Veränderte Augenbewegungen Kann man am Blick einen Hörverlust ablesen?
08.09.2023, 16:49 Uhr Artikel anhören
Wenn die Höranstrengung hoch ist, wird der Blick starr.
(Foto: imago images/Shotshop)
Augen verraten oft mehr, als man denkt. Forscher der University of Toronto decken eine Verbindung zwischen Hörvermögen und Augenbewegungen auf. Mit der neuen Methode könnte Hörverlust in Zukunft früher diagnostiziert werden.
Menschen bewegen ihre Augen weniger, wenn die Anstrengung beim Zuhören von Sprache besonders hoch ist. Das hat ein Forschungsteam der University of Toronto herausgefunden. Je schwerer es einem Menschen fällt, anderen konzentriert zuzuhören, umso starrer wird dessen Blick. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im "The Journal of Neuroscience" veröffentlicht.
Für die Untersuchung rekrutierte das Team um den Psychologen Eric Cui und dem Neurowissenschaftler Björn Herrmann junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 35 Jahren, die alle davon ausgingen, dass ihr Gehör gesund ist und zuverlässig funktioniert. Die Studienteilnehmenden durchliefen Experimente mit verschieden anstrengenden Höranforderungen. Dabei wurden die Pupillen und Augenbewegungen der Probandinnen und Probanden aufgezeichnet.
Schwere Hörbedingungen kreiert
In einem ersten Experiment wurde den Studienteilnehmenden verschiedene Wörter über Kopfhörer vorgespielt, die von bedeutungslosem Geplapper untermalt wurden. Dabei war der Bildschirm, auf den die Studienteilnehmenden sahen, leer oder zeigte ein fixiertes Quadrat. Nach jeder Sprachrunde sollten die Studienteilnehmer wiedergeben, was sie gehört hatten. Bei der Auswertung der Daten stellten die Forschenden fest, dass die Augenbewegungen bei erschwerten Hörbedingungen abnahmen. Gleichzeitig führte eine Verringerung der Augenbewegungen zu einem besseren Sprachverständnis.
Um zu sehen, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Augenbewegungen und Hörvermögen gibt, gingen die Forschenden zu einem zweiten Experiment über. Bei diesem wurde den Studienteilnehmenden kurze Sätze eingespielt, während sich gleichzeitig ein Punkt auf dem Monitor vor ihnen bewegte. Bei der Auswertung der Daten des anschließenden Hörverständnis-Tests zeigte sich auch hier, dass die Augenbewegungen bei erhöhter Höranstrengung abnahmen.
Besonders schweres drittes Experiment
Bei einem dritten Experiment wurde es den Probanden und Probandinnen besonders schwer gemacht. Die Studienteilnehmenden sollten zwei knapp elfminütigen Geschichten aus dem Podcast "The Moth" zuhören. Dabei wurde in einer Geschichte die Reihenfolge der Erzählung umgekehrt. Die Geschichte mit der richtigen Reihenfolge wurde mit menschlichem Geplapper in verschiedenen Lautstärken übertönt. Gleichzeitig wurden auf den Monitoren, auf die die Personen schauten, sechzehn sich zufällig bewegende Punkte gezeigt. Im Anschluss daran folgte der Hörverständnistest.
Bei der Auswertung der Daten des dritten Experiments erhielten die Forschenden die gleichen Ergebnisse wie bei den vorherigen Experimenten: Mit gestiegenen Höranforderungen nimmt die Zahl der Augenbewegungen ab - egal, was auf den Monitoren gezeigt wurde. "Aus klinischer Sicht bestehen die nächsten Schritte sicherlich darin, zu untersuchen, ob Augenbewegungen auch bei älteren Erwachsenen auf eine Höranstrengung hinweisen, denn für diese Bevölkerungsgruppe könnte unser neuer Ansatz am nützlichsten sein", wird Herrmann von Medical Xpress zitiert. Die neue Methode könnte bei der Beurteilung helfen, wie sehr eine Person von der Verschreibung eines Hörgeräts profitiert, ergänzt der Fachmann.
Quelle: ntv.de, jaz