Kurssprung nach Fernost-Finanzpanik Dax verdaut China-Sorgen
26.06.2013, 17:45 Uhr
Die Händler am deutschen Aktienmarkt fürchten sich weiter vor einer drohenden Bankenkrise in China.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Anleger vergessen die Finanzpanik an Chinas Börsen und greifen kräftig zu: Der Dax explodiert geradezu. Die Märkte im Reich der Mitte erholen sich, das macht auch den deutschen Anlegern Mut. Neue Schützenhilfe der Notenbanken sorgt zusätzlich für Kauflaune.
Nach turbulenten Handelstagen an Chinas Börsen haben die Anleger am Mittwoch wieder Vertrauen in den Aktienmarkt gefasst. Der Dax schnellte rund 1,7 Prozent auf 7940 Punkte nach oben. Am Dienstag hatte er 1,5 Prozent fester geschlossen. Der MDax legte rund 1,2 Prozent auf 13.649 Stellen zu. Der TexDax gewann gut 2,4 Prozent auf 931 Zähler.
Zwar erhalte der Markt Unterstützung von den ermutigenden US-Konjunkturdaten des Vortages, sagte Marktanalyst Roger Peeters vom Bankhaus Close Brothers Seydler. Dieser stützende Effekt könnte allerdings schnell wieder verpuffen, warnte Analyst Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Die Anleger sind sich noch immer nicht im Klaren darüber, ob gute Zahlen auch gut für den Aktienmarkt sind, weil sie uns einer Drosselung der Geldschwemme näher bringen." Die US-Notenbank Fed will ihre Wertpapier-Käufe von derzeit 85 Milliarden Dollar monatlich ab dem Jahreswechsel langsam zurückfahren, sofern sich die US-Konjunktur weiter erholt.
Gleichzeitig befürchteten viele Investoren weiterhin eine Bankenkrise in China und eine weitere Abkühlung der dortigen Konjunktur. Die letzten beiden Tage gab es bereits Aussagen von mehreren US-Notenbanker, der Peoples Bank of China wie auch der Bank of England, die die Kursverluste stoppten. Die chinesische Zentralbank hatte zugesichert, die Zinsen am Geldmarkt "auf ein vernünftiges Niveau" zu bringen.
Am Vormittag bestätigte nun auch EZB-Präsident Draghi nochmals, dass die Notenbank bereit sei zum Handeln, wenn notwendig. Er betonte unter anderem, dass ein Ausstieg aus den sogenannten unkonventionellen Maßnahmen noch in weiter Ferne liege. Außerdem bekräftigte er, dass das Programm zum unbegrenzten Kauf von Anleihen eines Landes (OMT) jederzeit aktiviert werden könne. Bedingung hierfür ist allerdings, dass der betreffende Staat zuvor unter den europäischen Rettungsschirm schlüpft.
Gute Neuigkeiten bei SAP, RWE und Commerzbank
Optimistische Aussagen zum Geschäft mit dem sogenannten Cloud Computing gaben SAP Börsianern zufolge Auftrieb. Co-Chef Bill McDermott hatte gesagt, dass das Geschäft mit Dienstleistungen rund um die Datenwolke ("Cloud") in Europa dreistellige Wachstumsraten aufweise. Die Titel des Softwarekonzerns verzeichneten ein Kursplus von rund 4,6 Prozent und gehörten zu den größten Gewinnern im Dax.
Beim Energiekonzern RWE ließ ein positiver Analystenkommentar die Aktien um gut 2,2 Prozent steigen. RWE habe bislang deutlich schlechter als der Sektor abgeschnitten, hieß es in dem Kommentar. Seit Jahresanfang hat RWE knapp 23 Prozent an Wert verloren, der europäische Branchenindex rund sechs Prozent.
Dagegen büßten die Commerzbank-Papiere ungeachtet guter Nachrichten rund 2,1 Prozent ein und markierten ein neues Rekordtief. Das teilverstaatlichte Institut hat laut "Börsen-Zeitung" mit der französischen Großbank BNP Paribas offenbar endlich einen Käufer für seine Depotbank gefunden.
Im Nebenwerte-Index MDax legten mit einem Plus von 3,8 Prozent auch die Papiere von GSW Immobilien kräftig zu und waren größter Gewinner. Nach einem Misstrauensvotum der Hauptversammlung hatten Vorstandschef Bernd Kottmann und Chefaufseher Eckart John von Freyend ihren Hut genommen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa