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Medienpräsenz kein Faktor Drosten fordert neuen Expertenrat für nächste Pandemie

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Will mehr Kompetenz im Expertenrat: Christian Drosten.

Will mehr Kompetenz im Expertenrat: Christian Drosten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Grenze zwischen wissenschaftlicher Beratung und politischem Handeln verwischt während der Corona-Pandemie. Christian Drosten wird dabei vom Virologen zur politischen Figur. Das soll künftig anders sein, fordert der 52-Jährige.

Christian Drosten, Deutschlands bekanntester Virologe, fordert von der Politik, bei einer nächsten Pandemie einen einzigen Expertenrat zu schaffen, der dann überwiegend mit von der Wissenschaft entsandten Experten besetzt sein solle. Das sagte der Virologe dem "Spiegel".

Das Kriterium für eine solche Besetzung solle ausschließlich "Kompetenz im jeweiligen Fachgebiet" sein, nicht "Medienpräsenz oder andere Faktoren". Es gehe "um eine sichtbare Kennzeichnung mandatierter Einschätzungen und Aussagen. So etwas geschieht auch sonst in der Wissenschaft, überall gibt es Fachgremien und Sprecherfunktionen, die auf echter Expertise beruhen. Die Benennung wäre eine typische Aufgabe von Akademien oder Wissenschaftsorganisationen".

Der Journalist Georg Mascolo kritisierte in dem gemeinsamen "Spiegel"-Gespräch mit Drosten, dass es bei der Coronapandemie zu viele unterschiedlich Expertengremien gegeben habe: "Es war kaum noch erkennbar, was wissenschaftliche Mehrheitsmeinung ist und vor allem, wo die Grenze zwischen wissenschaftlicher Beratung und politischem Handeln verläuft."

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Drosten ergänzte: "Wenn es um Menschenleben geht, brauchen wir eine erkennbare Position der Wissenschaft, hinter der die Fachgemeinschaft auch wirklich steht. Jeder darf sich natürlich in der Öffentlichkeit mit seiner Meinung darstellen. Aber die Arbeitsteilung im Fach ist nun einmal so, dass Spezialisten über ihr Spezialgebiet sprechen und die anderen sich eher zurückhalten. Das sollte zur guten Praxis von öffentlicher Wissenschaftskommunikation gehören."

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind einer Studie zufolge zunehmend mit Anfeindungen, Beleidigungen und sogar Drohungen konfrontiert. In einer repräsentativen Befragung gab knapp die Hälfte der Forschenden (45 Prozent) an, in irgendeiner Form bereits Belästigungen beziehungsweise Angriffe erlebt zu haben. Auch Drosten schilderte als Zeuge vor Gericht, wie ihn auf einem Campingplatz in Mecklenburg-Vorpommern ein Paar beleidigt und beschimpft habe.

Quelle: ntv.de, mba

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