Mutig in den Zahlenregen Dax vorsichtig erwartet
23.10.2012, 08:45 Uhr
Die Dax-Kurve des Vortages: Am ersten Tag der Woche bekam der Dax kalte Füße.
(Foto: REUTERS)
Am deutschen Aktienmarkt bereiten sich die Beobachter in Banken und Brokerhäusern auf leichte Kursgewinne zum Auftakt vor. Die Spannung steigt, die Berichtssaison steuert auf ihren Höhepunkt zu. Zahlen gibt es unter anderem von Namen wie Michelin, Leoni, MTU Aero und Syngenta.
Nach seinen jüngsten Verlusten dürfte der Dax nach Einschätzung von Börsianern am Dienstag etwas fester in den Handel starten. Zu Wochenauftakt hatte der deutsche Leitindex 0,7 Prozent schwächer geschlossen.
Die Investoren am deutschen Aktienmarkt warten derzeit auf den Beginn der heißen Phase der Berichtssaison: Vier Dax-Konzerne sowie einige Unternehmen aus den hinteren Reihen gewähren noch im Lauf dieser Woche Einblick in ihre Bücher. Am Mittwoch zum Beispiel erwartet der Markt die Zahlen von VW, Daimler folgt am Donnerstag.
Die Dax-Futures setzten anders als erwartet nur knapp behauptet in den Handel ein. Der Dezember-Kontrakt verlor zeitweise sogar leicht auf 7340,5 Punkte. Das Tageshoch liegt bislang bei 7344,5 und das Tagestief bei 7336 Punkten. Umgesetzt wurden rund 1100 Kontrakte. Der nächste Widerstand liege um das Niveau bei 7350 Punkten, hieß es aus dem Lager der charttechnisch orientierten Beobachter. Ein Überwinden eröffne Aufwärtspotenzial bis zunächst 7390. Nach unten bilde die 7300-Marke eine Unterstützung, hieß es.
Mit Blick auf den anbrechenden Börsentag wandten sich Analysten und Anlagestrategen vor allem bekannteren Namen aus der zweiten Reihe und aus dem europäischen Ausland zu: Als "sehr gut für Conti" werteten Händler zum Beispiel die Zahlen des französischen Konkurrenten Michelin. "Nach den Gewinnwarnungen von Nokian Tyres und Delticom war man der Reifen-Industrie sehr negativ gegenüber eingestellt", sagte ein Händler. Die Michelin-Zahlen könnten hier nun für Beruhigung sorgen.
Michelin konnte den Umsatz im dritten Quartal um 5,7 Prozent auf 5,4 Mrd. Euro durch Auslandsverkäufe steigern und damit die rückläufigen Nachfrage im Europa-Geschäft ausgleichen. Zudem bestätigte der Konzern die Gewinnprognose für 2012. "Das überrascht positiv", meinte ein Händler. Die Aktienkurse von Conti und Michelin werden beide fester erwartet.
Im Rahmen der Erwartungen seien dagegen die Umsatzzahlen von Syngenta ausgefallen, hieß am Markt. "Beim Pflanzenschutz haben die Schweizer etwas besser abgeschnitten als erwartet, beim Saatgut wurde unsere Prognose ganz leicht unterboten", sagte ein Händler. Besonders stark habe der Umsatz im wichtigsten Absatzgebiet Lateinamerika abgeschnitten, dieser kompensiere die etwas zurückgebliebenen Regionen EMEA, Nordamerika und Asien-Pazifik. Nach dem guten Lauf der Aktie seit Jahresbeginn könnten Anleger Gewinne mitnehmen. Er rechne aber nicht mit größeren Kursausschlägen der Aktie, sagte der Händler.
Aixtron wurden im Frankfurter Spezialistenhandel mit 9,90 Euro ein Prozent leichter gehandelt, kosteten im Tagestief aber mit 9,65 Euro bereits deutlich weniger. Schwache Zahlen und ein enttäuschender Ausblick des US-Unternehmens Veeco vom Vorabend belasteten Händlern zufolge die Aixtron-Aktie. Veeco büßten am Vorabend an der Nasdaq knapp fünf Prozent ein. Für das vierte Quartal hat Veeco einen Gewinn von 0,04 bis 0,16 Dollar je Aktie in Aussicht gestellt. Der Analystenkonsens beläuft sich auf 0,34 Dollar.
Positiv werteten Händler die Quartalszahlen von MTU Aero. "Negative Überraschungen sind ausgeblieben, der Ausblick aufs Gesamtjahr wurde bestätigt", sagte ein Händler. Zudem bleibe die Umsatzplanung mit einem Anstieg um 12 Prozent auf 3,3 Mrd. Euro erhalten. Das zeige sich erneut stabil trotz der Krise im Euro-Raum. Lediglich der Nettogewinn sei einen Tick unter Erwarten ausgefallen, was aber angesichts des Ausblicks nicht wichtig sei. Die Aktie lag vorbörslich gut 1 Prozent fester.
Die Senkung der drückte Leoni unterdessen ans MDax-Ende: Die Aktien des Autozulieferers verloren im frühen Geschäft von Lang & Schwarz 2,9 Prozent. Leoni hat wegen der schwächelnden Nachfrage nach Pkw seine Ziele in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal zusammengestrichen. "Nach den vergangenen Tage dürfte das eigentlich niemanden mehr verwundern - aber es bleibt natürlich eine schlechte Nachricht, die die Aktien belastet", sagte ein Börsianer. Leoni-Chef Klaus Probst hatte in der "FTD" vom Vortag bereits die Margen-Ziele für 2013 zurückgeschraubt. In den Tagen zuvor waren Gerüchte über eine Gewinnwarnung zirkuliert. Seit Monatsanfang haben die Aktien knapp neun Prozent an Wert verloren.
Strategiedebatte im Auto-Sektor
Die Zwischenberichte einer Reihe von Zulieferern wie Leoni lenkte die Aufmerksamkeit einzelner Beobachter auf die Perspektiven der großen Autobauer: "Ganz schön mutig" nannte ein Händler die nahezu ungebremsten Expansionspläne einiger Hersteller. "Trotz schlechter Konjunktur, wie man bei den Gewinnwarnungen der Zulieferer von Faurecia bis Leoni sieht, wollen sie weiter im Ausland expandieren", sagte ein Händler. Sowohl der französische als auch der deutsche Zulieferer hätten ihre Prognosen zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt.
Allerdings sei die Strategie, in Schwellenländern zu expandieren, "nicht übermütig", wandte ein anderer Händler ein. "Auch Faurecia hat explizit auf die Schwäche Europas hingewiesen - die Autobauer wollen dem entgehen, das ist clever". So will BMW eine Fabrik in Brasilien bauen und bereits 2014 in die Produktion gehen. Daimler denke über Brasilien nach und VW expandiere in China. Strategisch seien diese Planungen stützend für die deutschen Autobauer, die sich damit weiter von den französischen Unternehmen und Fiat absetzen sollten.
An der Wall Street hattem Anleger am ersten Tag der Woche keine großen Sprünge gewagt: Der Dow-Jones-Index und der S&P-500 gingen . Der Nasdaq-Composite rückte um 0,4 Prozent vor. In Tokio lag der Nikkei-Index am Dienstag 0,3 Prozent höher, der Shanghai-Composite in China verlor 0,5 Prozent.
Der Bund-Future legte am Dienstagmorgen leicht zu, handelt aber nach wie vor unter der Marke von 140,00 Prozent. Gegen 8.30 Uhr MESZ stieg der Kontrakt mit Fälligkeit im Dezember um 12 Ticks auf 139,95 Prozent. Das Tageshoch liegt bei 139,98 Prozent und das Tagestief bei 139,87 Prozent. Umgesetzt worden sind bislang rund 10.200 Kontrakte.
"Mit den Vorgaben aus den USA sowie dem asiatischen Handel sollte der Bund Future die Gewinne im Tagesverlauf behaupten können", sagt Dirk Gojny von der Essener National-Bank. Eine technische Unterstützung für den Future liege bei 139,50 Prozent und ein Widerstand bei 140,75 Prozent. Der Bobl-Future legt um 3 Ticks auf 124,94 Prozent zu.
Quelle: ntv.de, DJ/rts