Kürzer und konstanter Glückliche Schweine erkennt man am Grunzen
08.03.2022, 09:51 Uhr
Schweinegrunzen ist nicht gleich Schweinegrunzen.
(Foto: Marijan Murat/dpa)
Was fühlen Schweine? Sind sie glücklich oder gestresst? Einem Forscherteam gelingt es, das Grunzen der Tiere in ihre Emotionen zu übersetzen. Das könnte Bauern bei der Tierhaltung helfen.
Schweine sind sehr intelligent, das ist lange bekannt. Nun kommen Forschende den Gefühlen der Tiere genauer auf die Spur. Denn ob Schweine gut oder schlecht gelaunt sind, können Forscher anhand der Grunzlaute der Tiere erkennen. In positiv und negativ erlebten Situationen gebe es deutliche Unterschiede bei den Rufen von Schweinen, schreibt ein Forscherteam der Universität Kopenhagen im Fachmagazin "Scientific Reports". So sei das Grunzen in positiven Situationen viel kürzer und weise geringere Schwankungen in Lautstärke, Intensität und Tonlage auf, erklärt Elodie Briefer, die Erstautorin der Studie.
Die Wissenschaftler analysierten für ihre Untersuchung die akustischen Merkmale von über 7000 Geräuschaufnahmen, die von 411 Schweinen stammten. Mithilfe der Daten erstellten sie einen Algorithmus, mit dem sich feststellen lässt, ob die Gefühle eines einzelnen Schweines positiv sind wie "glücklich" und "begeistert" oder negativ wie "verängstigt" und "gestresst" oder sich irgendwo dazwischen bewegen. Die Aufnahmen wurden dafür in positiv erlebten Situationen erstellt, wie etwa beim Herumtoben im Freien. Negative Emotionen durchlebten die Tiere beispielsweise bei Kämpfen unter den Jungtieren, Kastrationen oder Schlachtungen.
Für das menschliche Gehör seien die feinen akustischen Unterschiede oft nicht zu hören, erklärt Mitautorin Sandra Düpjan vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie in Dummerstorf bei Rostock. Landwirten könne mithilfe des Algorithmus somit dabei geholfen werden, mehr über das Wohlbefinden ihrer Tiere zu erfahren. Die Tierhalter hätten zudem "viel zu wenig Zeit, sich eine halbe Stunde in den Stall zu stellen und einfach mal zu lauschen, was sie denn da hören". Viele Informationen über die Gefühle der Säugetiere gingen so an den Landwirten vorbei. Somit gebe es den Wunsch nach unterstützender Technik, die die Gefühlslage der Stalltiere rund um die Uhr beobachte.
Auch aus der Politik etwa gebe es Forderungen, dass das Tierwohl überwacht und dokumentiert werde, erklärt die Expertin. Der neue Algorithmus biete dafür zahlreiche Möglichkeiten. Nun brauche es jedoch jemanden, "der den Algorithmus zu einer App weiterentwickelt, die Landwirte nutzen können, um das Wohlergehen ihrer Tiere zu verbessern", sagt Briefer. Werde der Algorithmus gut trainiert, könne das System 92 Prozent der Schweinslaute den richtigen Emotionen zuordnen. So werde "ein wichtiger Schritt in Richtung eines verbesserten Tierschutzes für Nutztiere" geschaffen.
Quelle: ntv.de, sba/dpa