Marktberichte

Job-Report drückt die Aktienkurse US-Börsen schließen schwach

Das sieht nicht gut aus: Der Stellenzuwachs im Juni ist zu schwach für eine Erholung und zu stark für eine schnelle Fed-Aktion.

Das sieht nicht gut aus: Der Stellenzuwachs im Juni ist zu schwach für eine Erholung und zu stark für eine schnelle Fed-Aktion.

(Foto: REUTERS)

An der New Yorker Wall Street endet die Woche rund um den Unabhängigkeitstag mit Signalen der anhaltenden Schwäche: Der Arbeitsmarkt kommt nicht in Schwung. Rufe nach neuen Maßnahmen der Fed verhalllen wohl ungehört.

Schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt haben die großen Indizes an der Wall Street zum Wochenschluss ins Minus gezogen. "Nach den gestrigen, unerwartet guten Daten zur Beschäftigung haben die aktuellen US-Arbeitsmarktdaten schon etwas enttäuscht", sagte Händler Markus Huber von ETX Capital. Der Trend bezüglich der Schaffung neuer Arbeitsplätze sei weiterhin negativ. "Zudem sind die Arbeitsmarktdaten noch nicht schlecht genug, um die Notenbank zu weiteren Stimulierungsmaßnehmen zu bewegen. Dies sollte sich zumindest kurzfristig negativ auf die Aktienmärkte auswirken."

Der Dow-Jones-Index beendete den letzten Handelstag der Woche mit einem Abschlag von 0,96 Prozent auf 12.772,47 Punkte. Der weltbekannte Index mit seinen 30 Schwergewichten aus der US-Unternehmenslandschaft weitete damit seine Vortagesverluste deutlich aus. Auf Wochensicht bedeutete dies ein Minus von 0,84 Prozent. Für den marktbreiten S&P500-Index ging es am Freitag um 0,94 Prozent auf 1354,68 Punkte abwärts. An der technologielastigen Nasdaq sank der Composite-Index um 1,30 Prozent auf 2937,33 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq100 büßte 1,33 Prozent auf 2612,29 Punkte ein. Die Technologiewerte wurden zudem durch einen Kursrutsch bei den Aktien des Softwareherstellers Informatica belastet.

Beherrschendes Thema blieb der , den das Arbeitsministerium in Washington eine gute Stunde vor Handelsstart veröffentlichte. In den USA sind demnach im Juni weniger neue Arbeitsplätze entstanden als erwartet. Im Monatsvergleich war die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft um 80.000 Stellen gestiegen, Volkswirte hatten hingegen mit einem Zuwachs um 100.000 Stellen gerechnet. Ferner war es der dritte Monat in Folge mit einem Stellenplus unter dieser runden Marke.

Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit schürt Sorgen, dass die US-Konjunktur nur verhalten Fahrt aufnimmt. Ins gleiche Horn stieß IWF-Chefin Christine Lagarde, die vor immer größeren Schwierigkeiten für die Weltwirtschaft warnte. Die Situation habe sich in den vergangenen Monaten verschlechtert. "Die US-Wirtschaft ist momentan nicht in der Lage, mehr Arbeitsplätze zu schaffen", resümiert ein Händler. In einem Kommentar der Helaba-Analysten hieß es, dass die Hoffnung auf ein stärkeres US-Wirtschaftswachstum, auch im Hinblick auf die schwachen Stimmungsindikatoren, weiter nachlassen dürfte. Die Spekulationen auf eine weitere Runde der Geldmengenausweitung durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) blieben bestehen. Dies könnte die Aktienmärkte nach unten etwas absichern.

Nach dem enttäuschenden Job-Report erwarten Analysten nun weitere Entscheidungen von der nächsten Fed-Sitzung. "Aber gleichzeitig wissen wir, dass der Fed die Waffen ausgehen", sagte Tim Ghriskey, der bei Solaris Group im Investmentabteilung leitet. Daneben steht die europäische Schuldenkrise weiterhin im Blickpunkt. Der erneute Anstieg der Renditen der Länder aus der Euro-Peripherie deutet auf ein weiter nachlassendes Vertrauen in die EU-Gipfelbeschlüsse vom vergangenen Freitag hin.

Mit Blick auf die Einzelwerte büßten im Dow die konjunktursensiblen Aktien des Stahlherstellers Alcoa 2,13 Prozent ein. Das Unternehmen wird am kommenden Montag nach Börsenschluss in den USA wie üblich die Berichtssaison mit Halbjahresergebnissen eröffnen.

Mit einem Minus von 3,50 Prozent auf 19,57 Dollar waren die Titel des Computerherstellers Hewlett-Packard (HP) das Schlusslicht im Index. Händler begründeten die Verluste mit schwachen Zahlen des Softwareherstellers Informatica, dessen Papiere um mehr als 27 Prozent einbrachen.

Außerhalb des Dow sackten die Titel von Navistar um mehr als 15 Prozent ab. Der Lkw-Bauer sieht sich bei der Entwicklung eines neuen Motors, der die Emissionsstandards erfüllen soll, zusätzlichen Kosten gegenüber.

Bewegung in der Online-Wirtschaft

Abgesehen von allen Konjunktursorgen rückten die Aktien von Amazon ins Blickfeld der Anleger: Die Titel des Online-Einzelhändlers verbilligten sich lediglich um 0,9 Prozent auf 225,05 US-Dollar und hielten sich damit besser als der Gesamtmarkt. Ein möglicher Hintergrund: Amazon will offenbar ins Handygeschäft einsteigen. Der Konzern arbeite mit dem chinesischen Auftragsfertiger Foxconn an einem Gerät, das mit Apples iPhone konkurrieren soll, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Als Betriebssystem setze Amazon auf Googles Android. Zudem erwerbe das Unternehmen derzeit Patente für drahtlose Technologien, um mögliche Klagen von vornherein abzuwehren. Ein Amazon-Sprecher wollte die Informationen nicht kommentieren.

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Nach einer wochenlangen Schlammschlacht um angeblich nachgeahmte Ideen haben sich Facebook und Yahoo versöhnt. Wie das gewöhnlich gut unterrichtete Technologieblog "All Things Digital" vor Ertönen der Schlussglocke berichtete, haben sich die zwei Internetkonzerne zusammengerauft und wollen nun sogar enger zusammenarbeiten. Demnach sollen zum einen wichtige Patente künftig gegenseitig genutzt werden dürfen. Zum anderen würden Facebook und Yahoo gemeinsam Werbung verkaufen. Das wiederum wäre ein Angriff auf den Suchmaschinen-Primus Google, dessen Haupteinnahmequelle ebenfalls das milliardenschwere Anzeigengeschäft im Internet ist. Nach Börsenschluss wurde die Vereinbarung offiziell verkündet.

Die Titel von Google sanken vor diesem Hintergrund um 1,7 Prozent, die Apple-Papiere verloren 0,6 Prozent. Die Facebook-Aktien jedoch rückten um 0,8 Prozent vor. Die Anteilsscheine von Yahoo gaben dagegen um 0,4 Prozent nach. Der angeschlagene Internetpionier Yahoo befindet sich auf der Suche nach einem neuen Chef im Endspurt. Die Wahl scheint auf Interimschef Ross Levinsohn zu fallen.

Die Papiere des Festplatten-Herstellers Seagate fielen zeitweilig um mehr als vier Prozent, grenzten die Verluste dann aber zum Handelsschluss auf 0,5 Prozent ein. Das Unternehmen hat seine Umsatzerwartung gesenkt und heizte damit Sorgen an, dass der PC-Markt noch stärker schrumpft als erwartet.

Bei den übrigen Einzelwerten standen KKR im Fokus. Der US-Finanzinvestor will den schwäbischen Besteckhersteller kaufen und bietet fast 600 Mio. Euro für das Traditionsunternehmen. Die KKR-Aktie gab 0,6 Prozent nach.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 600 Mio. Aktien den Besitzer. 972 Werte legten zu, 1994 gaben nach und 138 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,42 Mrd. Aktien 710 im Plus, 1766 im Minus und 105 unverändert.

Der Euro war wegen der anhaltenden Krise in der Eurozone zeitweise auf den tiefsten Stand seit Juni 2010 gefallen. Zuletzt erholte er sich etwas und notierte bei 1,2293 US-Dollar. Die richtungweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen stiegen angesichts der schwachen Arbeitsmarktdaten um 14/32 Punkte auf 101 25/32 Punkte, ihre Rendite lag bei 1,552 Prozent.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/DJ

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