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Kein direkter Zusammenhang Ist Gürtelrose durch mRNA-Impfung möglich?

Gürtelrose trifft vor allem ältere Menschen.

Gürtelrose trifft vor allem ältere Menschen.

(Foto: imago images/Shotshop)

Nie zuvor wurde so intensiv auf Impf-Nebenwirkungen geachtet wie seit Beginn der Covid-19-Immunisierungen. Vor allem in sozialen Medien kommt es zu zahlreichen Zuweisungen, was eine Covid-19-Impfung anrichten kann. Auch die Gürtelrose wird genannt. Zu Recht?

Ob durch einen mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 eine Gürtelrose ausgelöst werden kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu beantworten. "Einen direkten Zusammenhang kann man aber ausschließen", sagt der Epidemiologe Professor Timo Ulrichs zu ntv. Ob da indirekte Prozesse eine Rolle spielen, sei jedoch noch unklar. Aus diesem Grund sei es wichtig, solche Zwischenfälle zu melden. Nur so ist es möglich, ausreichend Daten zu sammeln und zu bewerten, um die Gürtelrose, auch als Herpes Zoster bezeichnet, entweder als seltene Nebenwirkung nach einer mRNA-Impfung zu benennen oder eben als solche auszuschließen.

Auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das in Deutschland alle Meldungen zu möglichen Nebenwirkungen nach einer Covid-19-Impfung sammelt und bewertet, gibt in Bezug auf Herpes Zoster nach einer Covid-19-Impfung Entwarnung. Das PEI schreibt dazu im aktuellen Sicherheitsbericht zu Covid-19-Impfstoffen: "Für die folgenden Erkrankungen ergab sich aufgrund der Zahl der Meldungen an das Paul-Ehrlich-Institut kein Risikosignal innerhalb von 14 beziehungsweise 30 Tagen nach allen vier zugelassenen COVID-19-Impfstoffen: akute demyelinisierende Enzephalomyelitis, akuter Herzinfarkt, Arthritis, Enzephalitis, Fazialisparese, Herpes Zoster, Lungenembolie ohne Angabe einer Thrombozytopenie und Transverse Myelitis." Die einbezogenen Daten wurden bis 31. August 2021 gesammelt.

Herpes-Viren bleiben ein Leben lang

Eine Gürtelrose ist eine Zweiterkrankung, die durch das sogenannte Herpes-Zoster-Virus ausgelöst wird. Es gehört, wie der Name schon sagt, zu den Herpesviren, von denen es noch sieben weitere gibt, die bei Menschen vorkommen. Bei einer Erstinfektion verursacht das Virus Windpocken. Das passiert meistens im Kindesalter. Die Viren bleiben dann ein Leben lang "schlummernd" im Körper. Ganz genau hinterlegen die Viren ihr Erbgut im Zellkern der sogenannten sensorischen Ganglien, also in den Nervenzellbündeln des peripheren Nervensystems. Werden sie jedoch reaktiviert und können sich vermehren, hat das eine Gürtelrose zur Folge. In Deutschland müssen jährlich 350.000 bis 400.000 Menschen wegen Gürtelrose behandelt werden. Der Großteil davon ist über 50 Jahre alt.

Als Auslöser für eine Gürtelrose gelten Stress oder Immunschwäche. Denkbar sind aber auch Traumata, UV-Strahlung oder Medikamente, die die Immunabwehr schwächen. Da auch durch eine Covid-19-Impfung das Immunsystem angeregt wird und man sich danach schonen sollte, könnte hier der Knackpunkt liegen. Das Immunsystem, das die schlummernden Herpesviren in Schach hält, könnte durch die Immunisierung "abgelenkt" sein. Doch solche Zusammenhänge sind lediglich Mutmaßungen und Spekulationen. Die zeitliche Nähe zwischen einer Impfung und der Entstehung einer Gürtelrose kann purer Zufall sein.

Gürtelrose unbedingt behandeln lassen

Dennoch sollte eine Gürtelrose nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Die Erkrankung tarnt sich als Hautkrankheit, ist aber eine schmerzhafte Infektionskrankheit. Eine von drei Personen leidet im Laufe ihres Lebens hierzulande an der Zweiterkrankung. Daran können weder ein gesunder Lebensstil noch Hygienemaßnahmen etwas ändern, denn es gibt zwei Hauptgründe dafür: zum einen die abnehmende Kraft des Immunsystems im Alter und zum anderen die Tatsache, dass das Virus bereits im Körper ist und dort quasi nur auf seine Chance lauert.

Nach einer Reaktivierung des Virus wandert der Erreger aus den Nervenknoten bis zu den Enden der Nervenfasern an der Hautoberfläche. Dort entstehen die für die Gürtelrose charakteristischen Bläschen und Rötungen, die sich gürtel- beziehungsweise bandförmig verteilen. Gürtelrose kann jeden Körperbereich betreffen, meistens kommt sie nur auf einer Körperhälfte vor. Menschen fühlen sich nach einer Reaktivierung der Viren meist erschöpft, müde und abgeschlagen. Dazu kommen starke brennende bis stechende Nervenschmerzen, die bereits vor der Bildung des Hautausschlags spürbar sind. Die volle Rückbildung der Symptome kann bei der Gürtelrose bis zu vier Wochen dauern.

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Die Virusinfektion kann mit Komplikationen einhergehen, die im schlimmsten Fall zu lebenslangen Nervenschmerzen, Sehstörungen, einem vollständigen Seh- und Hörverlust oder auch zu Schlaganfällen führen. Um solche Komplikationen zu verhindern, sollte man schon beim Verdacht auf Gürtelrose baldmöglichst einen Arzt aufsuchen. Der wird betroffene Patienten krankschreiben, denn eine Gürtelrose ist ansteckend. Zudem werden Medikamente verschrieben, die die Vermehrung des Virus hemmen. Auch Schmerzmittel kommen bei der Diagnose Gürtelrose oft zum Einsatz.

Menschen ab 60 Jahren haben zudem seit einigen Jahren die Möglichkeit, sich gegen Gürtelrose impfen zu lassen. Bestimmte Risikogruppen können die Impfung bereits ab 50 Jahre bekommen. Die Kosten dafür werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Quelle: ntv.de, jaz

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