VW & Co fahren vor Es regnet Dax-Zahlen
20.10.2012, 14:15 Uhr
Jetzt mal nicht die Finger verbrennen! Es kommen Zahlen aus der deutschen Autobranche.
(Foto: picture alliance / dpa)
VW, Daimler, SAP und BASF läuten die Dax-Berichterstattung ein. Die Autobilanzen dürften deutliche Bremspuren durch die Konjunkturabkühlung aufweisen. Umso mehr erhoffen sich Marktteilnehmer als nächstes zuversichtlich stimmende Signale von der Konjunkturfront.
Am Aktienmarkt dürfte es in der neuen Woche rundgehen: Vier Dax-Konzerne und einige Unternehmen aus den hinteren Rängen läuten die heiße Phase der Bilanzsaison in Deutschland ein, etliche konjunkturelle Frühindikatoren werden erwartet, und in den USA steht der letzte Zinsentscheid vor den Präsidentschaftswahlen an. Mit Prognosen für die weitere Richtung am Aktienmarkt tun sich Marktstrategen in diesem Umfeld schwer.
Einerseits stützen den Experten zufolge drei Faktoren die positive Grundstimmung: das klare Bekenntnis Deutschlands zum Verbleib Griechenlands im Euro, Moody's Bestätigung des Investmentgrade-Ratings für Spanien und die Erwartung, dass ein Hilfsantrag aus Madrid an die EU nun bald kommen dürfte. Andererseits könnten politische Verzögerungen bei der Lösung der Schuldenkrise sowie unerwartet schwache Bilanzen schnell für eine Kehrtwende an den Märkten sorgen. "Entscheidend wird sein, wie stark sich die konjunkturellen Bremsspuren in den Ergebnissen und Ausblicken der Konzerne widerspiegeln", schätzt die Landesbank Berlin.
In der zu Ende gehenden Woche hat der Dax 2,3 Prozent zugelegt. Am Freitagnachmittag notierte der deutsche Leitindex 0,5 Prozent im Minus bei 7400 Punkten.
"Nachdem bereits im Vorfeld die Erwartungen der Analysten spürbar gesenkt wurden, könnte es vielleicht die eine oder andere positive Überraschung geben", erhofft sich Marktanalyst Dennis Nacken von Allianz Global Investors von der Bilanzsaison. In den USA zeichnet sich dieser Trend bereits ab: Die Landesbank Berlin verweist auf Berechnungen, wonach mehr als die Hälfte der bislang vorgelegten Ergebnisse besser als erwartet ausgefallen seien.
Autobauer dürften ausgebremst werden
Ziemlich skeptisch sieht Nacken aber den Berichten aus der Autobranche entgegen. So signalisiere der im September um elf Prozent gesunkene Pkw-Absatz in Europa wenig Verheißungsvolles. VW und Daimler informieren am Mittwoch und Donnerstag über ihre Geschäftsentwicklung. Beim Stuttgarter Konzern sind Anleger besonders gespannt auf den Ausblick; vor allem die Pläne für die Pkw-Sparte Mercedes-Benz interessieren. Schließlich fahren die Konkurrenten Audi und BMW schon länger höhere Renditen ein, und zuletzt kursierten Spekulationen über ein drei Mrd. Euro schweres Sparprogramm. Von den Wolfsburgern erwarten Anleger Aussagen dazu, inwieweit die konjunkturelle Abschwächung ihren Geschäften in China und in Europa zusetzt. In Frankreich legen Peugeot Citroen am Mittwoch die Bilanz und Renault am Donnerstag die Umsatzzahlen vor.
Aus dem Dax legen außerdem SAP (Mittwoch) und BASF (Donnerstag) Rechenschaft über das dritte Quartal ab. Interessant werden dürften zudem die Zahlen von Puma oder Wacker Chemie (beide Mittwoch). Auf der anderen Seite des Atlantik dürfte die Apple-Bilanz ein Highlight werden.
Ein eher kleiner Aufreger wird wohl der noch wacklig erscheinende Börsengang des deutschen Beleuchtungsspezialisten Hess. Nach einer Verlängerung der Zeichnungsfrist und einer Reduzierung der Preisspanne soll der endgültige Platzierungspreis voraussichtlich am Dienstag bekannt gegeben werden. Die Erstnotiz im Prime Standard könnte am 24. oder 25. Oktober erfolgen. Der Hersteller von Straßen- und Hausleuchten aus Villingen-Schwenningen im Schwarzwald plant einen Erlös von bis zu 42,6 Mio. Euro.
Hoffen auf Konjunkturerholung
Makroökonomisch könnte sich den Strategen zufolge der zuletzt zaghaft positive Trend fortsetzen. Zur Wochenmitte steht eine Flut an Frühindikatoren an, die zumindest eine Stabilisierung der Wirtschaft signalisieren könnte. Diese Erwartungen ruhen unter anderem auf den europäischen Einkaufsmanagerindizes und dem Ifo-Geschäftsklimaindex (Mittwoch). Zum Wochenende hin dürfte sich das Augenmerk verstärkt auf die USA richten. Denn die erste Schätzung zum Wirtschaftswachstum im dritten Quartal (Freitag) könnte eine leichte Belebung der US-Konjunktur bestätigen.
Schon am Mittwoch informiert der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Fed über seinen weiteren geldpolitischen Kurs. "Nachdem man erst auf der letzten Sitzung ein neues Kaufprogramm aus der Taufe gehoben hat, erwarten wir diesmal keine zusätzlichen Maßnahmen", sagt Helaba-Analyst Patrick Franke.
Die Entwicklung in der weltgrößten Volkswirtschaft dürfte Marktbeobachtern zufolge dennoch zunehmend skeptisch verfolgt werden. Neben der Präsidentschaftswahl am 6. November sorgt vor allem die drohende Haushaltsklippe ("fiscal cliff") für Unsicherheit: Sollte sich der US-Kongress nicht bis Januar auf Schritte einigen, mit denen die Verschuldung abgebaut werden kann, greifen pauschale Ausgabenkürzungen und der Ablauf von Steuervergünstigungen. Als Konsequenz droht ein Stillstand des öffentlichen Dienstes.
Quelle: ntv.de, rts