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Verräterische Spuren im BlutFettleibigkeit könnte Alzheimer beschleunigen

02.12.2025, 13:13 Uhr
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Anhand von Gehirnscans stellten die Forschenden eine schnellere Zunahme von Ablagerungen im Gehirn von fettleibigen Menschen fest. (Foto: picture alliance / Connect Images)

Die genauen Ursachen von Alzheimer sind noch immer nicht verstanden. Eine neue US-Studie erhärtet den Verdacht, dass auch ein Zusammenhang mit Fettleibigkeit besteht. Gleichzeitig geben neue Medikamente den Forschenden zufolge Grund zur Hoffnung.

Starkes Übergewicht ist möglicherweise nicht nur ein Risiko für Herz und Gelenke, sondern auch für das Gehirn. Laut einer neuen Studie entwickeln Menschen mit starkem Übergewicht deutlich schneller im Blut nachweisbare Anzeichen einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung. Das zeigt eine neue Langzeitstudie eines US-Forscherteams von der Washington University School of Medicine in St. Louis. In den vergangenen Jahren hatten bereits andere Studien ein erhöhtes Alzheimer-Risiko durch Fettleibigkeit nahegelegt.

Die Forschenden der aktuellen Studie konzentrierten sich auf sogenannte Blutbiomarker, also Eiweiße im Blut, die Hinweise auf Veränderungen im Nervengewebe und Eiweißablagerungen im Gehirn geben. Zudem führte das Team Gehirnscans bei den Teilnehmenden durch, um mögliche Ablagerungen des Eiweißes Amyloid sichtbar zu machen. Amyloid ist ein Protein, das bei der Alzheimer-Krankheit verklumpt und sogenannte Plaques bildet.

Zu Beginn der mehrjährigen Untersuchung sah es paradoxerweise so aus, als seien fettleibige Menschen besser geschützt: Sie hatten im Durchschnitt niedrigere Blutwerte und weniger Amyloid-Ablagerungen. Im Verlauf der Jahre zeigte sich aber das Gegenteil. Bei Menschen mit starkem Übergewicht nahmen die krankhaften Veränderungen im Blut und im Gehirn deutlich schneller zu als bei nicht fettleibigen Teilnehmenden. Die Autoren glauben, dass die anfangs niedrigen Werte bei fettleibigen Menschen auf deren höheres Blutvolumen zurückzuführen sind.

"Zusammenhang zwischen Adipositas und Alzheimer"

Für die Studie wertete das Team Fünfjahresdaten von rund 400 Frauen und Männern aus. Anhand des Body-Mass-Index (BMI) teilten die Forschenden die Teilnehmenden in fettleibige und nicht fettleibige Gruppen ein. Mit Gehirnscans wurden sie auf gefährliche Proteinablagerungen im Gehirn untersucht. Zudem wurde den Probanden regelmäßig Blut abgenommen, das auf bestimmte Alzheimer-Marker analysiert wurde.

Das Ergebnis: Bei fettleibigen Personen stieg der Wert eines bestimmten Markers um bis zu 95 Prozent schneller an. Auch die Amyloid-Ablagerungen im Gehirn nahmen messbar schneller zu. "Dies ist das erste Mal, dass wir den Zusammenhang zwischen Adipositas und Alzheimer anhand von Blutbiomarker-Tests nachgewiesen haben", sagte Cyrus Raji, leitender Autor der Studie, laut einer Mitteilung.

"Dies ist derzeit ein sehr vielversprechender Forschungsbereich, da wir über Medikamente verfügen, die Fettleibigkeit sehr wirksam behandeln können", meint Raji. Dies bedeute, dass "wir in zukünftigen Studien die Wirkung von Medikamenten zur Gewichtsreduktion auf Alzheimer-Biomarker verfolgen könnten". Das Ergebnis der Studie wurde auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America vorgestellt.

Quelle: ntv.de, kst

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