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Nachteil: langsameres Tippen Steh-Arbeitsplatz verbessert auch die Gehirnleistung

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Viele Menschen verbringen zu viele Stunden im Sitzen - das ist sehr ungesund. Gut, wenn man einen höhenverstellbaren Schreibtisch hat.

Viele Menschen verbringen zu viele Stunden im Sitzen - das ist sehr ungesund. Gut, wenn man einen höhenverstellbaren Schreibtisch hat.

(Foto: imago/Westend61)

Immer mal vom Schreibtisch aufzustehen und im Stehen zu arbeiten ist nicht nur gut für den Rücken, sondern auch für das Denkvermögen. Ein "aktiver Arbeitsplatz", also ein Schreibtisch mit Laufband oder Stepper, aber auch ein Stehpult kurbelt die Leistung des Gehirns an, findet eine US-Studie heraus.

Ein Schreibtisch, der mit einem Laufband oder Stepper kombiniert wird, verringert nicht nur Bewegungsmangel, sondern kann auch die Hirnleistung verbessern. Das legt zumindest eine US-amerikanische Studie nahe, deren Ergebnisse im Fachblatt "Journal of the American Heart Association" veröffentlicht wurden. Auch ein höhenverstellbares Stehpult helfe. Einziger Nachteil eines aktiven Arbeitsplatzes: Die Tippgeschwindigkeit könnte etwas leiden.

Aktion "Bewegtes Klassenzimmer": Eine Schülerin in Bremen sitzt auf einem Ergometer, während sie am Schreibtisch arbeitet.

Aktion "Bewegtes Klassenzimmer": Eine Schülerin in Bremen sitzt auf einem Ergometer, während sie am Schreibtisch arbeitet.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ob im Auto, vor dem Fernseher oder vor allem bei der Arbeit im Büro: Viele Menschen verbringen zu viele Stunden des Tages im Sitzen. Erst im vergangenen Jahr ergab ein Report der Deutschen Sporthochschule Köln und der Deutschen Krankenversicherung (DKV), dass die Menschen hierzulande durchschnittlich 9,2 Stunden an Werktagen sitzen, bei den 18- bis 29-Jährigen sind es gar mehr als 10 Stunden täglich.

Diese Zahlen sind alarmierend, denn es ist längst bekannt, dass langes Sitzen ungesund ist. Bereits 1953 zeigte eine Studie, dass Busfahrer in London, die berufsbedingt viel sitzen, ein deutlich höheres Risiko für Herzinfarkte hatten als die Fahrkartenkontrolleure, die sich mehr bewegten.

"Sitzen ist das neue Rauchen"

Seitdem haben viele Studien gezeigt, wie stark Bewegungsmangel die Lebenserwartung und die Gesundheit insgesamt beeinflusst. So untersuchten etwa australische Forscher für eine Studie, die 2012 veröffentlicht wurde, die Auswirkungen der täglichen Sitzzeit auf die Gesamtsterblichkeit anhand der Gesundheitsdaten von gut 200.000 australischen Bürgerinnen und Bürgern über 45 Jahren. In dieser Gruppe hatten diejenigen, die elf Stunden am Tag saßen, ein um 40 Prozent höheres Sterberisiko als diejenigen, die weniger als vier Stunden saßen.

Laufen und Denken: Walking Pad unter einem Schreibtisch.

Laufen und Denken: Walking Pad unter einem Schreibtisch.

(Foto: picture alliance / photothek)

"Sitzen ist das neue Rauchen, wenn es um die kardiovaskuläre Gesundheit geht, und Büroangestellte verbringen möglicherweise einen großen Teil ihres achtstündigen Arbeitstages sitzend vor einem Computerbildschirm und einer Tastatur", sagt Francisco Lopez-Jimenez, Kardiologe an der Mayo Clinik in Rochester, in einer Mitteilung. Er und sein Team haben im Rahmen einer randomisierten klinischen Studie untersucht, wie sich körperliche Bewegung mit der erforderlichen Zeit am Schreibtisch verbinden lässt und welche Auswirkungen dies auf die Arbeitsqualität hat.

Dafür ließ die Forschungsgruppe 44 Probandinnen und Probanden an vier aufeinander folgenden Tagen in verschiedenen Arbeitsumgebungen arbeiten: an einem Tag saßen sie ganz klassisch, an einem anderen Tag nutzten sie höhenverstellbare Stehpulte oder Schreibtische, die mit einem Laufband oder einem Stepper kombiniert waren.

An jedem Tag wurden die neurokognitiven Funktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer anhand von elf verschiedenen Tests analysiert. Diese Tests erfassten unter anderem logisches Denken, Kurzzeitgedächtnis und Konzentration. Auch die Feinmotorik wurde anhand eines Online-Tippgeschwindigkeitstests und anderer Experimente bewertet.

Langsameres Tippen, aber besseres logisches Denken

Tatsächlich wirkten sich weder Stehen noch Bewegung auf dem Laufband oder Stepper negativ auf die kognitiven Fähigkeiten der Probandinnen und Probanden aus - im Gegenteil: Nutzten diese immer mal wieder die aktiven Arbeitsstationen, verbesserten sich ihre Gehirnfunktionen oder blieben gleich. Ihre Tippgeschwindigkeit wurde zwar etwas langsamer, ihre Tippgenauigkeit verschlechterte sich jedoch nicht.

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Die Studie ergab auch, dass das logische Denken bei denjenigen, die während der Arbeit auch mal standen, gingen oder den Stepper nutzten, im Vergleich zu denen, die nur im Sitzen arbeiteten, verbessert wurde. Für Lopez-Jimenez ist dies ein Beweis dafür, dass es Möglichkeiten gibt, lange Arbeitstage vor einem Bildschirm zu verbringen und dabei produktiv und geistig fit zu bleiben. Er fasst zusammen: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es möglich ist, Bewegung mit Büroarbeit zu verbinden, die bisher im Sitzen erledigt wurde."

Angesichts vermeidbarer chronischer Erkrankungen sollten Möglichkeiten gefunden werden, Bewegung und Büroarbeit zu kombinieren, betont Lopez-Jimenez: "Wir täten gut daran, einen aktiven Arbeitsplatz bei der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten wie Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zu berücksichtigen."

Quelle: ntv.de, Alice Lanzke, dpa

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