Fettgewebe birgt Risiken Der Halsumfang verrät viel über unsere Gesundheit
24.09.2025, 16:49 Uhr Artikel anhören
"Mit jedem zusätzlichen Zentimeter Halsumfang steigen die Sterblichkeits- und Hospitalisierungsraten", sagt Experte Ahmed Elbediwy.
(Foto: IMAGO/YAY Images)
Nicht nur Bauchfett zählt: Auch der Halsumfang kann Hinweise darauf geben, wie es um die eigene Gesundheit bestellt ist - ganz unabhängig von Taillengröße und BMI. Studien zeigen, dass ein dicker Hals das Risiko für Herzerkrankungen und Diabetes erhöht.
Ob Gewicht, Taillenumfang oder Body-Mass-Index (BMI) - Ärztinnen und Ärzte verwenden Körpermaße, um bestimmte Gesundheitsrisiken zu bewerten. Zunehmend rückt dabei auch ein in diesem Zusammenhang bislang wenig beachtetes Körperteil in den Fokus: der Hals. Was zunächst banal klingt, könnte sich als wertvolle Quelle medizinischer Informationen entpuppen. Denn der Umfang des Halses scheint weit mehr über die eigene Gesundheit zu verraten, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine einfache Formel, um das Verhältnis von Körpergewicht zu -größe zu bestimmen. Er wird berechnet, indem das Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt wird (kg/m²) und dient als grober Richtwert zur Einordnung des Gewichts.
Untergewicht: unter 18,5
Normalgewicht: 18,5 - 24,9
Übergewicht: 25 - 29,9
Adipositas Grad I: 30 - 34,9
Adipositas Grad II: 35 - 39,9
Adipositas Grad III: ab 40
Internationale Forschungsteams haben in den vergangenen Jahren immer wieder Hinweise gefunden, dass ein dicker Hals nicht nur eine ästhetische Frage ist, sondern auch auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinweisen kann. Das liegt den Forschenden zufolge daran, dass der Halsumfang ein direkter Indikator für viszerales Fett ist - das schädliche Fett, das die Organe umgibt. Diese Fettdepots in der oberen Körperhälfte, sowohl im Bauch als auch am Hals, sind demnach besonders aktiv: Sie setzen Fettsäuren, Entzündungsbotenstoffe und Hormone frei, die die Gefäße belasten und den Zucker- und Fettstoffwechsel stören können.
"Mit jedem zusätzlichen Zentimeter steigt das Risiko"
"Der Halsumfang könnte deshalb ein einfacher, nicht-invasiver Marker sein, um Herz-Kreislauf-Risiken besser einzuschätzen - unabhängig vom Körpergewicht", schreibt Biochemiker Ahmed Elbediwy von der Kingston University auf dem Wissenschaftsportal "The Conversation".
Doch ab welchem Umfang steigt das Gesundheitsrisiko? Laut einer Analyse im Fachmagazin "Journal of the American Heart Association" sind es bei Männern 43 Zentimeter oder mehr. Bei Frauen liegt die kritische Grenze demnach bei 35,5 Zentimetern. Darüber hatten sie ein mehr als fünfmal so hohes Risiko für Vorhofflimmern wie Vergleichspersonen mit schlankerem Hals - unabhängig von BMI oder Taillenumfang, heißt es in der Studie. Zudem litten sie häufiger an Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind allerdings nicht das einzige Problem. Weitere Studien stellten fest, dass ein größerer Halsumfang das Risiko auch für Typ-2-Diabetes und Schwangerschaftsdiabetes erhöht. Ein Forschungsteam entdeckte zudem einen Zusammenhang zwischen einem dicken Hals und obstruktiver Schlafapnoe. Bei dieser Schlafstörung setzt die Atmung während des Schlafs wiederholt aus. Die Folge ist extreme Tagesmüdigkeit, was wiederum das Herz-Kreislauf-System belastet.
Besonders auffällig: Das Gesundheitsrisiko durch einen großen Halsumfang steigt offenbar auch bei Menschen, deren BMI im Normalbereich liegt. Das bedeutet, man kann nach herkömmlichen Maßstäben ein gesundes Gewicht haben und dennoch aufgrund des Halsumfangs erhöhten Gesundheitsrisiken ausgesetzt sein. "Mit jedem zusätzlichen Zentimeter Halsumfang steigen die Sterblichkeits- und Hospitalisierungsraten", bewertet Biochemiker Elbediwy die Studienergebnisse, an denen er nicht beteiligt war.
Ein Check beim Arzt lohnt sich
Elbediwy plädiert dafür, den Halsumfang künftig stärker in der Prävention zu berücksichtigen. Denn er sei leicht zu messen und könnte zusätzliche Informationen liefern, die klassische Messgrößen wie Taillenumfang oder BMI nicht immer erfassen. "Ein dickerer Hals kann ein Fenster in den Stoffwechsel öffnen, das wir bisher übersehen haben", sagt der Experte.
Wer bei sich nun einen auffällig großen Hals misst, muss aber nicht in Panik verfallen. Die genauen Schwellenwerte sind noch nicht universell validiert und können je nach Ethnie und Körperbau variieren. Dennoch sollten betroffene Personen das als Anlass nehmen, Blutdruck, Blutzucker und Blutfettwerte checken zu lassen, rät Elbediwy. Einfache Routinen wie regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und guter Schlaf können den Halsumfang und damit das viszerale Fett langfristig reduzieren und damit auch Herz- und Stoffwechselrisiken senken.
Quelle: ntv.de