"Europa wird eingepreist" Ölpreise sickern abwärts
30.01.2012, 10:30 Uhr
Am Kalntari-Rohöl-Terminal bei Tschahbahar nahe der Straße von Hormus: Von hier aus verlässt iranisches Öl den Machtbereich Teherans.
(Foto: dpa)
An den Rohstoffmärkten halten die Strategen zu Beginn der neuen Woche drei großen Brennpunkte unter verschärfter Beobachtung: Mit dem EU-Gipfel stehen neue Impulse zur Bewältigung der Schuldenkrise an. Im Iran schwelt der Atomstreit mit dem Westen. Und in Ostafrika streitet der Süd-Sudan mit seinem nördlichen Nachbarn um Gebühren und Lieferwege.
Die Ölpreise sind am Montag zu Beginn der neuen Handelswoche leicht gesunken. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 111,09 US-Dollar. Das waren 37 Cent weniger als vor dem Wochenende. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank etwas stärker um 63 Cent auf 98,93 Dollar.
Gold verbilligte sich auf 1729,30 Dollar je Feinunze, nachdem es im asiatischen Handel zeitweise auf ein Zwei-Monats-Hoch von 1739 Dollar gestiegen war. Der Preis für eine Tonne Kupfer rutschte um 1,6 Prozent auf 8390 Dollar ab. Er hatte am Freitag ein Viereinhalb-Monats-Hoch von 8679,50 Dollar markiert.
Marktbeobachter registrierten eine aufkommende Furcht vor einer Abschwächung der Nachfrage. Zu Beginn der neuen Woche dürften sich daher auch die Blicke der Rohstoff-Analysten in Richtung Brüssel wenden. Dort werden sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union treffen, um über die Details des zu beraten. Die Schuldenkrise in Europa gilt derzeit als größtes konjunkturelles Risiko für die Weltwirtschaft.
"Die sich verschlechternde Konjunktur in Europa wird eingepreist", sagte Rohstoff-Experte Victor Shum von der Öl-Beratungsfirma Purvin & Gertz. "Außerdem gibt es die Furcht, dass eine von der EU ausgehende Rezession droht."
Im Blickpunkt steht am Ölmarkt zudem der Konflikt um das i . Dort sind am Wochenende Experten der Internationalen Atomenergiebehörde angekommen, um eine Eskalation des Streits zu verhindern.
Iran hatte unlängst damit gedroht, auf das im Juli beginnende Öl-Embargo der EU seinerseits mit einem gegen europäische Länder zu reagieren.
Größere Kursverluste bei Öl sind nach Einschätzung von Börsianern deshalb nicht zu erwarten. Mit dem Atomstreit und den wachsenden stehen den Nachfragesorgen drohende Angebotsverknappungen in zwei verschiedenen Förderregionen gegenüber.
Quelle: ntv.de, dpa/rts