Schweiz zeigt die Zähne Euro arbeitet sich hoch
03.08.2011, 13:00 UhrDie Schweizer Notenbank bremst mit einer Zinssenkung die Flucht in den Franken. Das treibt auch den Euro mit nach oben, der die Marke von 1,43 US-Dollar für sich zurückerobern kann.
Der Euro hat nach einer Senkung des Schweizer Leitzinses auf nahezu Null ein gutes Stück zum Schweizer Franken aufgewertet. Am Mittag kostet ein Euro 1,1120 Franken, nachdem am Morgen ein Tagestief von 1,0792 Franken erreicht wurde.
Die Schweizer Notenbank SNB hatte am Morgen als Reaktion auf einen seit Wochen anhaltenden Kletterkurs des Franken zum Euro und Dollar den Schlüsselzins auf eine Spanne zwischen 0,0 und 0,25 Prozent gesenkt. Außerdem kündigte die Bank Liquiditätsmaßnahmen für die Geldmärkte an. Die SNB will damit den nach ihrer Einschätzung "massiv überbewerteten" Franken im Wert drücken, da der hohe Wert zunehmend eine ernste Belastung für die Schweizer Wirtschaft geworden ist. Die Notenbank stellte darüber hinaus weitere Maßnahmen in Aussicht, sollte der Franken den Kletterkurs wieder aufnehmen.
Auch der US-Dollar konnte gegenüber dem Franken wieder zulegen. Nach einem Tagestief bei 76,12 Rappen je Dollar kostet der Dollar nun 77,58 Rappen. In den vergangenen Tagen hatte der Schweizer Franken sowohl zum Euro als auch zum US-Dollar ein Allzeithoch erreicht. Ein Euro war dabei weniger als 1,08 Franken wert, der Dollar kostete knapp über 76 Rappen.
Euro legt zum Dollar zu
Die Franken-Entwicklungen gab auch dem zuletzt wieder belasteten Euro zum US-Dollar Rückenwind. Am Mittag notiert der Euro bei 1,4320 US-Dollar, nachdem am Morgen noch 1,4203 US-Dollar aufgerufen wurden. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag noch auf 1,4170 Dollar festgesetzt.
Die Angst um eine Ausweitung der Schuldenkrise in Europa trat am Devisenmarkt damit etwas in den Hintergrund. Am Morgen hatten sich Italiens Finanzminister Giulio Tremonti und Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker getroffen, um über den akuten Druck der Finanzmärkte auf die italienische Wirtschaft zu beraten. Informationen zu den Ergebnissen des Treffens gab es nicht. "Wir hatten eine lange Diskussion, bei der es um alle Probleme in der Eurozone ging", sagte Juncker nach dem 110 Minuten dauernden Gespräch. "Und wir werden unsere Meditation gemeinsam fortsetzen." Tremonti sagte lediglich: "Das stimmt. Wir hatten eine lange und fruchtbare Diskussion." Weitere Erklärungen gab es nicht.
Die Risikoaufschläge italienische Staatsanleihen waren in den Tagen zuvor deutlich angesprungen. Nach dem Treffen sinkt der so genannte Spread, also der Renditeaufschlag itanlienische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit gegenüber dem deutschen Pendant, signalisiert mit 3,6 Prozent jedoch bei weitem noch keine Entspannung. Die hohen Kosten für geliehenes Geld belasten auch Spanien. Zum Vergleich: Bei einem Zinssatz von gut sieben Prozent musste Griechenland Finanzhilfe der Euro-Staaten zur Abwendung einer Staatspleite beantragen.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts