Gefahr von Virusmutationen Mann hat zwei Jahre lang durchgehend Corona
16.09.2025, 18:23 Uhr Artikel anhören
Ein SARS-CoV-2-Viruspartikel unter dem Elektronenmikroskop.
(Foto: picture alliance / BSIP)
Über zwei Jahre Corona am Stück: Ein HIV-Patient in den USA kämpft über 750 Tage mit einer akuten Covid-19-Infektion. Forschende sehen darin ein Warnsignal. Langzeitinfektionen könnten dem Virus die Chance geben, sich weiterzuentwickeln und gefährlichere Varianten hervorzubringen.
Ein bisher einzigartiger Fall: Ein immungeschwächter Mann aus den USA litt mehr als 750 Tage an einer akuten Covid-19-Infektion, heißt es in einer neuen Studie. Über zwei Jahre hinweg zeigte der HIV-Patient demnach anhaltende Atemwegssymptome, musste fünfmal ins Krankenhaus eingeliefert werden und war durchgehend mit SARS-CoV-2 infiziert. Anders als bei Long Covid ging es hier nicht um Nachwirkungen einer überstandenen Infektion, sondern um eine viral aktive Phase, die mehr als zwei Jahre anhielt, schreibt das Forschungsteam im renommierten Fachmagazin "The Lancet".
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen, dass solche chronischen Infektionen nicht nur ein Problem für Risikopatienten sind. "Langfristige Infektionen geben dem Virus Zeit, Wege zu finden, um Zellen effizienter zu befallen", erklärt Studienautor William Hanage, Epidemiologe an der Harvard University. Studien deuteten darauf hin, dass genau solche Fälle zur Entstehung von ansteckenderen Virusvarianten wie Omikron beigetragen haben könnten. "Die wirksame Behandlung solcher Infektionen ist daher nicht nur für den Patienten selbst, sondern auch für die öffentliche Gesundheit entscheidend", so Hanage.
Gefahr von Langzeitinfektionen
Eine genetische Analyse von Virusproben, die zwischen März 2021 und Juli 2022 entnommen wurden, zeigte, dass sich das Virus im Körper des Mannes ähnlich schnell veränderte wie in einer gesamten Bevölkerung. Auffällig: Mehrere Mutationen ähnelten jenen der späteren Omikron-Variante. Innerhalb eines einzigen Patienten wiederholte sich also ein Teil der Evolution, die zu einer der ansteckendsten Varianten der Pandemie geführt hat.
Der Patient, ein 41-Jähriger mit unbehandeltem, fortgeschrittenem HIV, hatte eine extrem niedrige Zahl an Helfer-T-Zellen - nur 35 pro Mikroliter Blut statt der üblichen 500 bis 1500. Dadurch konnte sich das Virus so lange halten, heißt es in der Studie. Glücklicherweise war es in diesem Fall offenbar kaum übertragbar. Doch Experten warnen: Das müsse nicht immer so sein. "Langzeitinfektionen könnten auch Varianten hervorbringen, die sich leichter verbreiten", schreiben die Forschenden um Joseline Velasquez-Reyes von der Boston University.
Um das Risiko neuer, gefährlicher Mutationen zu verringern, raten Fachleute weiterhin zu Schutzmaßnahmen: Impfungen sollten auf dem aktuellen Stand sein, und in vollen, schlecht belüfteten Räumen können Masken ein wirksamer Schutz bleiben. Vor allem aber sei der Zugang zu schneller Diagnose und Therapie entscheidend, um solche Extremfälle zu verhindern.
Quelle: ntv.de, hny