Wall-Street-Vorschau US-Wahl stiehlt die Show
28.10.2012, 16:10 Uhr
Langsam wird es spannend.
(Foto: dpa)
Kurz vor den Präsidentschaftswahlen in den USA halten sich die Anleger mit Anlageentscheidungen zurück. Viele Kurswechsel könnten fällig werden, wenn die Republikaner das Heft übernehmen. Bilanzen bleiben da nebensächlich. Einen Hinweis auf den Wahlausgang könnte es Ende der Woche geben.
Die Anleger in den USA richten ihre Aufmerksamkeit in den kommenden Tagen vor allem auf die bevorstehende Präsidentenwahl. Die sonst so viel beachteten Bilanzen spielen damit nur noch eine Art Nebenrolle, steht doch im letzten Akt des Wahlkampfes das Washingtoner Geschehen klar im Rampenlicht der Wall Street. Zugleich warten die Investoren ab, wer nach der Wahl in der US-Politik Regie führen wird. Einen vorsichtigen Hinweis, für welchen Politiker der so sorgsam choreographierte Wahlkampf als Triumph und für wen er als Tragödie enden könnte, erhoffen sich Börsianer vom Arbeitsmarktbericht am Freitag - der letzte große Konjunktureinblick vor dem Votum am 6. November.
Sollten die US-Unternehmen im Oktober nämlich überraschend viele neue Jobs geschaffen haben, könnte dies Präsident Barack Obama Wählerstimmen einbringen. Sollten die Zahlen unerwartet schlecht ausfallen, würde dies dagegen seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney in die Hände spielen. Experten rechnen mit einem Plus von 124.000 Arbeitsplätzen, etwa 10.000 mehr als noch im September. Die Arbeitslosenrate dürfte allerdings auf 7,9 von 7,8 Prozent gestiegen sein. Der Arbeitsmarkt ist im Wahlkampf von großer Bedeutung, weil die vergebliche Suche nach Jobs vielen Amerikanern besonders große Sorgen bereitet.
Wem die Wähler besser zutrauen, die Wirtschaft wieder richtig in Schwung zu bringen und die Arbeitslosigkeit zu verringern, die gilt als zentral für den Ausgang der Wahl. Obama und Romney liefern sich nach jüngsten Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Und vor dem Hintergrund dieser Ungewissheit warten viele Anleger lieber erst einmal ab: "Nicht viele Leute haben den Mut, so kurz vor den Wahlen wichtige Anlageentscheidungen zu treffen", sagt Hayes Miller von Baring Asset Management. Vor allem in von potenziellen Kurswechseln so abhängigen Branchen wie dem Gesundheitssektor, der Finanzwelt und der Energieindustrie dürfte dies der Fall sein.
"Sandy" sorgt für Wirbel in New York
Doch trotz dieser gespannten Ruhe haben die US-Anleger in der kommenden Woche noch genügend Anlass zur Nervosität, nicht zuletzt weil sich mit "Sandy" wortwörtlich ein Unwetter über der Wall Street zusammenbraut. Der inzwischen zwar etwas abgeschwächte Sturm nimmt nach den Verwüstungen in der Karibik Kurs auf die Ostküste der USA, wo er in Manhattan den Verkehr lahmzulegen droht. Die New Yorker Börsen versicherten aber am Freitag, sie seien vorbereitet, der Handel werde nicht gestört.
Für Wirbel sorgten dort in der vergangenen Woche vor allem enttäuschende Geschäftszahlen von US-Größen wie dem iPhone-Hersteller Apple und dem Industriekonzern United Technologies. Der Dow gab auf Wochensicht 1,8 Prozent nach, der weiter gefasste S&P 500 verlor 1,5 Prozent und die Technologiebörse Nasdaq büßte 0,6 Prozent ein. Auch in der kommenden Woche gewähren große Unternehmen Einblick in ihre Bücher, darunter Pfizer und Ford am Dienstag, gefolgt von Visa am Mittwoch und Chevron am Freitag.
Quelle: ntv.de, rts