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SpaceX-Mission ist am Ziel Crew-Dragon-Kapsel erfolgreich an ISS angedockt

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Die mit zwei Astronauten bemannte Crew-Dragon-Kapsel hat erfolgreich an der Raumstation ISS angedockt. Damit ist die erste bemannte amerikanische Raummission seit neun Jahren an ihrem Ziel angekommen.

Elon Musks Unternehmen SpaceX hat Raumfahrtgeschichte geschrieben: Einer SpaceX-Raumkapsel mit zwei US-Astronauten glückte am Wochenende der erste bemannte Flug eines privaten Raumfahrtunternehmens zur Internationalen Raumstation ISS. Die Raumkampsel Crew Dragon dockte am Sonntag an der ISS an, wie bei der Liveübertragung der Mission "Demo-2" zu sehen war. Nach dem Auslaufen des Shuttle-Programms der Nasa 2011 werden die USA damit wieder unabhängiger von Russland.

Die Crew Dragon war mit Geschwindigkeiten von etwa 28.000 Stundenkilometern zur gut 400 Kilometer von der Erde entfernten ISS gerast. Das Andockmanöver der Raumkapsel gelang um 16.16 Uhr MESZ und damit ein paar Minuten früher als geplant. Nach etwa einstündigem Druckausgleich sollte die Schleuse zur ISS geöffnet werden, wo bereits zwei Russen und ein US-Astronaut auf die Neuankömmlinge warteten.

An Bord der Raumkapsel sind die beiden erfahrenen US-Astronauten Bob Behnken und Doug Hurley. Es sei eine "wirkliche Ehre, ein kleiner Teil dieser neun Jahre langen Anstrengungen zu sein, seit das letzte Mal ein US-Raumschiff an der Internationalen Raumstation andockte", sagte der 53-jährige Raumkapsel-Kommandeur Hurley.

US-Präsident Donald Trump feierte den Start als "heldenhafte Tat". Die kommerzielle Raumfahrt sei die Zukunft. "Ein neues Zeitalter amerikanischen Ehrgeizes hat jetzt begonnen." Er will sein Land zur führenden Weltraum-Nation machen und hat die Wiederaufnahme bemannter Mondflüge bis 2024 angeordnet. In einer Rede im Kennedy Space Center bekräftigte er auch, dass US-Astronauten dereinst zum Mars fliegen sollten.

SpaceX-Gründer Elon Musk zeigte sich tief bewegt. "Ich bin wirklich emotional sehr überwältigt, es ist schwer für mich zu sprechen", sagte Musk nach dem Start. 18 Jahre lang habe er auf dieses Ziel hingearbeitet. "Das ist hoffentlich der erste Schritt auf dem Weg zu Zivilisation auf dem Mars." Nasa-Chef Jim Bridenstine sagte, gefeiert werde die Mission erst, wenn Behnken und Hurley heil zurück seien.

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst hieß seine beiden Raumfahrer-Kollegen via Twitter "willkommen zurück im Weltraum" und gratulierte SpaceX für die "solide Leistung". Die Raumfahrtnation Russland beglückwünschte die USA zum erfolgreichen Start. "Im Kosmos ist schon alles passiert, und es ist unabdingbar, mindestens zwei Transportsysteme zu haben", teilte der Sprecher der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Wladimir Ustimenko, in Moskau mit. "Jetzt werden nicht nur Russen zur ISS fliegen, sondern auch Amerikaner. Das ist wunderbar!"

Raketenstufe landet sicher

Ein erster Startversuch war am Mittwoch wegen schlechter Wetterbedingungen kurz vor dem Start abgebrochen worden. Auch vor dem zweiten Versuch hatten die Bedingungen zunächst nur mäßig ausgesehen, dann hatten sich die Wolken aber rechtzeitig verzogen und das Kontrollzentrum gab grünes Licht: "Lasst uns diese Kerze anzünden!" Es sei ihnen eine Ehre, sagte Behnken aus dem Crew Dragon und zeigte gemeinsam mit Hurley die Daumen nach oben. "Wir werden aus dem Weltraum wieder mit euch sprechen." Weltweit war der "LaunchAmerica" betitelte Test mit Spannung erwartet worden.

Kurz nach dem erfolgreichen Start des Crew Dragon landete die erste Raketenstufe sicher aufrecht auf dem Schiff "Of Course I Still Love You" (auf Deutsch: Natürlich liebe ich dich noch) im Atlantik vor der US-Küste. Die Landung und Wiederverwendung von Raketenstufen und Raumkapseln ist ein wichtiger Teil der Strategie des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX. Schon mehrfach gelangen Landungen von Raketenstufen auf Schiffen sowie auf Land. Bei "LaunchAmerica" handelt sich um den letzten Flugtest für den von SpaceX entwickelten "Crew Dragon". SpaceX hatte zuvor nur Fracht zur ISS transportiert.

Wegen der Corona-Pandemie war der Zugang zu dem Gelände des Weltraumbahnhofs im US-Bundesstaat Florida, wo normalerweise Besucher bei Starts zuschauen dürfen, stark eingeschränkt. US-Präsident Trump und Vizepräsident Mike Pence waren aber angereist.

Flug war bereits 2017 geplant

Zuletzt waren im Sommer 2011 Astronauten mit der Raumfähre "Atlantis" zur ISS geflogen. Danach mottete die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihre Space-Shuttle-Flotte aus Kostengründen ein und war für Flüge zur ISS seither auf Russland angewiesen. Das war mit rund 80 Millionen Euro pro Flug in einer russischen Sojus-Kapsel nicht nur teuer, sondern kratzte auch mächtig am Ego.

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Eigentlich waren eigene Flüge aus den USA zur ISS von der Nasa schon für 2017 angekündigt gewesen - im Zuge technischer Probleme, Finanzierungsschwierigkeiten und Umstrukturierungen nach der Wahl Trumps zum Präsidenten wurde das Projekt aber immer weiter aufgeschoben.

Es seien derzeit schwierige Zeiten für die USA, sagte Nasa-Chef Bridenstine. Das Land ist besonders stark von der Coronavirus-Pandemie betroffen, zudem gibt es derzeit Massenproteste nach dem Tod eines Afroamerikaners bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Er hoffe, sagte Bridenstine, dass der erfolgreiche Start "jedem die Möglichkeit gibt, über Menschlichkeit nachzudenken".

Quelle: ntv.de, vmi/dpa

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