Marktberichte

Blick über den Atlantik Euro schlägt sich wacker

Der Devisenmarkt schaut gebannt auf die Renditen europäischer Staatsanleihen.

Der Devisenmarkt schaut gebannt auf die Renditen europäischer Staatsanleihen.

(Foto: REUTERS)

Der Euro überwindet die Marke von 1,32 Dollar. Für Impulse sorgen der Ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland und die Anleihemärkte.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Die Krise der Eurozone prägt den Devisenhandel und sorgt für starke Kursschwankungen der Gemeinschaftswährung.  Angesichts der unerwartet stark ausgefallenen Ifo-Geschäftsklimaindex steigt der Euro auf ein Tageshoch von 1,3179 Dollar, gibt dann seine Gewinne aber größtenteils wieder ab. Doch dann arbeitet sich der Euro wieder vor und überwindet die Marke von 1,32 Dollar. Am Abend liegt die Gemeinschaftswährung bei 1,3213 Dollar.

Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3192 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7580 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,81875 britische Pfund, 107,81 japanische Yen und 1,2017 Schweizer Franken fest.

"Der überraschend gestiegene Ifo-Geschäftsklimaindex hat den Eurokurs beflügelt", sagt Stephan Rieke, Devisenexperte von der BHF-Bank. Der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft war im April trotz der weiter schwelenden Eurokrise gestiegen. "Das hat die Marktteilnehmer überrascht, die zunächst mit pessimistischen Erwartungen in den Handel gegangen sind", sagt Rieke. Auch die daraufhin freundlichen Aktienmärkte hätten sich positiv auf den Euro ausgewirkt.

Der Eurokurs wird laut Rieke trotz der positiven Konjunkturentwicklung in Deutschland nicht nach oben ausbrechen. Die Unsicherheit wegen der Schuldenkrise in der Eurozone bremse weiter. Dies zeige die weiter angespannte Lage an den Anleihemärkten in Spanien und Italien. Zudem sorgten die anstehenden Wahlen in Frankreich für Verunsicherung, meint Rieke. Gestützt werden dürfte der Euro jedoch durch die günstige weltwirtschaftliche Entwicklung, die sich mittelfristig auch positiv auf die Eurozone auswirken dürfte.

Der Ifo-Index wurde in Deutschland zwar überwiegend positiv aufgenommen, doch an den Finanzmärkten werden auch skeptische Stimmen laut: "Die deutsche Wirtschaft koppelt sich immer mehr vom Rest der Eurozone ab", so ein Beobachter. Die Renditen für spanische, italienische und französische Staatsanleihen stiegen derweil an. "Insgesamt bleiben wir vorsichtig und sehen weiter die überlagernde starke politische Unsicherheit", sagt ein Händler.

Großaufgebot in Washington

Als wichtigste Veranstaltung des Tages steht vor dem Wochenende das Treffen der weltweit einflussreichsten Finanzminister an: Unter dem Eindruck der Euro-Schuldenkrise beraten die Budgetverantwortlichen der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) in Washington über eine Aufstockung der Mittel des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Während die Euro-Mitglieder und andere europäische Länder sowie Japan dem IWF zusätzliche Kreditlinien für die Unterstützung finanziell angeschlagener Staaten in Aussicht gestellt haben, lehnen die USA ein stärkeres Engagement ab. Schwellenländer wie China und Brasilien gaben sich bislang zurückhaltend. Deutschland wird bei dem Treffen am Rande der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank durch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Bundesbankpräsident Jens Weidmann vertreten.

Im Vorfeld des Treffens warnte EZB-Chefvolkswirt davor, die Krisenbekämpfung der Zentralbank als Allheilmittel zu betrachten. "Niemand sollte sich vom Erfolg der unkonventionellen Maßnahmen der EZB zu dem falschen Gedanken verleiten lassen, dass dies die Medizin zur Lösung der strukturellen Probleme ist", mahnte Praet bei einem Vortrag im Bundesfinanzministerium. Jetzt seien die Staaten gefragt, mit Reformen und einer nachhaltigen Haushaltspolitik gegen die Krise anzugehen. "Der Ball liegt jetzt im Feld der Regierungen".

Halblegale Staatsfinanzierung?

Praet ließ zugleich offen, ob die Europäische Zentralbank angesichts der Vertrauenskrise Spaniens an den Anleihemärkten über eine Wiederbelebung ihres (SMP) nachdenkt: "Es gibt zu viel Rauschen an den Märkten. Ich möchte nicht für neue Geräusche sorgen." Praets Direktoriumskollege Benoit Coeure hatte die gestiegenen Risikoaufschläge für spanische Anleihen als ungerechtfertigt kritisiert und spekulativen Anlegern mit einem Wiederauflegen des SMP-Programms gedroht.

Die EZB hat seit Mai 2010 Geschäfte mit Schuldtiteln von Euro-Staaten im Volumen von rund 214 Mrd. Euro abgewickelt. Das Programm wurde mit der Störung der Märkte begründet. De facto drückt die Zentralbank aber mit den Ankäufen umlaufender Anleihen jedoch die Refinanzierungslasten für Schuldenländer wie Spanien und Italien. Wegen der Nähe zur verbotenen Staatsfinanzierung sieht die Bundesbank die Käufe äußerst kritisch.

Quelle: ntv.de, AFP/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen