Gibt "Stratus" Grund zur Sorge? Neue Corona-Variante breitet sich rasant aus
09.09.2025, 18:42 Uhr Artikel anhören
Von SARS-CoV-2 befallene Zelle (rot) unter dem Elektronenmikroskop
(Foto: picture alliance / BSIP)
Das Coronavirus ist zurück: Die neue Stratus-Variante XFG macht sich derzeit in Deutschland breit - und sorgt für steigende Infektionszahlen. ntv.de erklärt, wie gefährlich die Mutante ist, mit welchen Symptomen man rechnen muss und wer sich impfen lassen sollte.
Die Sommerferien sind vorbei, der Herbst steht vor der Tür und mit ihm kehrt auch das Coronavirus zurück. Zwar hat der Erreger seinen Schrecken längst verloren, aber auch fünf Jahre nach der Pandemie sorgt er immer noch für Infektionen. Im aktuellen ARE-Wochenbericht stellt das Robert-Koch-Institut (RKI) fest: "In den letzten Wochen zeigte sich in allen Systemen eine Zunahme der SARS-CoV-2-Aktivität, ausgehend von einem niedrigen Niveau." Angetrieben wird das Infektionsgeschehen aktuell von einer neuen Corona-Variante: XFG, auch Stratus genannt.
Sie ist eine Rekombination aus den zwei bereits bekannten Varianten LF.7 und LP.8.1.2. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weisen die Spike-Proteine von Stratus spezifische Mutationen auf, die der Variante ermöglichen könnten, der Immunabwehr noch besser auszuweichen als ihre Vorgänger. Womöglich einer der Gründe für den globalen Siegeszug von XFG. Erst Anfang Juli kamen erste Berichte aus Südostasien, dass sich dort innerhalb kürzester Zeit immer mehr Menschen mit einer neuen Virus-Variante infizieren.
Jetzt, keine drei Monate später, ist Stratus auch in Deutschland die dominante Variante. Laut RKI ist sie für rund 65 Prozent aller nachgewiesenen Covid-Infektionen verantwortlich. Die zuvor führende Nimbus-Variante (NB.1.8.1) macht inzwischen nicht mal mehr ein Viertel der Fälle aus. Und auch international ist Stratus auf dem Vormarsch: Daten der WHO zufolge nahm der Anteil bei Proben im Juli weltweit von knapp 7 auf mehr als 22 Prozent zu - innerhalb von nur wenigen Wochen seit dem ersten Auftauchen. Heute liegt der Anteil der Variante bei über 66 Prozent. Besonders in Europa macht sie aktuell beträchtliche Fortschritte.
Wie Rasierklingen im Hals
Einen Grund zur Sorge gibt es trotzdem nicht, beruhigen führende Experten. Die öffentliche Gesundheitsgefährdung ist laut WHO "gering", auch weil bislang keine Hinweise auf erhöhte Schweregrade oder Sterblichkeit durch Stratus vorliegen.
Dennoch kann eine Infektion unangenehm werden. Patienten klagen über Heiserkeit und ein zum Teil sehr schmerzhaftes Kratzen im Hals. Berichte von US-Patienten beschreiben die Halsschmerzen sogar als "rasierklingenartig" - ein Symptom, das bei früheren Varianten eher untypisch war. Hinzu kommen im Falle einer Infektion aber auch altbekannte Beschwerden wie Fieber, trockener Husten, Halsweh, Müdigkeit und Durchfall.
Wer unbedingt wissen möchte, ob er sich tatsächlich mit Corona und nicht etwa einem anderen Virus infiziert hat, kann nach wie vor einen Antigen-Schnelltest machen. Da sowohl Nimbus als auch Stratus aus der Omikron-Familie stammen, funktionieren diese Tests weiterhin recht zuverlässig. Vorausgesetzt, sie haben ihr Haltbarkeitsdatum nicht überschritten und wurden bei der empfohlenen Temperatur gelagert. Konsequenzen im Fall eines positiven Befunds gibt es allerdings nicht (mehr). Eine Corona-Infektion sollte wie auch eine Erkältung oder Grippe mit viel Ruhe und Tee zu Hause auskuriert werden.
Warum heißt die Variante eigentlich Stratus?
Eine Auffrischungsimpfung empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Menschen ab 60 Jahren, Personen mit Vorerkrankungen oder Beschäftigte, die im Gesundheitsbereich tätig sind. In der Regel sollten dann nach der letzten Impfung oder Infektion zwölf Monate vergangen sein. Der beste Zeitpunkt ist laut Stiko im Herbst. Experten gehen davon aus, dass die derzeit zugelassenen Covid-19-Impfstoffe auch bei Stratus und Nimbus vor schweren Krankheitsverläufen schützen.
Übrigens: Nimbus und Stratus sind die ersten Varianten, die seit Pirola (BA.2.86) vor fast zwei Jahren einen Spitznamen erhalten haben. Diesmal hätten sie sich für Arten von Wolken entschieden, zuvor waren es Fabelwesen (Orthrus, Kraken) oder astronomische Name (Eris, Pirola), erklärt Ryan Gregory von der University of Guelph in Kanada. Er ist Teil einer Wissenschaftsgruppe, die inoffizielle Spitznamen für Covid-Varianten vergibt, die wahrscheinlich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen. So auch im Fall von Nimbus und Stratus: "Sie sind die beiden Hauptvarianten, die weltweit um die Vorherrschaft konkurrieren", sagt Gregory. "Jede von ihnen hat das Potenzial, eine Infektionswelle auszulösen."
Quelle: ntv.de