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Schnelle Herstellung möglich Großbritannien beginnt Impfstoff-Tests

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Weltweit arbeiten Wissenschaftler an möglichen Impfstoffen. Britische Forscher haben nun einen Kandidaten fertig.

(Foto: via REUTERS)

Im Januar beginnen britische Wissenschaftler mit der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das gefährliche Coronavirus. Nun sind sie so weit, einen ersten Kandidaten an Menschen zu testen. Im ganzen Land werden Freiwillige gesucht.

An der Universität Oxford und an weiteren Standorten in Großbritannien wird ab Donnerstag erstmals ein potenzieller Coronavirus-Impfstoff an Menschen getestet. Der Impfstoff wurde am Jenner Institute in Oxford entwickelt. Das teilte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock mit.

Großbritannien hatte die Entwicklung des Impfstoffs mit 20 Millionen Pfund (22,6 Millionen Euro) aus staatlichen Mitteln mitfinanziert. Das ebenfalls beteiligte Londoner Imperial College hatte zusätzlich 22,5 Millionen Pfund (24,5 Millionen Euro) erhalten. "Ich kann ankündigen, dass der Impfstoff aus der Oxford-Studie ab diesem Donnerstag bei Menschen getestet wird", sagt Hancock am Dienstagabend. In normalen Zeiten hätte es Jahre gedauert, bis man dieses Stadium erreicht hätte, so der Minister.

Die Wissenschaftler konnten sich auf frühere Arbeiten mit dem MERS-Coronavirusstamm stützen. Professor Andrew Pollard vom Oxford Vaccine Centre sagte, das bedeute, dass "diese neuen Impfstoffe als Ergebnis sehr schnell hergestellt werden könnten". Pollard gehört einem Wissenschaftler-Team an, das am 10. Januar mit der Entwicklung des Impfstoffs begonnen hatte.

Training für den Ernstfall

Der Impfstoff ChAdOx1 nCoV-19 wird aus einer geschwächten Version eines Erkältungsvirus (Adenovirus) von Schimpansen hergestellt. Eine genetische Veränderung sorgt dafür, dass keine Erkrankung beim Menschen möglich ist.

Das Virus bildet nun "Spike"-Proteine, die zu denen der Covid-19-Viren passen. Sie sind für die Fähigkeit des Virus, Menschen zu infizieren, von wesentlicher Bedeutung. Durch die Injektion dieser Proteine in den Körper hoffen die Wissenschaftler, das Immunsystem so zu trainieren, dass diese Proteine als Krankheitserreger erkannt und bekämpft werden. Wenn sich die Person zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert, soll das Immunsystem in der Lage sein, den Erreger zu zerstören, bevor überhaupt Symptome auftreten.

Der Impfstoffkandidat soll zunächst an bis zu 510 Personen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren getestet werden. Die gleiche Anzahl Personen wird in der Studie einen zugelassenen Meningitis-Impfstoff erhalten. Die Probanden wissen nicht, welchen Impfstoff sie erhalten. Dafür werden am Imperial College London, am University Hospital Southampton und am Bristol Children's Vaccine Centre Freiwillige gesucht. Sie erhalten zwischen 190 und 625 Pfund für ihre Teilnahme.

Die britische Regierung wird nach Hancocks Angaben auch in Produktionskapazitäten investieren, um den Impfstoff in ausreichenden Mengen herzustellen. Man wolle alles daransetzen, das erste Land der Welt zu sein, das einen "erfolgreichen Impfstoff" entwickelt.

In China wird bereits seit März ein Impfstoff an Menschen getestet. Auch der Schweizer Immunologe Martin Bachmann vom Universitätsspital Bern will für einen von ihm entwickelten Impfstoff-Kandidaten die nötigen Studien und Genehmigungsverfahren sehr schnell durchlaufen. Bachmann hält in seinem Zeitplan im Oktober Massenimpfungen in der Schweiz für möglich.

Quelle: ntv.de, sba

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