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Rodung, Wilderei und Klimawandel Artenvielfalt Madagaskars erst in Jahrmillionen wiederhergestellt

Der Braune Mauslemur (Microcebus rufus) ist eine der 104 Lemurenarten, die derzeit vom Aussterben bedroht sind. Auf Madagaskar sind, seitdem Menschen auf der Insel sind, insgesamt 17 Lemurenarten ausgestorben.

Der Braune Mauslemur (Microcebus rufus) ist eine der 104 Lemurenarten, die derzeit vom Aussterben bedroht sind. Auf Madagaskar sind, seitdem Menschen auf der Insel sind, insgesamt 17 Lemurenarten ausgestorben.

(Foto: Chien C. Lee)

Auf Madagaskar gibt es eine reiche Flora und Fauna. Eine Vielzahl von Arten lebt ausschließlich auf der Insel im Indischen Ozean. Doch bevor der Mensch dort siedelte, war die Biodiversität noch wesentlich größer. Fachleute berechnen, wie lange es dauern würde, bis die Ausgangssituation wiederhergestellt wäre.

Die seit Ankunft der Menschen deutlich zurückgegangene Artenvielfalt Madagaskars bräuchte Forschern zufolge Millionen Jahre zur Regeneration. Seit der Besiedlung der Insel vor der Ostküste Afrikas vor rund 2500 Jahren sind demnach mindestens 30 von 249 untersuchten Säugetierarten ausgestorben, wie ein Team im Fachmagazin "Nature Communications" schreibt. Demnach würde es knapp drei Millionen Jahre dauern, bis durch den Verlauf der Evolution wieder die ursprüngliche Zahl der Spezies erreicht wäre.

Madagaskar verfügt aufgrund seiner isolierten Lage über eine unvergleichliche Biodiversität und ist eines der an spätesten durch Menschen besiedelten Gebiete der Erde. Mehr als 90 Prozent der auf der Insel beherbergten Tier- und Pflanzenarten sind an keinem anderen Ort der Welt zu finden. Die Insel beherbergt weltweit einzigartige Säugetiere wie die Larvensifakas und die Braunen Mausmakis. Auch die igelähnlichen Streifentenreks, die Haftscheibenfledermaus und lokale Variationen des afrikanischen Baobab-Baumes sind Teil des ausdifferenzierten Ökosystems.

Menschen verdrängen Fauna

Aber die Artenvielfalt ist stark gefährdet. Laut Weltnaturschutzorganisation IUCN gilt beispielsweise rund die Hälfte der auf Madagaskar lebenden Säugetierarten als bedroht - in den meisten Fällen spielt der Mensch dabei eine Rolle. Die für die Insel typischen Lemuren gelten laut IUCN als die am stärksten vom Aussterben bedrohten Säugetiere weltweit. Einige Arten wie Elefantenvögel oder bestimmte Flusspferde gibt es schon nicht mehr.

Der Studie zufolge sind mehr als 120 der 219 auf der Insel verbliebenen Säugetierarten bedroht. Würden diese Spezies tatsächlich verschwinden, würde es sogar 23 Millionen Jahre dauern, bis sich ein ähnlich komplexes Artensystem wieder etablieren könnte, wie das Team um die Biologen Nathan Michielsen und Luis Valente vom Naturalis Biodiversity Center im niederländischen Leiden schreibt .

Die unvorstellbar lange Zeit, die die Tierwelt bräuchte, um sich zu regenerieren, überrascht selbst die Wissenschaftler: "Das ist sehr viel länger als das, was frühere Studien für andere Inseln wie Neuseeland oder die Karibik gezeigt haben", wird der Co-Autor Valente in einer Mitteilung der Universität Groningen zitiert.

Zurück auf Anfang

In ihren Berechnungen nutzen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die sogenannte Evolutionary Return Time (ERT). Das ist die Zeit, die die Evolution braucht, um in einer bestimmten Region die Zahl der Arten wieder auf ein bestimmtes Niveau zu bringen. Das Team um Michielsen und Valente berücksichtigte in ihren Computersimulationen unter anderem, wie sich bestimmte Tierarten evolutiv ausbilden und wie sie sich geografisch verbreiten.

Rodung, Wilderei und Klimawandel stellen die größten Bedrohungen für die auf Madagaskar heimische Tier- und Pflanzenwelt dar. Derzeit verhindern wirtschaftliche Probleme und eine weit verbreitete Korruption im Land einen erfolgreichen Artenschutz.

Quelle: ntv.de, Johanna Wenzel, dpa

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