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Risiko bei Senioren steigt Tägliche Nickerchen sind Warnzeichen für Alzheimer

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1400 Studienteilnehmende wurden über mehrere Jahre beobachtet.

(Foto: imago images/photothek)

Viele ältere Menschen neigen am Tag zu einem Mittagsschlaf oder anderweitigen Nickerchen. Doch nimmt die tägliche Schlafenszeit zu, steigert das offenbar auch das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung, wie aus einer neuen Studie hervorgeht.

Wenn ältere Menschen tagsüber länger schlafen, kann das ein Vorzeichen für Alzheimer sein. Das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Kalifornien in San Francisco herausgefunden. Senioren, die länger als eine Stunde am Tag ein Nickerchen halten, haben demnach ein um 40 Prozent gesteigertes Risiko, Alzheimer zu entwickeln. Das geht aus den in der Fachzeitschrift "Alzheimer's and Dementia" veröffentlichten Studienergebnissen hervor.

In ihrer Studie hat das Team um Yue Leng rund 1400 Teilnehmende mit einem Durchschnittsalter von 81 Jahren über mehrere Jahre beobachtet. Jedes Jahr hat eine Art Armbanduhr ihr Schlafverhalten zwei Wochen lang gemessen. Waren die Probandinnen und Probanden zwischen 9 Uhr und 19 Uhr über einen anhaltenden Zeitraum nicht aktiv, wurde dies von dem Gerät als Nickerchen gewertet.

Zudem unterzogen sich die Teilnehmenden Jahr für Jahr Tests, die ihre kognitive Leistungsfähigkeit bewerteten. Bei Studienbeginn hatten 76 Prozent keine geistigen Beeinträchtigungen, 20 Prozent waren kognitiv leicht eingeschränkt und 4 Prozent hatten Alzheimer.

Bisher gingen Forscher davon aus, dass Senioren mit einem Nickerchen vor allem schlechten Schlaf bei Nacht kompensieren. Doch die Studie stellt einen deutlichen Zusammenhang mit den geistigen Fähigkeiten der Teilnehmenden fest. In der Gruppe der Menschen ohne geistige Einbußen nahm die tägliche Schlafenszeit im Durchschnitt um elf Minuten pro Jahr zu. Nahmen ihre kognitiven Fähigkeiten leicht ab, verdoppelte sich diese Zeit bereits auf 24 Minuten. Nach einer Diagnose mit Alzheimer waren es sogar 68 Minuten Schlaf am Tag.

Kein Unterschied bei Geschlechtern

Andersherum fand das Team heraus, dass die geistigen Fähigkeiten von Senioren, die beginnen, längere oder häufigere Nickerchen halten, im darauffolgenden Jahr oftmals nachlassen. Insgesamt erkrankte rund ein Viertel der Teilnehmenden innerhalb von sechs Jahren an Alzheimer. Bei Probanden, die jedoch länger als eine Stunde oder öfters als einmal am Tag schlafen, war das Krankheitsrisiko um 40 Prozent höher als bei denen, die weniger oder seltener schliefen. Einen Unterschied zwischen Männern und Frauen konnten die Forschenden nicht festmachen.

"Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wenn jemand nicht gewohnheitsmäßig Nickerchen hält, und dann bemerkt, dass er oder sie am Tag schläfrig wird, das ein Zeichen eines abnehmenden geistigen Gesundheitszustandes sein kann", sagt Studienleiter Leng in einer Pressemitteilung. Es sei nicht auszuschließen, dass die tägliche Schlafenszeit Auswirkungen auf die geistigen Fähigkeiten hat. Dass jedoch zu häufige Nickerchen unmittelbar Alzheimer verursachen, geht aus der Studie nicht hervor.

Aber: Ein Gefühl der Schläfrigkeit am Tag kann laut den Autorinnen und Autoren das Symptom einer frühen Phase von der Krankheit sein. Denn vorangegangene Studien hätten gezeigt, dass Alzheimer-Patienten weniger Nervenzellen besitzen, die beim Menschen für Wachheit sorgen.

Demenzkranke leiden zwar häufig unter Schlafstörungen oder ungewöhnlichen Schlafrhythmen, die neue Studie zeigt aber erstmals eine Verbindung zu den täglichen Nickerchen auf, selbst wenn der Schlaf bei Nacht berücksichtigt wird. "Es deutet darauf hin, dass die Rolle des Schlafes am Tag wichtig für sich selbst ist", sagt Leng. Für zukünftige Studien gelte es herauszufinden, ob weniger Schlafenszeit am Tag das Risiko für Alzheimer womöglich reduzieren kann, schreiben die Forschenden.

(Dieser Artikel wurde am Freitag, 18. März 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mdi

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