Australische Metastudie Männer mit wenig Testosteron haben höheres Sterberisiko
15.05.2024, 17:11 Uhr Artikel anhören
Auch Männer, die gesund leben, haben laut der Metastudie mit einem niedrigen Testosteronspiegel ein höheres Sterberisiko.
(Foto: IMAGO/Panthermedia)
Eine australische Metastudie belegt, dass bei alternden Männern ein niedriger Testosteronspiegel die Lebenserwartung senkt. Bei besonders schlechten Werten erhöht sich das Risiko deutlich, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben.
Testosteron reguliert bei Männern die Entwicklung der Geschlechtsorgane und ist wichtig sowohl für die Libido als auch für den Aufbau der Muskelmasse. Dass das Hormon auch Auswirkungen auf die Gesundheit von Männern hat, wurde bereits in mehreren Studien festgestellt, allerdings mit widersprüchlichen Befunden.
Wissenschaftler der University of Western Australia (UWA) haben daher in einer internationalen Zusammenarbeit eine umfangreiche Meta-Analyse von elf Forschungsarbeiten durchgeführt. Die in den "Annals of Internal Medicineopens" veröffentlichten Ergebnisse bestätigen, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Testosteronspiegel und Sterberisiko bei älteren Männern gibt.
Elf Studien mit 24.000 Teilnehmern analysiert
An den elf analysierten Studien nahmen insgesamt mehr als 24.000 Männer teil. Je nach Forschungsarbeit reichte ihr Durchschnittsalter von 49 bis 76 Jahren. Bei ihnen wurde die Testosteron-Konzentration mittels Massenspektrometrie gemessen und mindestens fünf Jahre lang beobachtet. Anhand individueller Patientendaten (IPD) wurden die Zusammenhänge zwischen der Hormonkonzentration, dem relativen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, den dadurch verursachten Todesfällen und der Gesamtmortalität zusammengefasst.
In einem der Studie beigefügten Leitartikel lobt Bradley Anawalt von der University of Washington School of Medicine in Seattle den Ansatz. Die Massenspektrometrie gelte als die genaueste Methode zur Messung von Testosteron, zitiert ihn"MedPage Today". Außerdem wurde die Analyse von Kovariaten bereinigt. Dabei handelt es sich um mögliche Variablen, die Einfluss auf die Ergebnisse haben konnten. Dazu gehören Alter, Body-Mass-Index, Familienstand, Alkoholkonsum, Rauchen, körperliche Aktivität, Bluthochdruck, Diabetes, Kreatininkonzentration, Verhältnis von Gesamt- zu High-Density-Lipoprotein-Cholesterin und Verwendung von Lipidmedikamenten.
Eindeutige Ergebnisse
Die Ergebnisse der Metastudie sind eindeutig. Sie zeigten, dass Männer mit einer sehr niedrigen Testosteron-Konzentration im Blutserum ein erhöhtes Risiko hätten, an einer kardiovaskulären Erkrankung zu sterben, sagt Hauptautor Bu Yeap. Ebenso sei die Gesamtmortalität höher, die anzeigt, wie viele Menschen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe in einem bestimmten Zeitraum sterben.
Laut "MedPage Today" untersuchte die Meta-Analyse die Ergebnisse auch in Bezug auf die Konzentrationen anderer Hormone. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Assoziation von niedrigeren Testosteron-Konzentrationen mit einer höheren Gesamtmortalität unabhängig davon und damit der vermutliche Hauptfaktor sei, erklärt Yeap.
Anders verhält es sich mit Sexualhormon-bindendem Globulin (SHBG), das eine wichtige Rolle bei der Regulation der Konzentrationen von Sexualhormonen im Körper spielt. Männer mit niedrigeren Testosteron-Konzentrationen und normalem oder hohem SHBG hätten ein erhöhtes Sterberisiko gehabt, diejenigen mit niedrigeren Testosteron-Konzentrationen und niedrigem SHBG dagegen ein geringeres, sagte Yeap. "Dies steht im Einklang mit der Tatsache, dass Männer niedrigere Testosteron-Konzentrationen bei niedrigem SHBG haben können, ohne hypogonadal zu sein." Hypogonadal bedeutet, dass Hoden nicht ausreichend Hormone produzieren.
"Insgesamt stützen diese epidemiologischen Daten die Hypothese, dass Hypogonadismus mit einer höheren kardiovaskulären und/oder Gesamtmortalität verbunden ist", zieht Bradley Anawalt Resümee. "Die Daten stützen auch die Hypothese des freien Testosterons, die besagt, dass ungebundenes Testosteron die aktive Form des Hormons ist - eine Hypothese, die etwas umstritten ist."
Quelle: ntv.de, kwe