13 Tote in Berliner Pflegeheim Kegeltreffen führte zu frühem Corona-Ausbruch
25.03.2022, 12:41 Uhr
Das betroffene Pflegeheim im Neuköllner Stadtteil Britz. Hunderte Menschen mussten damals in Quarantäne.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-zb-Zentralbild)
Es war eines der ersten Superspreading-Events in Deutschland: Zu Beginn der Corona-Pandemie hält ein Berliner Pflegeheim eine Kegel-Veranstaltung ab. Eine Studie rekonstruiert nun den daraus resultierenden Ausbruch mit zahlreichen Toten.
Eine Kegel-Veranstaltung in einem Berliner Pflegeheim zu Beginn der Pandemie hat zu einem der ersten Corona-Ausbrüche in Deutschland geführt. Infolge des Treffens im Berliner Bezirk Neukölln sind 13 Menschen gestorben. Eine neue Studie des Gesundheitsamts Neukölln, die in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht wurde, untersucht den Vorfall von Anfang März 2020.
Die Forschenden unter der Leitung von Erstautorin Alexandra Roth zeichnen darin das Treffen nach. Es fand statt, kurz nachdem der erste Corona-Fall in der Hauptstadt entdeckt wurde und kurz bevor der Berliner Senat erste Eindämmungsmaßnahmen auf den Weg bringen sollte. Organisiert hatte die Veranstaltung ein 82-jähriger Freiwilliger, es nahmen zahlreiche Heimbewohnerinnen und -bewohner mit teils schweren Vorerkrankungen teil.
Neun Tage später wurde der Freiwillige bei einem Routinetest positiv auf Covid-19 getestet, heißt es in der Studie. In den nächsten Tagen entwickelte er eine Lungenentzündung, knapp zwei Wochen später starb der 82-Jährige. Nach Meldung des positiven Tests leiteten das Gesundheitsamt Neukölln und die Heimleitung umgehend Schutzmaßnahmen ein. Wer Kontakt zum Ausgangspatienten hatte, musste in Quarantäne, die Bewohnerinnen und Bewohner des Heims wurden separiert.
Laut Studie wurden über einen Zeitraum von fünf Wochen bei Bewohnerinnen und Bewohnern, Angestellten sowie Angehörigen regelmäßig PCR-Tests durchgeführt. Insgesamt erkrankten 61 Personen an Sars-Cov-2 im Zusammenhang mit dem Ausbruch. Zwölf Seniorinnen und Senioren und der Ersterkrankte starben infolge der Infektion.
Zwei weitere Ausbrüche
Die Forschenden beschreiben zwei weitere Ausbrüche in angegliederten Einrichtungen. Diese ereigneten sich nur kurz nach dem ersten Ausbruch, die Erstübertragung ging ebenfalls von Beschäftigten aus. Insgesamt starben infolge dieser drei Ausbrüche 17 Personen. 502 Heimbewohnerinnen und -bewohner und 444 Angestellte mussten sich in Quarantäne begeben. 87 Menschen infizierten sich mit dem Virus.
"Der Ausbruch im März 2020 hat uns getroffen, da die Pandemie noch ganz am Anfang stand und wir alle nicht genau wussten, wie wir mit der Situation umgehen sollten. Weder Richtlinien vom RKI noch von anderen öffentlichen Stellen waren vorhanden", sagte Stefan Perkiewicz, Einrichtungsleiter des Pflegeheims, der "BZ". Schutzmittel wie Masken und Kittel hätten damals nur in sehr geringem Maße zur Verfügung gestanden.
Ziel der Studie war es, durch die wissenschaftliche Aufarbeitung des Falls Infektionswege und eingeleitete Maßnahmen nachzuvollziehen. Studienautorin Roth unterstreicht dabei die Wichtigkeit einer engen Abstimmung der Pflegeheime mit den jeweiligen Gesundheitsämtern. Es gelte etwa, bereits im Voraus Pandemie-Pläne zu entwickeln, um so zukünftige Ausbrüche in Pflegeheimen zu vermeiden und die vulnerable Gruppe der Bewohnerinnen und Bewohner besser zu schützen.
Quelle: ntv.de, mdi