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Auch wenn man jung und aktiv ist Je mehr man sitzt, desto schneller altert man

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Jetzt ist es raus: Sitzen macht alt.

Jetzt ist es raus: Sitzen macht alt.

(Foto: IMAGO/peopleimages.com)

Eine neue Studie belegt, dass viel Sitzen auch für junge, aktive Menschen gesundheitlich problematisch ist. Sogar wenn man Ausgleichssport treibt, erhöht sich das Risiko von Herzkrankheiten und man altert schneller. Es gibt Abhilfe, aber die ist unbequem.

Eine neue Studie der University of Colorado (CU) Boulder und der University of California Riverside hat ergeben, dass Millennials (geboren in den frühen 80ern bis späten 90ern) mehr als 60 Stunden pro Woche im Sitzen verbringen, womit sich ihr Risiko für Herzkrankheiten erhöht.

Auch der Alterungsprozess werde durch dieses Verhalten beschleunigt, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Einhaltung der empfohlenen Mindestanforderungen an körperliche Aktivitäten - etwa 20 Minuten moderate Bewegung pro Tag - reiche nicht aus, um die Gefahren des vielen Sitzens auszugleichen.

Zwillinge bevorzugt

Für ihre Arbeit analysierten die Autoren die Daten einer Langzeitstudie der CU Boulder mit Zwillingen und Adoptivkindern, die seit ihrer Kindheit beobachten werden. Sie sind zwischen 28 und 49 Jahre alt, das Durchschnittsalter der insgesamt 1600 Probanden beträgt 33 Jahre.

Unter den mehr als 1000 Teilnehmern, die die Forschenden berücksichtigten, befanden sich mehr als 730 Zwillinge. Das hat einen triftigen Grund. Eineiige Zwillinge eigneten sich besonders gut für Studien, da sie 100 Prozent ihrer Gene gemeinsam haben, schreiben die Wissenschaftler. Dies mache es einfacher, genetische Faktoren auszuschließen, die zu unterschiedlichen Gesundheitsergebnissen beitragen könnten, und Unterschiede in der Lebensweise zu erkennen.

Sie sitzen 9 bis 16 Stunden

Im Durchschnitt gaben die Teilnehmer an, täglich fast 9 Stunden zu sitzen, einige sogar bis zu 16 Stunden. Sie sagten außerdem, sich durchschnittlich zwischen 80 und 160 Minuten pro Woche mäßig und weniger als 135 Minuten pro Woche intensiv körperlich zu betätigen. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Ergebnisse wegen eines besonders aktiven Lebensstils in Colorado wahrscheinlich besser seien als der US-Durchschnitt.

Um die Folgen zu ermitteln, untersuchten die Wissenschaftler Cholesterinwerte und den Body-Mass-Index (BMI) der Probanden. Beides wichtige Messgrößen für Herz- und Stoffwechselalterung. Die Studie ergab, dass man im Wesentlichen schneller altert, je mehr man sitzt. Etwas moderate Aktivität nach einem langen Tag des Sitzens kann die Auswirkungen kaum abmildern.

Kurzer Spaziergang reicht nicht aus

"Ein kurzer Spaziergang nach der Arbeit reicht möglicherweise nicht aus", sagt Hauptautorin Chandra Reynolds. "Während dies mit zunehmendem Alter immer deutlicher wird, zeigen wir, dass sich der Zusammenhang bereits im frühen Erwachsenenalter abzeichnet." Reynolds ist Professorin in der Abteilung für Psychologie und Neurowissenschaften und im Institut für Verhaltensgenetik der CU Boulder.

Junge Erwachsene neigten dazu zu denken, sie seien gegen die Auswirkungen des Alterns immun, sagt Erstautor Ryan Bruellman. Sie gingen davon aus, ihr Stoffwechsel sei großartig und sie müssten sich keine Sorgen machen, bis sie in den 50ern oder 60ern seien. "Aber es kommt darauf an, was man in dieser kritischen Phase des Lebens tut". Bruellman ist Doktorand in der Abteilung für Genetik, Genomik und Bioinformatik an der UC Riverside.

Junge Erwachsene, die achteinhalb Stunden pro Tag sitzen und die aktuellen Bewegungsempfehlungen nicht einhalten, könnten in eine "mäßige bis hohe Risikokategorie" für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten fallen, so die Autoren.

So oft aufstehen wie möglich

Intensive Aktivität habe eine puffernde Wirkung, könne die negativen Wirkungen langen Sitzens aber nicht vollständig auffangen, heißt es im Fazit der Studie. So wiesen diejenigen, die täglich 30 Minuten lang intensiv Sport trieben (beispielsweise Laufen oder Radfahren), Cholesterin- und BMI-Werte auf, die denen von fünf bis zehn Jahre jüngeren Personen entsprachen, die genauso viel saßen wie sie, aber keinen Sport trieben.

Die Forschenden stellten fest, dass es offenbar effektiver ist, immer wieder mal aufzustehen und sich zu bewegen, statt nur am Ende des Tages aktiv zu werden. "Verwenden Sie einen Stehschreibtisch, machen Sie Pausen und organisieren Sie Besprechungen im Gehen, um die Sitzzeit am Arbeitsplatz zu reduzieren", rät Bruellman. "Wenn möglich, tun Sie etwas, das Sie mindestens 30 Minuten pro Tag aus der Puste bringt, oder seien Sie ein 'Wochenend-Krieger', der ein längeres, kräftiges Training absolviert, wenn Sie können."

Quelle: ntv.de, kwe

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