"Gründungsmotor stottert" Berlin und München ziehen weniger Startups an
12.01.2024, 22:12 Uhr
Berlin bleibt trotz des Rückgangs der größte Startup-Hotspot in Deutschland.
Ein herausforderndes wirtschaftliches Umfeld macht der deutschen Startup-Szene zu schaffen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Neugründungen auf knapp 2500 gefallen. Vor allem Berlin und München verlieren an Anziehungskraft. Dafür gewinnen Regionen abseits der Hotspots an Bedeutung.
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland etwas weniger Startups gegründet worden als im Vorjahr. Der Startup-Verband erfasste knapp 2500 Neugründungen 2023, wie aus dem veröffentlichten Jahresbericht hervorgeht. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Rückgang von knapp 5 Prozent. Im Vergleich zu 2022 sind es gar 22 Prozent weniger. Gründe dafür sind laut dem Startup-Verband die schwächelnde deutsche Wirtschaft und viele andere wirtschaftliche Unsicherheiten.
Deutschlands beliebtester Standort für Startups bleibt die Hauptstadt. Mit 468 Gründungen liegt Berlin weit vor München. Dort sind nur 187 neue Startups entstanden. Das gelte nun auch wieder mit Blick auf die Einwohnerzahl - hier hatte sich im Vorjahr München auf Platz 1 geschoben. Doch verloren haben beide. Berlin sei mit einem Rückgang von 7 Prozent und München sogar mit einem Rückgang von 13 Prozent konfrontiert. "Der Gründungsmotor in den beiden Hotspots stottert also", betonte der Verband. Beim Drittplatzierten Hamburg sei die Zahl hingegen um 10 Prozent auf 158 gestiegen. Zusammen vereinen die drei Großstädte ein Drittel aller deutschen Gründungen. Doch ihr Anteil sinkt seit 2019 kontinuierlich.
Potenziale würden laut dem Startup-Verband dafür in kleineren Regionen schlummern. Flächenländer wie Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen hätten 2023 ein breites Wachstum verzeichnet. Auffällig sei die Dynamik forschungsstarker Gründungsstandorte wie Darmstadt, Karlsruhe oder auch Heidelberg. So entstünden rund um deutsche Universitäten zunehmend innovative Startups, die wissenschaftliche Durchbrüche schnell in die unternehmerische Praxis brächten. Diese Entwicklung weiter zu stärken, sei insbesondere mit Blick auf die Rolle Deutschlands als Deep-Tech-Standort wichtig.
Nur die Software- und Energiebranche wachsen
Der Rückgang an Neugründungen zeige sich in fast allen führenden Branchen, wobei vor allem die Bereiche Lebensmittel und E-Commerce vom schwachen Konsumklima betroffen seien. Nur im Bereich Software gab es ein Plus von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hier erhofften sich Unternehmen und Kunden offenbar Digitalisierungsschübe und Effizienzgewinne.
Außerhalb der Top-10 stieg der Energiesektor um satte 69 Prozent an - trotz eines komplexen und stark regulierten Marktes, wie der Startup-Verband anmerkt. Er bemängelt zudem ein schwieriges Finanzierungsumfeld in Deutschland und möchte hier einen stärkeren Gründer- und Unternehmergeist entwickeln.
Quelle: ntv.de, lbr/DJ