knapp 1,0 Prozent auf 11.349 Punkte, nachdem er zuvor auf über 11.400 Punkte und damit den höchsten Stand im bisherigen Jahresverlauf gestiegen war. Für den TecDax ging es um 1,03 Prozent auf 829,72 Punkte nach oben.
Am Vormittag hatte der Aktienmarkt nur auf der Stelle getreten. Schuld war die allgemeine Nachrichtenlage. Selbst die EZB hatte nach der Ratssitzung am Vortag lediglich bekräftigt, für die Staatsanleihenkäufe hoch verschuldeter Euro-Länder bereit zu stehen. "Das wussten wir auch schon vorher", sagten enttäuschte Marktteilnehmer am Morgen. Auf der Unternehmensseite tut sich zurzeit auch nicht viel. Spannend werde es erst wieder, wenn in der nächsten Woche der US-Aluminiumriese Alcoa den Reigen der Quartalsbilanzen beginne.
US-Jobdaten geben Obama Rückenwind

Im August entstanden in Amerika noch weniger Stellen als erwartet. Im September sieht es überraschend besser aus.
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Einen Monat vor der Präsidentenwahl gab es nun endlich den erhofften Aufwind für den US-Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote sank im September auf 7,8 Prozent. Das waren 0,3 Prozentpunkte weniger als im August (8,1 Prozent). Die Unternehmen hätten 114.000 neue Jobs geschaffen und damit mehr als im Vormonat (96.000 Arbeitsplätze), teilte das US-Arbeitsministerium in Washington mit.
So kurz vor der Präsidentenwahl sind die neuen Zahlen - auch wenn die neu geschaffenen Stellen nur im Rahmen der Erwartungen liegen - ein voller Erfolg für Präsident Barack Obama. Erst beim Parteitag der Demokraten vor drei Wochen hatte er verstärkte Anstrengungen versprochen, um mehr Jobs zu schaffen. Besonders überrascht gaben sich Beobachter von der Revision der beiden Vormonatswerte.
Andere, pessimistischere Stimmen warnen jedoch schon wieder: Der Genesungsprozess der Wirtschaft laufe weiter schleppend. "Wir treten auf der Stelle", sagte zum Beispiel Ethan Hawk, Finanzexperte der Bank of America in New York. "Ein Gewinn von rund 100.000 Arbeitsplätzen reicht gerade einmal, um die neuen Arbeitskräfte auf dem Markt unterzubringen." Es sei allerdings nicht genug, um die bisherigen Arbeitslosen wieder zu beschäftigen.
Investitionszurückhaltung schlaucht Konjunktur
Schwache Auftragseingänge der deutschen Industrie beeindruckten den Dax nicht. Die Investitionszurückhaltung der deutschen Unternehmen belastet zwar zunehmend die Konjunktur. Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet aber nur mit einer "recht zurückhaltenden Industriekonjunktur" und keinem Konjunktureinbruch. In der Veröffentlichung hieß es, "ein stärkerer Rückgang der ökonomischen Aktivität" zeichne sich derzeit nicht ab.
Über allen Konjunkturdaten hängt immer noch die Entwicklung in Spanien: Am Kapitalmarkt wird weiter davon ausgegangen, dass Spanien schon bald mit einem Rettungsgesuch an seine Europartner herantreten wird. Der spanische Finanzminister Luis de Guindos sagte hingegen, dass sein Land keine Hilfe benötige. Marktteilnehmer interpretieren das dahingehend, dass Spanien weiter auf Zeit spiele, um eine politisch gesichtswahrende Lösung zu finden.
"Spanien geht davon aus, dass auch Italien unter den Schirm muss", sagte ein Analyst: "Sie hoffen, dass dann aufgrund der schieren Größe der Hilfen auch die Rettungsauflagen geringer ausfallen werden." Wie es um das Land steht, werden die Daten zur spanischen Industrieproduktion am Vormittag zeigen.
Einzelnachrichten spielen am letzten Handelstag der Woche kaum eine Rolle. Zu den Favoriten im Dax zählten die Papiere der Autobauer Daimler, Volkswagen (VW) und BMW. Mit Gewinnen von bis zu 2,3 Prozent profitierten sie wie schon am Vortag von guten Absatzzahlen aus China.
China-Pläne treiben SGL
Von der positiven Stimmung gegenüber Autoaktien zeugte auch das Plus von 1,6 Prozent bei den MDax-Titeln des Zulieferers SGL Group. Der Karbonhersteller will nun auch in China Grafitelektroden produzieren.
Einen Kursrutsch um fast neun Prozent auf 21,46 Euro mussten die im MDax notierten Aktien von Metro verkraften. Deutschlands größter Handelskonzern hatte seine Gewinnprognose für das laufende Jahr wegen des verschlechterten Konsumumfeldes in der Eurozone gesenkt. Ein Analyst hält nun sogar wieder Kurse unter 20 Euro für möglich.
Keinen guten Tag erwischte auch der Dax-Wert Lanxess : Die Aktien des Chemiekonzerns fielen um bis zu 2,7 Prozent, den niedrigsten Wert seit vier Wochen. Zuletzt notierten die Titel noch 1,1 Prozent leichter. Händlern zufolge soll Lanxess Investoren und Analysten angesprochen haben, um sie auf ein schwächeres Quartalsergebnis vorzubereiten. Dazu äußerte sich das Unternehmen nicht. Lanxess bestätigte jedoch seine Ergebnisprognose für das laufende Jahr. Nach wie vor peile das Unternehmen für das Gesamtjahr 2012 einen fünf- bis zehnprozentigen Zuwachs des bereinigten operativen Gewinns (Ebitda) an, sagte ein Sprecher. Aussagen zum Ergebnis dritten Quartal will der Chemiekonzern erst zum geplanten Veröffentlichungstermin am 6. November treffen.
Im SDax drehten Praktiker nach Fortschritten bei der Finanzierung des Restrukturierungskonzepts mit 4,1 Prozent ins Plus.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ