Pizzly, Grolar oder Cappuccino Jäger erlegt rätselhaften Bären
20.05.2016, 19:43 Uhr
Die Inuit jagen Bären, um sich mit Fell und Fleisch zu versorgen. Hier Didji Ishalook mit seiner Beute.
(Foto: Didji Ishalook)
Die Erde erwärmt sich, das arktische Eis schmilzt, die Grizzlys ziehen weiter und weiter nach Norden. Dort treffen sie auf Polarbären - und paaren sich. So kommt es, dass ein Inuit in Nunavut gar nicht erkennt, was für ein Tier er erlegt hat.
Als der Inuit Didji Ishalook vergangene Woche im kanadischen Territorium Nunavut einen Bären erlegte, stand er vor einem Rätsel: Was für ein Tier war ihm da vor die Flinte gelaufen? Von weitem, erzählt Ishalook, hatte er es für einen Polarfuchs oder einen kleinen Eisbären gehalten. Doch aus der Nähe betrachtet, sah das Tier eher aus wie ein Grizzly – bloß die Fellfarbe stimmte nicht. "Es stellte sich heraus, dass es ein Grizzly-Mischling war", sagt Ishalook. "Der sieht aus wie ein Eisbär, aber … er hat braune Tatzen und lange Krallen wie ein Grizzly. Und den Kopf eines Grizzlys."
Dave Garshelis, Forscher am Minnesota Department für natürliche Ressourcen und Bärenexperte, stimmt Ishalook zu. Garshelis meint, dass es sich bei dem Bären keinesfalls um einen Albino-Grizzly handelt, sondern tatsächlich um einen Grizzly-Eisbär-Mischling. "Ein Albino hätte eine nur schwach pigmentierte oder rosa Nase, und die Augen und Krallen hätten keine Pigmente", erklärt Garshelis. "Dieser Bär aber hat eine schwarze Nase und normal dunkle Augen und Krallen."
Beginn eines evolutionären Umbruchs
Garshelis zufolge sind sich Eisbären und Grizzlys genetisch ähnlich und Kreuzungen sind nicht ungewöhnlich. Forscher gehen davon aus, dass es diese Mischung künftig häufiger geben wird – durch die Erderwärmung. "Im Zuge des Klimawandels ziehen die Grizzly-Bären weiter nach Norden, sodass sich die Verbreitungsgebiete von Grizzlys und Eisbären überschneiden", sagt Garshelis.
Evolutionär betrachtet, gingen die Eisbären einst aus den Braunbären hervor. Das ist etwa 150.000 Jahre her. Heute sind die Polarbären die größten Fleischfresser der Welt. Ihr Lebensraum ist das Eis, darauf sind sie angewiesen. Für anhaltende Landgänge sind Eisbären ungeeignet. Wenn das arktische Eis schmilzt, werden letztlich nur wenige Polarbären überleben, vermuten Forscher. Sie sehen in den Bären-Mischlingen den Beginn einer evolutionären Wende. Die werde sich allerdings über Hunderte Generationen hinziehen. Es wird noch lange dauern, bis es eine neue etablierte Bärenart gibt.
Die schon jetzt auftretende Kreuzung aus Polarbär und Grizzly wird übrigens "Grolar-Bär" genannt, wenn der männliche Part ein Grizzly war, und "Pizzly-Bär", wenn das Männchen ein Eisbär war. Deutsche Zoos haben mit einem Augenzwinkern noch eine andere Bezeichnung ins Spiel gebracht: den Cappuccino-Bären. Bemüht man diesen Vergeich, dann war es im Fall des von Islahook erlegten Tieres wohl eher ein Latte macchiato-Bär.
Quelle: ntv.de, asc