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Mit App und Arbeitgeber-Support So soll Kinderbetreuung einfacher werden

Julia Kahle ist Gründerin und Chefin von Heycare.

Julia Kahle ist Gründerin und Chefin von Heycare.

(Foto: Tribunalova)

Die App Heycare will Eltern unkompliziert mit geprüften Babysittern und Betreuern vernetzen. Gründerin Julia Kahle erzählt, warum Arbeitgeber ihrer Meinung nach mehr Verantwortung übernehmen sollten.

Eine Nanny, die spontan einspringt, das Kind vom Kindergarten abholt und zum Turnen bringt - ohne stundenlanges Suchen oder panische Anrufe im Freundeskreis. Für Klara Höning, dreifache Mutter, ist das Realität dank Heycare. Die App des Startups findet geprüfte, versicherte Betreuer in der Nähe - für Kinder, Pflegebedürftige oder sogar Haustiere. Gebucht wird direkt über den Arbeitgeber, die Kosten für die Kinderbetreuung zahlt der Mitarbeiter selbst: zwischen 13 und 20 Euro pro Stunde, oft bezuschusst und steuerfrei.

Gründerin Julia Kahle weiß, wie existenziell solche Angebote sind. Selbst Mutter, hat sie in einem Führungsjob erlebt, wie fragil Vereinbarkeit sein kann - besonders bei plötzlichen Ausfällen oder Randzeiten, in denen reguläre Betreuungsstrukturen schlicht nicht verfügbar sind. "Wir wollen, dass Arbeitgeber Verantwortung übernehmen - auch finanziell", sagt sie im ntv-Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich". Für Kahle ist Kinderbetreuung kein Privatthema, sondern eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe. Fehltage und Ausfälle kosten Firmen mehr als präventive Unterstützung.

Kinderbetreuung als Arbeitgeber-Benefit

Heycare funktioniert wie ein Sicherheitssystem: Eltern können im Voraus Vertrauensbetreuer kennenlernen und bei Bedarf in echten Notfällen - etwa bei kurzfristigen Kita-Streiks oder Krankheit der regulären Betreuung - sofort jemanden beauftragen. Der Betreuer kommt direkt ins eigene Zuhause, statt in einer anonymen Notfalleinrichtung zu arbeiten. "Das schafft Vertrauen - gerade bei kleinen Kindern", so Kahle.

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung unterstreicht die Bedeutung solcher Modelle: Nur drei Prozent der deutschen Unternehmen weisen in Stellenanzeigen auf Unterstützung bei der Kinderbetreuung hin, obwohl genau diese Benefits die Attraktivität und Bindung von Mitarbeitern massiv steigern könnten. "Vereinbarkeit darf kein Privileg sein", sagt Michaela Hermann von der Stiftung.

Ein Blick nach Düsseldorf: Kiwifalter als ergänzendes Modell

Dass innovative Ansätze zur Kinderbetreuung erfolgreich sein können, zeigt auch der Family Hub des Düsseldorfer Startups Kiwifalter. Dort wird im Erdgeschoss professionell betreut, während Eltern im Coworking Space arbeiten, eine Etage darüber.

Für viele Mütter und Väter schließt das Modell die Lücke zwischen Elternzeit und voller Berufsrückkehr. Ab zwölf Euro pro Stunde inklusive Arbeitsplatz und Betreuung, oft bezahlt vom Arbeitgeber, bleibt die Nähe zum Kind bestehen - ohne Verzicht auf Produktivität.

Zukunft der Vereinbarkeit

Für Heycare ist klar: Kinderbetreuung müsse genauso selbstverständlich werden wie Gehalt und Urlaubstage. "Jeder Elternteil sollte wissen, dass Unterstützung da ist, bevor der Stress zu groß wird", sagt Kahle. Ihr Ziel: Mehr Arbeitgeber überzeugen, dass Care-Angebote nicht nur ihre Teams entlasten, sondern am Ende auch ihre Bilanzen schützen.

Zwischen App und Family Hub zeigt sich damit ein gemeinsames Bild: Wenn Kinderbetreuung fest in die Arbeitswelt integriert wird, können Eltern endlich beides haben - Kind und Karriere.

Mit Julia Kahle sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

Startup - Jetzt ganz ehrlich

Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.

"Startup - jetzt ganz ehrlich" - der Podcast mit Janna Linke. Auf RTL+ und überall, wo es Podcasts gibt: Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify, RSS-Feed

Quelle: ntv.de

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