Orte nahe deutscher Grenze schlagen AlarmHepatitis-A-Ausbruch erschüttert Tschechien

Tschechien kämpft mit einem Hepatitis-A-Ausbruch, der bereits 28 Todesopfer gefordert hat. Auch nahe der deutschen Grenze steigen die Infektionszahlen, besonders in touristischen Regionen. Behörden warnen vor einer weiteren Verschlechterung der Lage. Wie groß ist die Gefahr für Sachsen?
Tschechien verzeichnet derzeit einen ungewöhnlich starken Anstieg von Hepatitis-A-Fällen. Nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde wurden in diesem Jahr bereits 2375 Infektionen und 28 Todesfälle registriert - deutlich mehr als in den Vorjahren. Besonders betroffen sind die Regionen Prag, Mittelböhmen und Karlsbad, wie die Behörden berichten. Die Ausbrüche veranlassen tschechische Kommunen zu verstärkten Hygienemaßnahmen und Warnhinweisen - auch in touristisch beliebten Gebieten nahe der deutschen Grenze.
Im Grenzort Boží Dar (Gottesgab), nur wenige Kilometer von Sachsen entfernt, warnen die Behörden über soziale Medien vor einer "Verschlechterung der epidemiologischen Lage". Bürger und Besucher wurden auf zentrale Hygieneregeln hingewiesen, mit denen Schmierinfektionen vermieden werden sollen - etwa gründliches Händewaschen, der sichere Umgang mit Lebensmitteln und die Desinfektion häufig berührter Oberflächen.
Auch Karlsbad mahnt zur Vorsicht und ruft die Bevölkerung auf, die Situation nicht zu unterschätzen. In der Hauptstadt Prag wurden laut Stadtverwaltung zusätzliche Desinfektionsspender in Bussen und Bahnen installiert und Haltegriffe häufiger desinfiziert.
Wer ist besonders betroffen?
Bei den aktuellen Fällen handele es sich vielfach um Infektionen, die durch schwer zu erreichende Gruppen weitergegeben werden, so das sächsische Gesundheitsministerium auf Anfrage der "Bild"-Zeitung. Betroffen seien Menschen ohne festen Wohnsitz oder mit mangelnden hygienischen Bedingungen, teilweise mit Drogenkonsum. Dass sich das Virus dennoch breiter verbreiten konnte, liege "wohl vor allem an den niedrigen Impfquoten der tschechischen Bevölkerung", heißt es weiter.
In Deutschland wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge bislang 993 Hepatitis-A-Fälle mit sechs Todesfällen gemeldet - aktuell sieht man hierzulande jedoch keine Gefahr für die Allgemeinbevölkerung. Ein Sprecher des sächsischen Gesundheitsministeriums sagte der "Freien Presse", dass aus "infektionsepidemiologischer Sicht" derzeit keine besondere Bedrohung für Sachsen bestehe. Die Entfernung zwischen Oberwiesenthal und Boží Dar beträgt lediglich fünf Kilometer.
Die tschechische Gesundheitsbehörde hat den Ausbruch über das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) offiziell an alle EU-Länder gemeldet. Das dient vor allem der Wachsamkeit und dem schnellen Austausch von Daten, betont das RKI. Bereits zur Jahresmitte hatte das ECDC daher auf tödliche Verläufe von Hepatitis A in Tschechien hingewiesen. Die Dimension wird im Vergleich zum Vorjahr deutlich: 2024 waren es 676 Erkrankte und zwei Verstorbene.
Was ist Hepatitis A - und wie steckt man sich an?
Hepatitis A ist eine Entzündung der Leber, verursacht durch das Hepatitis-A-Virus (HAV). Sie kann eine Gelbsucht (Ikterus) verursachen, die Haut und Augen der Betroffenen verfärben sich dann gelb.
Die Ansteckung erfolgt nahezu immer über den fäkal-oralen Weg, etwa durch:
belastetes Trinkwasser
verunreinigte Lebensmittel wie Muscheln und Austern
mit Fäkalien gedüngtes Gemüse
direkten Kontakt mit infizierten Personen bei mangelnder Hygiene
ungeschützten Analsex
Das Virus wird über den Darm ausgeschieden und über Schmierinfektionen weitergegeben. Besonders Regionen mit geringeren Hygienestandards oder stärker belasteten Wasser- und Abwassersystemen gelten als Risikogebiete.
Eine wichtige Schutzmaßnahme ist die Hepatitis-A-Impfung. Sie ist sehr gut verträglich und wird von Expertinnen und Experten seit Jahren empfohlen - besonders für Reisen in Länder mit geringeren Hygienestandards.
Was bedeutet der Ausbruch für Reisende nach Tschechien?
Nach aktuellem Kenntnisstand besteht keine erhöhte Gefahr für Touristinnen und Touristen, wenn grundlegende Hygieneregeln beachtet werden. Dennoch raten Ärztinnen und Ärzte dazu, vor der Reise den Impfstatus zu prüfen. Zudem sollte man regelmäßig Hände waschen und desinfizieren, keine rohen Muscheln oder unzureichend gewaschenen Salat essen.
Die Dynamik des Ausbruchs wollen die tschechischen und sächsischen Behörden weiter beobachten. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass sich die Lage mit konsequenten Maßnahmen stabilisieren lässt.