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Besonders, aber nicht gefährlich ISS-Batteriepaket sorgt für Feuerschweif über Deutschland

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Eine Sache steht fest: Heute Abend deutscher Zeit wird das ausrangierte Batteriepaket der ISS in die Erdatmosphäre eintreten. Wo genau, darüber sind die zuständigen Raumfahrtbehörden noch nicht ganz im Klaren. Die Gefahr für Deutschland durch herabfallende Trümmer wird aber als sehr gering eingestuft.

Ein ausrangiertes Batteriepaket der Raumstation ISS könnte bei seinem Wiedereintritt in die Atmosphäre am Abend für einen kleinen Feuerschweif über Teilen Deutschlands sorgen. Gegen 19.20 Uhr könnte sich im Bereich Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen bis hin nach Cottbus in Brandenburg ein Blick in den Himmel lohnen, sagte der militärische Leiter des Weltraumlagezentrums der Bundeswehr, Oberstleutnant Alexander Richter, ntv. Zu dem Zeitpunkt ist es bereits dunkel und der Himmel hoffentlich wolkenlos. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) teilte am späten Nachmittag mit, dass eine weitere Überflugbahn über dem südlichen Baden-Württemberg und Bayern gegen 20.50 Uhr erwartet wird.

Der Eintritt in die Erdatmosphäre werde zu so starker Reibung führen, dass sich in aller Regel der größte Teil in Hitze und Licht auflöse, sagte Richter der dpa. Ein kleiner Feuerschweif sei dabei wahrscheinlich. "Es ist etwas Besonderes, aber nichts Gefährliches."

Auch ein Experte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hält es für möglich, dass das in der Atmosphäre verglühende Batteriepaket in einigen Regionen Deutschlands heute Abend am Himmel zu sehen sein könnte. "Es ist eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Lichtschweif oder einen Überschallknall über Deutschland sehen oder hören können", sagte DLR-Experte Jörn Helbert.

Sowohl Richter als auch Helbert halten es nach den bislang vorliegenden Daten für höchst unwahrscheinlich, dass Trümmerteile Deutschland treffen könnten. Sollten Trümmerteile die Erdoberfläche erreichen, würden sie wahrscheinlich ins Meer stürzen, sagte Richter und fügte hinzu: "Nicht umsonst wird die Erde der blaue Planet genannt". Aktuellen Berechnungen zufolge könnte das Objekt über der Karibik in die Atmosphäre eintreten - aber auch andere Regionen sind noch denkbar. Als Zeitfenster gibt die Onlineseite satflare.com einen Acht-Stunden-Korridor rund um heute Abend deutscher Zeit an.

Amtliche Gefahreninformation sorgt für Aufregung

Richter erwartet, dass am frühen Abend neue Berechnungen zum Kurs des ausrangierten Batteriepakets um die Erde im Weltraumlagezentrum vorliegen. Es wird von der Luftwaffe und der Raumfahrtagentur DLR gemeinsam betrieben. Die Berechnungen zum Eintrittsort seien sehr komplex, sagte Richter ntv. "Erst zwei Stunden vorher wissen wir wirklich mit hoher Sicherheit, wo es genau sein wird." Von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hieß es: "Vorhersagen zu Wiedereintrittszeitpunkt und -ort sind für solche Fälle naturgemäß mit großen Unsicherheiten verbunden."

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Bei dem Objekt handelt es sich um eine Palette mit neun ausgedienten Batterien der Internationalen Raumstation (ISS). Die Plattform mit Batteriepaketen ist in etwa so groß wie ein Auto und wiegt rund 2,6 Tonnen. Sie wurde im März 2021 von der ISS abgekoppelt, mit dem Ziel, später in der Atmosphäre zu verglühen. Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA ist in den vergangenen 50 Jahren durchschnittlich ein bekanntes Stück pro Tag auf die Erde gefallen. Bislang sei keine ernsthafte Verletzung oder bedeutender Sachschaden infolgedessen bekannt geworden.

Für etwas Aufregung hatte gesorgt, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe seine Einschätzung - sehr geringe Wahrscheinlichkeit für Trümmer auf Deutschland - am Donnerstag über mehrere Warn-Apps per amtlicher Gefahreninformation verbreitet hatte. "Sollte sich das Risiko erhöhen, erhalten Sie eine neue Information", hieß es dort. "Uns geht es um Transparenz und darum, die Informationen zu teilen, die uns vorliegen", erklärte auf Anfrage eine Sprecherin der Behörde das Vorgehen.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa

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